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Forschen auf Augenhöhe

Zum zweiten Mal trafen sich Wissenschaftler aus aller Welt, um gemeinsam Standards für ihre Arbeit zu entwickeln. Wichtigste Punkte: eine international gleich gute wissenschaftliche Praxis und der freie Zugang zu Forschungsergebnissen anderer Wissenschaftler.

Von Anja Nehls | 29.05.2013
    Drei Tage wurde debattiert und diskutiert und mal nicht geforscht. Den Teilnehmern am "Global Research Council" ging es dabei vor allem um zwei Schwerpunkte, die die internationale Zusammenarbeit von Forschungseinrichtungen und Förderorganisationen verbessern sollen: Der Beschluss eines gemeinsamen Grundsatzpapiers zu "guter wissenschaftlicher Praxis" und die Verabschiedung eines Aktionsplans zur Umsetzung des freien Zugangs von Forschern zu wissenschaftlichen Publikationen. 70 internationale Forschungs- und Förderorganisationen haben sich in Berlin auf Einladung der Deutschen Forschungsgemeinschaft getroffen. Für Professor Glaucius Oliva vom brasilianischen nationalen Forschungsrat, der die Veranstaltung in Berlin mitorganisiert hat, ist dabei der gemeinsame wissenschaftliche Ehrenkodex besonders wichtig:

    "Wissenschaft basiert auf Vertrauen in die Arbeit von anderen Wissenschaftlern und Instituten. Es ist wichtig, dass Förderorganisationen zusammen mit Instituten und Wissenschaftlern strenge Richtlinien haben, die die Forscher und Institute unterstützen, damit sie die Wissenschaft verantwortungsvoll vorantreiben können."

    Die 70 Forschungs- und Förderorganisationen repräsentieren 80 Prozent des weltweiten Fördervolumens für öffentliche Forschung. Um Regierungs- oder Industrieforschung geht es nicht. Mit in Berlin dabei sind z. B. die National Science Foundation der USA, brasilianische, chinesische und indische Organisationen, Science Europe als Verband der europäischen Förderorganisationen, aber auch wichtige Forschungsinstitute wie z. B. die Chinese Academy of Sciences, die Max-Planck-Gesellschaft, verschiedene Universitätsverbände und die deutsche und europäische Rektorenkonferenz.

    Erst im vergangenen Jahr war in Washington der "Global Research Council gegründet worden, um sich in Zukunft regelmäßig über weltweite Probleme der Wissenschaft und Forschung auszutauschen und Lösungen zu erarbeiten. Abgestimmt haben sich die Teilnehmer deshalb unter anderem über gemeinsame Grundsätze für "gute wissenschaftliche Praxis". Für Dr. Jörg Schneider von der Deutschen Forschungsgemeinschaft sind dabei Ehrlichkeit, Sauberkeit und Transparenz ganz wichtig. Denn in verschiedenen Ländern und Kulturen gibt es unterschiedliche Standards:

    "Wir haben Gesellschaften, da ist es nicht so schlimm, wenn man mal vielleicht eine bestimmte Kontrolle nicht noch mal macht. Da ist man einfach ein bisschen relaxter. Die forschen nicht schlechter. Es ist aber in anderen Ländern wiederum üblich, dass man sagt, ich sichere alles ab. Wenn ich eine Theorie veröffentliche, dann ist die so wasserdicht, dass man mir nicht nach ein paar Wochen nachweisen kann, ich habe geschludert. In der Kooperation zwischen zwei Forschern in diesem Bereich ist es ganz wichtig, dass man sich aufeinander verlassen kann. In beide Richtungen."

    Deshalb haben die Teilnehmer des Treffens diesbezüglich eine Art Ehrenkodex verabschiedet.
    Der ist auch für die Zusammenarbeit mit Forschern und Geldgebern wichtig, meint Dr. Jörg Schneider:

    "Erstens entstehen weltweit immer wieder neue Förderorganisationen und auch die brauchen Standards, nach denen sie erreicht werden, das wollen wir ihnen sozusagen als Beispiele als Muster vorgeben. Und dann gibt es durchaus ja auch Systeme, in denen nicht so die ganz große Freiheit herrscht, wo es ganz schwer ist, für Förder- und Forschungsorganisationen sich gegenüber der Politik durchzusetzen. Und da ist es gar nicht schlecht, wenn die sagen können, wenn wir international anerkannt werden wollen, dann gibt’s hier so einen Ehrenkodex und an den müssen wir uns halten".

    Dass Forscher möglichst einen freien ungehinderten Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen weltweit haben sollen, war das zweite wichtige Thema der Konferenz. Hier soll ein Aktionsplan für verschiedene Länder Möglichkeiten aufzeigen, wie so ein freier Zugang organisiert und finanziert werden kann.

    "Also technisch ist das gar kein Problem. Die Frage ist das Urheberrecht. Wenn ich selber etwas publizieren will als Wissenschaftler, dann kann ich das jederzeit ins Internet stellen. Aber wir brauchen Qualitätsgarantien. Und die Qualitätsgarantien kommen durch die großen und die kleinen Zeitschriften, die Fachzeitschriften, die ein System der Qualitätssicherung haben und das kostet Geld und das muss irgendwie berücksichtigt werden."

    Der nächste "Global Research Council" wird in Peking stattfinden. Dabei wird es unter anderem um die Situation von Nachwuchswissenschaftlern weltweit gehen. Gastgeber werden dann gemeinsam China und Kanada sein.

    Weitere Infos:
    Die Ergebnisse des "Global Research Councils" in Berlin - Pressemitteilung der Deutschen Forschungsgesellschaft