Matthias Kaczorowski blickt aus dem 13. Stockwerk des Kommissionsgebäudes auf Brüssel und lacht: Vor ihm liegen zwei Jahre China, bezahlt aus dem EU-Haushalt. Kaczorowski gehört zu den 30 jungen Forschern, die sich mit ihren Projekten für ein EU-Stipendium in China, qualifiziert haben. Es war sein Professor am Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt in Göttingen, der den Doktoranden auf das Programm hingewiesen hatte. Mit China hatte Kaczorowski bis dahin überhaupt nichts zu tun, aber mal etwas ganz Anderes zu machen, und das in seinem Fachbereich, das reizte ihn sofort. Und große Verpflichtungen hat er zuhause nicht:
"Mit Familie wäre es sicher schwieriger geworden."
Matthias Kaczorowski geht für seine zwei Chinajahre an die Uni in Hongkong, wo man sich ebenfalls mit Turbulenzforschung beschäftigt – aber mit einem experimentellen Ansatz und damit ganz anders als Kaczorowski das aus Göttingen kennt.
"Von daher finde ich das sehr interessant, dort hinzugehen und halt beide Richtungen irgendwo zu kombinieren. Einmal den experimentellen Teil der Chinesen, in diesem Fall, und unseren numerischen Teil, und dann mal zu gucken, wie man das überein bringen kann."
Mit dem STF-Programm verbinden die Verantwortlichen in der EU-Kommission und im Europäischem Parlament große Hoffnungen: Das Interesse an China soll geweckt werden, am Austausch von Wissen mit einem immer interessanteren Forschungsstandort. Denn bisher ist Europa weit attraktiver für junge chinesische Wissenschaftler als umgekehrt China für junge europäische Forscher. Zu Unrecht, findet Moritz de Greck. Der Arzt hat sich im letzten Jahr schon mal an seinem Wunschstudienort, der Peking-Universität, umgesehen:
"Die Menschen sind so herzlich und weltoffen. Die nehmen einen da so freundlich auf. Das mit der Luftverschmutzung kriegt man tatsächlich zu spüren. Die Luft in Peking ist sehr schlecht und die Arbeitsbedingungen, wo ich dann auch erstmal dachte: Wie läuft das mit dem Internet? Ist da Internetzensur? Da war nichts, also die hatten ne gute Internetanbindung, die hatten ne erstklassige Rechnerausstattung. Ich hab mir das da angeguckt und ab dem ersten Tag war für mich klar: Ich will da unbedingt hin. Der Direktor von dem Laboratorium, wo ich hingehe, das ist ein anerkannter Fachmann auf dem Gebiet. Also da erwarte ich einfach, dass ich sehr viel Know-How kriege, was mir sehr weiterhilft bei meiner Studie."
Für das EU-China-Stipendium kann sich jeder junge Wissenschaftler aus einem EU-Land bewerben, der einen Master hat und mindestens zwei Jahren Forschungserfahrung oder eine Promotion. Inhaltlich variieren die Projekte der EU-China-Stipendiaten von Biomarkern beim Röntgen über die genetischen Ressourcen der Brombeere und Sicherheitsanalysen von Kernkraftwerken bis hin zu kulturellen Differenzen im Empathieverhalten- Das ist Moritz de Grecks Thema:
"Wir wollen untersuchen, ob zum Beispiel Leute, die in der chinesischen Kultur aufgewachsen sind, andere Hirnaktivierungen bei der gleichen Aufgabe haben im Vergleich zu Leuten, die in der westlichen Kultur aufgewachsen sind."
Doch vor der Forschung kommt die Sprache: Als erstes machen die 30 europäischen Forscher einen sechsmonatigen Intensivkurs Chinesisch. Aurelien Stadler, ein Medizinforscher von der Universität Freiburg, freut sich auf die Herausforderung, bezweifelt allerdings, dass er sich anschließend mit seinen chinesischen Kollegen in deren Sprache unterhalten kann:
"Ich hoffe, das reicht um zu überleben. Doch werde ich schon ein bisschen Sprechen müssen, um dort zu arbeiten, denn Englisch ist auch nicht immer perfekt dort."
Jeder EU-China-Stipendiat erhält monatlich 1800 Euro, dazu bezahlt die EU-Kommission einmal im Jahr die Teilnahme an einer Fach-Konferenz und einen Heimflug. Für Stefan Metzger, der schon jetzt in China über klimaschädliche Emissionen arbeitet, war die Höhe der Unterstützung mit ein Grund, um sich für das STF-Stipendium zu bewerben:
"Das interessante war, zunächst einmal mein Gehalt aufzubessern, muss ich ganz klar sagen. Und ein ganz klares Plus: Man kommt hier auch einfach mal dazu, Leute aus anderen Gebieten kennenzulernen, die sich teilweise auch überlappen, und somit in der Zukunft eventuell eigene Projekte zu beantragen."
Negativ ist den jungen Wissenschaftler aus Deutschland bisher nur eines aufgefallen: die Reaktion ihrer Bekannten auf ihren Entschluss, zwei Jahre in China zu forschen.
