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Formel 1 oder Familie

Als Chauffeur arbeitete Hans-Peter Fassbender bei der Formel 1. Überall auf der Welt war er unterwegs, so lange, bis ihn seine Frau vor die Wahl stellte: Formel 1 oder Familie.

Von Martin Winkelheide |
    "Die riefen an. 'Herr Fassbender. Wir haben einen Auftrag. Machen Sie, ja oder nein?' Dann kamen die Verhandlungen über das Finanzielle. Dann wurde der erledigt, und dann ging es auf ein Neues."

    Hans-Peter Fassbender ist 49 Jahre alt. Er ist gelernter Huf- und Kunstschmied, ausgebildeter Schlosser, Schweißer und Personenschützer. Er hat schon in vielen Berufen und an vielen Orten gearbeitet; in einem Bonner Ministerium; er hat für eine Firma Konserven durch Skandinavien transportiert; und er hat Prominente chauffiert - für die Formel 1. Hans-Peter Fassbender hat die Welt gesehen.

    "Bis nach Australien, wo die Formal 1 halt anfängt. Von da aus durch ganz Europa, und überall, wo die Formel 1 war, war der Herr Fassbender zu der Zeit auch. Man steht vorne dabei. Man sieht die eleganten Leute, die man normalerweise nur aus dem Fernsehen kennt, und man gehört dazu - in Anführungszeichen. Man ist auch nur Fahrer da. Ich hab die Leute nur hin und hergefahren. Aber man war dabei. Man hat in den schicksten Hotels gegessen, in den schicksten Hotels übernachtet."

    Zu Hause war er selten. Nach der eigentlichen Formel-1-Saison kamen die Wohltätigkeitsempfänge und Bälle. Nur über Weihnachten gab es eine kurze Ruhepause.

    "Ich war nur unterwegs, viel unterwegs, ja und dann kam der Punkt. Meine Frau sagte definitiv: entweder oder. Und das war das Wichtigere. Ja, ich hatte in dem Jahr mich so verändert. Das ist mir persönlich nicht aufgefallen, aber meinen Freunden. Die haben gesagt: Mach was dran. Du gehst vor die Hunde. Obwohl ich den Job einem sehr guten Bekannten empfohlen habe. Und der ist jetzt, heute noch dabei. Und der bedankt sich. Der ist weder verheiratet, der hat keine Kinder, der ist nur für sich da. Und bei dem klappt das wunderbar."

    Hans-Peter Fassbender hat sein Leben geändert. Er hat entschieden, in seinen eigentlichen Beruf zurückzukehren - und als Schlosser zu arbeiten.

    "Ich hatte nie Existenzängste, wie das einige Leute kennen. Die sagen: Mensch ich habe keinen Job mehr, wie soll ich morgen meine Brötchen bezahlen? Die hatte ich nie. Ich weiß, dass ich arbeiten kann. Ich hätte auch bei der Müllabfuhr gearbeitet. Egal, ich hätte was gefunden. Klar, im ersten Moment auch für was kleineres Geld, aber ich hätte mich in dem Job beweisen können und zeigen können, dass ich was kann. Und dass ich auch versuche, was zu verändern, wenn etwas zu verändern ist."

    Über eine Bonner Zeitarbeitsagentur ist Hans-Peter Fassbender an verschiedene Firmen vermittelt worden.

    "Ich bin noch nie irgendwo gekündigt worden. Ich wollte immer arbeiten, ich wusste auch immer: Der Herr Fassbinder, der kann arbeiten, der will arbeiten und der kann auch Leute überzeugen. Und das habe ich bis heute beibehalten."

    Jetzt hat Hans-Peter Fassbender einen festen Vertrag unterschrieben; bei einer Firma, die Container herstellt.

    "Wir haben uns vor zwei Jahren ein Haus gekauft, ein altes Fachwerkhaus in der Eifel. Und wir haben vor, das jetzt zu renovieren."

    Sein Leben ist ruhiger geworden - verglichen mit seiner Zeit als Chauffeur für die Formel 1, sagt Hans-Peter Fassbender.