Dienstag, 21. Mai 2024

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Forderung nach sicherer Software

Zum inzwischen 33.ten mal hatte die Gesellschaft für Informatik ihre Mitglieder und Gäste zu ihrer Jahrestagung geladen. Vom 29. September bis 2. Oktober trafen sich in Frankfurt am Main rund 900 IT-Experten aus allen Bereichen, um aktuelle Trends der Branche auszuloten und zu erörtern. Im Fokus stand dabei aber immer wieder vor allem ein Thema: die Sicherheit. Denn angesichts immer neuer Virusattacken und zunehmender Verwendung von komplexer Elektronik etwa in Fahrzeugen wird der Ruf laut nach Ausfallsicherheit und höherer Verlässlichkeit von Programmen und Betriebssystemen.

Mirko Smiljanic | 04.10.2003
    Auch auf der Jahrestagung der Gesellschaftt für Informatik (GI) drehte sich einiges um der Deutschen liebstes Spielzeug – das Auto. Motorsteuerung, ABS, Airbag, Radar – ohne rechnergesteuerte Bordnetze geht beim modernen Auto gar nichts mehr. Tendenz: rasant steigend! 2010, so prognostizieren Fachleute, werde in jedem PKW Software im Wert von 1.400 Euro stecken. Das klingt nach riesigem Geschäft, was es auch wäre, wenn die technischen Probleme nicht noch größer wären. Automobile erfordern auf der einen Seite sehr sichere Netzwerke, auf der anderen Seite sind ihre heutigen Architekturen eher unsicher: So muss ein Bordnetz etwa mit mehr als zehn unterschiedliche Betriebssystem zurecht kommen – zu viel für den sicherheitsrelevanten Bereich "PKW". Aus diesem Grund fordern Fachleute,...

    ... dass man den Entwicklungsprozess so unter Kontrolle hat, dass nur stabile und sicherheitsgeprüfte Software ins Fahrzeug kommt, und letztendlich, wenn die Software dann ins Fahrzeug eingespielt wird, auch Test- und Prüfalgorithmen laufen, damit die Gesamtkonformität im Fahrzeug noch gewährleistet ist, ...

    ... was aber selbst für Dr. Ulrich Weinmann, Geschäftsführer der BMW Car IT GmbH, nur mit sehr großem Aufwand zu erreichen ist: Einheitliche Systeme sind nicht in Sicht, außerdem mangelt es bei der Softwareentwicklung an ingenieurwissenschaftlichen Prinzipien. Ein weiteres Problem ist die Öffnung der Bordnetze: Viren und Würmer bis hin zu Hackerattacken machen zukünftig das Autofahren unsicher. Dieses Problem lässt sich nur mit massiven Schutzmassnahmen lösen, etwa durch Firewalls oder galvanisches Trennen von Bereichen unterschiedlicher Sicherheitsstufen. Allerdings ist nicht nur das Auto ein informationstechnisch unsicherer Ort, Probleme bereiten zunehmend lokale drahtlose Netzwerke. Dr. Udo Helmbrecht, Präsident des Bonner Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik, möchte in zwei Richtungen aktiv werden.

    Das eine ist, Anwender mehr zu sensibilisieren, dahingehend, dass sie bekannte Sicherheitspatches herunter laden und Sicherheitseinstellungen an ihren Geräten vornehmen, und auf der anderen Seite, dass die Hersteller hier bei dem Thema Würmer – Microsoft – mehr dahin gehen, Geräte so auszuliefern, dass sie im Auslieferungszustand sichere Grundeinstellungen für den Anwender haben.

    Neben der Software-Sicherheit, beschäftigten sich weitere Vorträge unter anderem mit intelligenten Benutzeroberflächen, mit zukünftigen Chiparchitekturen, mit der Zukunft der World Wide Web und mit Fragen rund um den Datenschutz. Wirklich brisant wurde es aber erst auf einer Podiumsdiskussion über eine internationale Vereinheitlichung des Informatikstudiums. Zukünftig – forderten einige Teilnehmer – sollen nicht nur Universitäten, sondern auch Firmen für Informatiker die Abschlüsse "Bachelor" und "Master of Science" vergeben. Ein Sturm der Entrüstung war die Folge. Wolffried Stucky, Professor für Informatik an der Universität Karlsruhe.

    Wenn ich den Bachelor of Science arbeitsprozessorientiert machen kann, so nebenbei, und dann noch den Master, wozu brauchen wir dann noch Universitäten. Das sieht doch so aus, dass man die Universitäten auf kaltem Wege in ihrem Umfang beschneiden möchte.

    Dieses Thema wird auf der GI-Jahrestagung 2004 in Ulm ganz oben auf der Tagesordnung stehen.