Oliver Jokisch ist Wissenschaftler und beschäftigt sich mit synthetisch erzeugter Sprache. Er promoviert am Institut für Akustik und Sprachkommunikation an der Technischen Universität Dresden. Sein Ziel ist es, künstlich erzeugte Sprache so natürlich wie möglich klingen zu lassen. Doch Oliver Jokisch ist auch Geschäftsmann.
Und das machen wir im Auftrag auch von Unternehmen. Das heißt, wenn die ankommen und sagen, wir haben eine bevorzugte Stimme, die hat bei uns schon einmal Werbetexte gesprochen, dann können wir diese Stimme im Studio entsprechend aufnehmen, können die zerschneiden. Das ist ein Prozess. Und danach steht eine Synthesestimme zur Verfügung, wo man beliebige Texte damit vorlesen kann.
Kommt ein Auftrag, stellt er ein Team aus verschiedenen Hochschulmitarbeitern zusammen und die Projektplanung beginnt.
Da gibt es dann Meilensteine, bis wann das erfüllt sein muss und bis wann das. Es wird eine Spezifikation ausgearbeitet.
Oliver Jokisch der Forscher wird also plötzlich zum Dienstleister der Industrie. Möglich wird das durch die Gesellschaft für Wissens- und Technologietransfer, kurz GWT, einem rein privatwirtschaftlichen Unternehmen der TU Dresden. Oliver Jokisch ist dort fest angestellt, seine Promotion macht er nebenbei. Die GWT wurde geschaffen um eine Lücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu schließen, sagt Claus Martin, einer der beiden Geschäftsführer.
Ein Grund lag an der damaligen, und heute nicht viel anderen, wirtschaftlichen Situation. Das in der Wirtschaft ein Mangel an Forschung und Entwicklung und Innovation bestand und in den Zentren des Wissens der Wissenschaft genügend Potential vorhanden ist. Und das man eine Möglichkeit damit geschaffen hat aktiv in die Wirtschaft zu gehen. Und das was an Wissen und Know-How existiert in die Wirtschaft zu transferieren.
In nahezu allen Fachbereichen beschäftigt die GWT mittlerweile eigene Mitarbeiter, Mitarbeiter die ihre Dienstleistungen der Wirtschaft anbieten. Das Spektrum reicht dabei vom Maschinen- und Anlagenbau bis hin zu einem eigenen klinischen Zentrum für Medikamente-Studien. Wissen und Expertise der TU werden so zu Geld gemacht. Die GWT leiht projektbezogen Uni-Wissenschaftler an die Wirtschaft aus, vermietet hochschuleigene Labore und betreibt zusätzlich noch eine Patentverwertungsagentur.
Doch normalerweise dürfte eine deutsche Universität das alles nicht. Denn als öffentliche Einrichtung ist es einer Hochschule untersagt, Geld zu verdienen, ihr sind eigentlich die Hände gebunden. Durch einen kleinen Umweg geht es aber doch. Und zur Freude der finanzschwachen Hochschule kommt durch die GWT auch noch Geld in die Kasse.
Bei uns ist ja der Gesellschafter die Gesellschaft von Freunden und Förderern der TU e.V.. Es gibt also keine gesellschaftlich-rechtliche Bindung zum öffentlichen Dienst zur TU. Und wir machen ja pro Jahr so eine reichliche halbe Million Gewinn. Der fließt im Moment zurück an die Freundesgesellschaft und die sponsern dann damit Aktivitäten der Universität.
Da die GWT mittlerweile immer intensiver mit anderen Hochschulen zusammen arbeitet, schmiedet man in Dresden bereits Pläne Schwesterunternehmen zu gründen. Überhaupt, so sagt Claus Martin, lohnt sich die Zusammenarbeit.
Eine Universität unterliegt natürlich auch eigenen Gesetzen, und damit gibt es dann auch mal Probleme dass eben keine Kapazitäten zur Verfügung stehen. Wenn sie aber als Unternehmen etwas anbieten, müssen sie in der Lage sein das zu erfüllen, und demzufolge ist es sinnvoll wenn man über die anderen Hochschulen redundante Kapazitäten hat. Das ist das Eine. Und zweitens hat natürlich jede Universität ihre Spezifika, etwas Besonderes was die andere nicht hat und was man auch vermarkten kann.
Claus Martin meint auch, dass im Bereich Forschung und Entwicklung noch viel für die Hochschulen zu holen ist. Laut Stifterverband Wissenschaft werden in diesem Bereich allein in Deutschland jährlich 8 Milliarden Euro ausgegeben. Und dass das Dresdner Modell, wenn auch nicht auf alle, so doch auf einige andere Universitäten angewandt werden könnte.
Zum einen steigt der Bedarf, es herrscht ein Fachkräftemängel. Das zweite ist, dass die Wirtschaft sehr sorgsam umgeht mit Personalakkumulation. Das ist die Bedarfssituation. Das zweite ist natürlich der Staatshaushalt der sparen muss, so dass das Geld nur noch in geringerem Maße fließt und das die Hochschulen angehalten sind Geld einzuwerben, damit sie selbst wettbewerbsfähig werden.
Einen Teil des Gewinns, den die GWT erwirtschaftet, kommt jungen und begabten Wissenschaftlern zu Gute. Ihnen stellt die GWT finanzielle Mittel und Erfahrung zur Seite, um ihnen zu helfen eine eigene Firma zu gründen und um in der Wirtschaft Fuß zu fassen. Aber es kommt auch nicht selten vor, dass junge Forscher bei Auftragsarbeiten direkt von der Wirtschaft abgeworben werden, wie im Fall von Dietmar Czeckay. Vor zwei Jahren arbeitete er noch als Doktorand bei einem Projekt der Wurzener Spezialleuchten-Firma SBF, ab Januar wird er nun dort die Entwicklungsabteilung leiten.
Hier ist es wirklich noch ein weißes Feld. So kann ich sagen, hier und dort sehe ich die Schwerpunkte, dort sind neue Entwicklungen die ich mit dem Wissen aus der TU Dresden mitgebracht habe, und die müssen wir unbedingt beachten. Das ist hier einfach eine gute Symbiose.