"Als ich meinen Freunden erzählt habe, dass ich nach China gehen wollte, kamen immer nur politische Fragen. Die sind schon richtig und es sind wichtige Punkte, aber die kamem immer von Leuten, die hatten keine Ahnung, die waren nie dort, die kennen die Kultur auch nicht. Und das war für mich eher ein Grund, in dieses Land zu gehen, um diese Kultur kennenzulernen und auch alles besser verstehen zu können."
Mehr Informationen:
www.euchinastf.eu
"Mit Familie wäre es sicher schwieriger geworden."
Matthias Kaczorowski geht für seine zwei Chinajahre an die Uni in Hongkong, wo man sich ebenfalls mit Turbulenzforschung beschäftigt – aber mit einem experimentellen Ansatz und damit ganz anders als Kaczorowski das aus Göttingen kennt.
"Von daher finde ich das sehr interessant, dort hinzugehen und halt beide Richtungen irgendwo zu kombinieren. Einmal den experimentellen Teil der Chinesen, in diesem Fall, und unseren numerischen Teil, und dann mal zu gucken, wie man das überein bringen kann."
Mit dem STF-Programm verbinden die Verantwortlichen in der EU-Kommission und im Europäischem Parlament große Hoffnungen: Das Interesse an China soll geweckt werden, am Austausch von Wissen mit einem immer interessanteren Forschungsstandort. Denn bisher ist Europa weit attraktiver für junge chinesische Wissenschaftler als umgekehrt China für junge europäische Forscher. Zu Unrecht, findet Moritz de Greck. Der Arzt hat sich im letzten Jahr schon mal an seinem Wunschstudienort, der Peking-Universität, umgesehen:
"Die Menschen sind so herzlich und weltoffen. Die nehmen einen da so freundlich auf. Das mit der Luftverschmutzung kriegt man tatsächlich zu spüren. Die Luft in Peking ist sehr schlecht und die Arbeitsbedingungen, wo ich dann auch erstmal dachte: Wie läuft das mit dem Internet? Ist da Internetzensur? Da war nichts, also die hatten ne gute Internetanbindung, die hatten ne erstklassige Rechnerausstattung. Ich hab mir das da angeguckt und ab dem ersten Tag war für mich klar: Ich will da unbedingt hin. Der Direktor von dem Laboratorium, wo ich hingehe, das ist ein anerkannter Fachmann auf dem Gebiet. Also da erwarte ich einfach, dass ich sehr viel Know-How kriege, was mir sehr weiterhilft bei meiner Studie."
Für das EU-China-Stipendium kann sich jeder junge Wissenschaftler aus einem EU-Land bewerben, der einen Master hat und mindestens zwei Jahren Forschungserfahrung oder eine Promotion. Inhaltlich variieren die Projekte der EU-China-Stipendiaten von Biomarkern beim Röntgen über die genetischen Ressourcen der Brombeere und Sicherheitsanalysen von Kernkraftwerken bis hin zu kulturellen Differenzen im Empathieverhalten- Das ist Moritz de Grecks Thema:
"Wir wollen untersuchen, ob zum Beispiel Leute, die in der chinesischen Kultur aufgewachsen sind, andere Hirnaktivierungen bei der gleichen Aufgabe haben im Vergleich zu Leuten, die in der westlichen Kultur aufgewachsen sind."
Doch vor der Forschung kommt die Sprache: Als erstes machen die 30 europäischen Forscher einen sechsmonatigen Intensivkurs Chinesisch. Aurelien Stadler, ein Medizinforscher von der Universität Freiburg, freut sich auf die Herausforderung, bezweifelt allerdings, dass er sich anschließend mit seinen chinesischen Kollegen in deren Sprache unterhalten kann:
"Ich hoffe, das reicht um zu überleben. Doch werde ich schon ein bisschen Sprechen müssen, um dort zu arbeiten, denn Englisch ist auch nicht immer perfekt dort."
Jeder EU-China-Stipendiat erhält monatlich 1800 Euro, dazu bezahlt die EU-Kommission einmal im Jahr die Teilnahme an einer Fach-Konferenz und einen Heimflug. Für Stefan Metzger, der schon jetzt in China über klimaschädliche Emissionen arbeitet, war die Höhe der Unterstützung mit ein Grund, um sich für das STF-Stipendium zu bewerben:
"Das interessante war, zunächst einmal mein Gehalt aufzubessern, muss ich ganz klar sagen. Und ein ganz klares Plus: Man kommt hier auch einfach mal dazu, Leute aus anderen Gebieten kennenzulernen, die sich teilweise auch überlappen, und somit in der Zukunft eventuell eigene Projekte zu beantragen."
Negativ ist den jungen Wissenschaftler aus Deutschland bisher nur eines aufgefallen: die Reaktion ihrer Bekannten auf ihren Entschluss, zwei Jahre in China zu forschen.
"Als ich meinen Freunden erzählt habe, dass ich nach China gehen wollte, kamen immer nur politische Fragen. Die sind schon richtig und es sind wichtige Punkte, aber die kamem immer von Leuten, die hatten keine Ahnung, die waren nie dort, die kennen die Kultur auch nicht. Und das war für mich eher ein Grund, in dieses Land zu gehen, um diese Kultur kennenzulernen und auch alles besser verstehen zu können."
Mehr Informationen:
www.euchinastf.eu