Gerhard Ertl, umringt von Kollegen und Reportern, fand Zeit live mit dem Deutschlandfunk zu sprechen. Eine gute halbe Stunde vorher hatte das Telefon geklingelt - Anruf aus Stockholm.
"Ich muss sagen, mir sind die Tränen gekommen als ich das erfahren habe. Denn das ist die Krönung eines Wissenschaftlerlebens, das man sich überhaupt vorstellen kann."
Mit dem Nobelpreis wird ein Wissenschaftler geehrt, der in den Sechzigern und Siebzigern ein ganz neues Forschungsgebiet erschlossen hat: die Chemie der Oberflächen. Dem Physiker Ertl gelang dabei der Brückenschlag zwischen zwei Disziplinen. Es ging um den...
"...Einsatz der Methoden, die von der Physik her geliefert worden sind, um die Bewegung einzelner Atome, deren Strukturen deren chemische Veränderungen zu untersuchen und auf diese Weise aufzuklären, wie chemischen Reaktionen auf Oberflächen überhaupt ablaufen."
Viele interessante Reaktionen wie die Herstellung von Stickstoffdünger oder die Reinigung von Abgasen am Autokatalysator spielen sich an Oberflächen ab. Gerhard Ertl gelang es, im Detail zu verfolgen, wie metallische Oberflächen den Tanz der Moleküle und Atome choreographieren. Im Hochvakuum ließ er winzige, aber genau festgelegte Chemikalienmengen reagieren, beobachtete sie mit Hilfe von Spektroskopie und Elektronenstreuung. Es brauchte Jahre und ein großes Team, um hinter die Geheimnisse der Katalyse, der Beschleunigung der Chemie an Oberflächen, zu kommen. Die Max-Planck-Gesellschaft hat Gerhard Ertl den dafür nötigen Freiraum am Berliner Fritz-Haber-Institut geboten. Hier haben Grundlagenforscher die Chance, langfristige Projekte zu verfolgen. Für Professor Gerard Meijer, geschäftsführender Direktor des Fritz-Haber-Institutes, ein klarer Standortvorteil der deutschen Forschung.
"Wenn man das vergleicht mir den USA, ist es öfter so, dass man auf Projektfinanzierung angewiesen ist, die zwei Jahre oder vier Jahre dauert. Und wenn es dann nicht mehr geht, dann geht es nicht mehr. Und dass sind typische Forschungsarbeiten, wo man sehr gezielt komplexe Geräte für aufbauen muss und wo man sehr gezielt wissen muss, ok in den nächsten drei Jahren kommt nichts heraus, aber es dauert so lange bis die Maschine läuft, aber dann können wir da auch etwas lernen, was wir sonst nicht lernen könne. Und genau das hat Herr Ertl gemacht und genau das wird hier am Institut sehr viel gemacht."
In einer großen Stahlkugel für Hochvakuum werden winzige Spiegel für Laserlicht justiert. Mit ihrer Hilfe lassen sich chemische Bindungen beobachten, parallel tastet die Spitze eines Rastertunnelmikroskops die räumliche Verteilung der Moleküle und Atome ab. Es geht – natürlich - um Reaktionen an Oberflächen, um die Katalyse. Gerhard Ertl ist inzwischen seit drei Jahren im Ruhestand, doch am Fritz-Haber Institut wird seine Arbeit weitergeführt, meint Dr. Bruno Pettinger.
"Wir arbeiten hier auf dem Gebiet der heterogenen Katalyse, was sozusagen das Arbeitspferd der chemischen Industrie ist. Die setzen Katalysatoren ein und versuchen dadurch chemische Prozesse zu optimieren, die Kosten für diese chemische Prozesse zu reduzieren und so weiter. Interessant ist ja nicht nur, dass man es versteht, sondern dass man in der Lage wäre, auch einen Katalysator gezielt nach bestimmten Vorgaben zu entwerfen."
Und dafür muss man die Chemie der Oberflächen verstehen. Die Erkenntnis und nicht die Anwendung ist das Interesse von Gerhard Ertl. Der Pensionär kommt noch jeden Tag in sein großes Büro im Erdgeschoß des Fritz-Haber Institutes. Hier schreib er an einem Lehrbuch und verfolgt die Fortschritte der verschiedenen Arbeitsgruppen. Normalerweise. In den letzten Wochen stand anderes auf dem Programm: Empfänge, weitere Preise, Festvorlesungen. Nach der Ehrung in Stockholm soll aber endlich Ruhe einkehren. Dann wird Gerhard Ertl erneut täglich an sein altes Institut gehen und die liegengebliebene Arbeit wieder aufnehmen.
"Ich werde das Buch weiterschreiben, das ich angefangen habe, und ich hoffe, dass Anfang des nächsten Jahres das Handbuch herauskommt, also ich werde zunächst beschäftigt sein."
Die Nobelpreis-Verleihung live im Internet
"Ich muss sagen, mir sind die Tränen gekommen als ich das erfahren habe. Denn das ist die Krönung eines Wissenschaftlerlebens, das man sich überhaupt vorstellen kann."
Mit dem Nobelpreis wird ein Wissenschaftler geehrt, der in den Sechzigern und Siebzigern ein ganz neues Forschungsgebiet erschlossen hat: die Chemie der Oberflächen. Dem Physiker Ertl gelang dabei der Brückenschlag zwischen zwei Disziplinen. Es ging um den...
"...Einsatz der Methoden, die von der Physik her geliefert worden sind, um die Bewegung einzelner Atome, deren Strukturen deren chemische Veränderungen zu untersuchen und auf diese Weise aufzuklären, wie chemischen Reaktionen auf Oberflächen überhaupt ablaufen."
Viele interessante Reaktionen wie die Herstellung von Stickstoffdünger oder die Reinigung von Abgasen am Autokatalysator spielen sich an Oberflächen ab. Gerhard Ertl gelang es, im Detail zu verfolgen, wie metallische Oberflächen den Tanz der Moleküle und Atome choreographieren. Im Hochvakuum ließ er winzige, aber genau festgelegte Chemikalienmengen reagieren, beobachtete sie mit Hilfe von Spektroskopie und Elektronenstreuung. Es brauchte Jahre und ein großes Team, um hinter die Geheimnisse der Katalyse, der Beschleunigung der Chemie an Oberflächen, zu kommen. Die Max-Planck-Gesellschaft hat Gerhard Ertl den dafür nötigen Freiraum am Berliner Fritz-Haber-Institut geboten. Hier haben Grundlagenforscher die Chance, langfristige Projekte zu verfolgen. Für Professor Gerard Meijer, geschäftsführender Direktor des Fritz-Haber-Institutes, ein klarer Standortvorteil der deutschen Forschung.
"Wenn man das vergleicht mir den USA, ist es öfter so, dass man auf Projektfinanzierung angewiesen ist, die zwei Jahre oder vier Jahre dauert. Und wenn es dann nicht mehr geht, dann geht es nicht mehr. Und dass sind typische Forschungsarbeiten, wo man sehr gezielt komplexe Geräte für aufbauen muss und wo man sehr gezielt wissen muss, ok in den nächsten drei Jahren kommt nichts heraus, aber es dauert so lange bis die Maschine läuft, aber dann können wir da auch etwas lernen, was wir sonst nicht lernen könne. Und genau das hat Herr Ertl gemacht und genau das wird hier am Institut sehr viel gemacht."
In einer großen Stahlkugel für Hochvakuum werden winzige Spiegel für Laserlicht justiert. Mit ihrer Hilfe lassen sich chemische Bindungen beobachten, parallel tastet die Spitze eines Rastertunnelmikroskops die räumliche Verteilung der Moleküle und Atome ab. Es geht – natürlich - um Reaktionen an Oberflächen, um die Katalyse. Gerhard Ertl ist inzwischen seit drei Jahren im Ruhestand, doch am Fritz-Haber Institut wird seine Arbeit weitergeführt, meint Dr. Bruno Pettinger.
"Wir arbeiten hier auf dem Gebiet der heterogenen Katalyse, was sozusagen das Arbeitspferd der chemischen Industrie ist. Die setzen Katalysatoren ein und versuchen dadurch chemische Prozesse zu optimieren, die Kosten für diese chemische Prozesse zu reduzieren und so weiter. Interessant ist ja nicht nur, dass man es versteht, sondern dass man in der Lage wäre, auch einen Katalysator gezielt nach bestimmten Vorgaben zu entwerfen."
Und dafür muss man die Chemie der Oberflächen verstehen. Die Erkenntnis und nicht die Anwendung ist das Interesse von Gerhard Ertl. Der Pensionär kommt noch jeden Tag in sein großes Büro im Erdgeschoß des Fritz-Haber Institutes. Hier schreib er an einem Lehrbuch und verfolgt die Fortschritte der verschiedenen Arbeitsgruppen. Normalerweise. In den letzten Wochen stand anderes auf dem Programm: Empfänge, weitere Preise, Festvorlesungen. Nach der Ehrung in Stockholm soll aber endlich Ruhe einkehren. Dann wird Gerhard Ertl erneut täglich an sein altes Institut gehen und die liegengebliebene Arbeit wieder aufnehmen.
"Ich werde das Buch weiterschreiben, das ich angefangen habe, und ich hoffe, dass Anfang des nächsten Jahres das Handbuch herauskommt, also ich werde zunächst beschäftigt sein."
Die Nobelpreis-Verleihung live im Internet