Heyden: Guten Tag, Herr Honecker.
Honecker: Herr von Heyden, an den deutschen Wissenschaftsakademien gibt es Projekte, die über Jahrzehnte laufen, zum Beispiel Edition von Reichstagsurkunden oder Wörterbücher. Genauer gesagt wird zur Zeit an 27 Wörterbüchern, 114 Editionen und 19 naturwissenschaftlichen Langzeitbeobachtungen gearbeitet. Rund 41 Millionen Euro werden dazu gemeinsam von Bund und Ländern gegeben, das hat sich der Wissenschaftsrat jetzt alles mal angeschaut und, Herr von Heyden, ist zu welchem Ergebnis gekommen?
Heyden: Der Wissenschaftsrat hat gesagt, dass die Union der Akademien sich in gewisser Hinsicht umstrukturieren soll. Es dreht sich vor allen Dingen darum, dass sie ihren Anspruch, die Geisteswissenschaften zu repräsentieren dadurch einlöst, dass sie sich sehr viel stärker, als bisher geschehen, mit den Geisteswissenschaften in den universitären und anderen außeruniversitären Einrichtungen auseinandersetzt. Zweitens hat er gesagt, dass sie ihre Programme in einer anderen Art als bisher geschehen, evaluieren, das heißt auf ihre wissenschaftliche Qualität hin überprüfen soll. Drittens hat er gesagt, sie möge ihre interne Organisationsstruktur so umorganisieren, dass diese beiden Gesichtspunkte, stärkere Vernetzung mit den Geisteswissenschaften auf der einen und bessere Qualitätskontrolle auf der anderen Seite besser als bisher umgesetzt werden können.
Honecker: Wer soll denn die Akademienprogramme bewerten, die Union?
Heyden: Nein, das hat sie ja bisher getan. Wir sagen, die Union soll ein Programm entwickeln und dann soll dieses Programm mit Hilfe externer Wissenschaftler begutachtet werden und dann soll gesagt werden, sind die Anträge, die dort kommen, entsprechen sie den üblichen Standards und wenn die Union dafür das Geld hat oder die einzelnen Akademien, dann kann das auch finanziert werden. Aber dazu zählt natürlich auch ein wichtiger Punkt, Sie sprachen das ja am Anfang an, es gibt teilweise wirklich sehr lange Projekte, das muss auch manchmal sein in den Geisteswissenschaften, wenn Sie nur an Editionen denken oder irgendwelche Katalogisierungen von Hetita in Tonscherben, das dauert ja alles wirklich eine wahnsinnige Zeit. Der Punkt aber ist, dass man nicht einfach sagen kann, das ist so lange und wir gucken uns das nicht mehr an, sondern der Punkt ist, dass man nach einem bestimmten Zeitraum und wir sagen spätestens nach fünf Jahren bei jedem Projekt gucken soll, ist das noch richtig, läuft das gut und wenn es eben nicht gut läuft, dann muss es gestoppt werden. Und wenn es eben ein bisschen anders laufen soll, dann läuft es eben anders, aber einfach Projekte über 25, 30, 40 Jahre ohne externe Kontrolle laufen zu lassen, das geht einfach nicht und ich bin überzeugt, dass die Union diesen ja völlig vernünftigen und allseits akzeptierten Vorschlag aufgreifen wird und sie wird davon profitieren.
Honecker: Evaluiert hat der Wissenschaftsrat auch Caesar, das Forschungszentrum in Bonn, das vor fast 10 Jahren mit einem Stiftungskapital von über 380 Millionen Euro gegründet wurde. Immerhin der größte Posten im so genannten Bonn-Berlin-Ausgleich. Wie haben Sie Caesar bewertet?
Heyden: Caesar macht teilweise hervorragende Arbeit und teilweise, das überrascht niemanden, teilweise sind auch einige Arbeitsgruppen, genauer gesagt: Acht von den 21 Arbeitsgruppen wurden vom Wissenschaftsrat als nicht so gut bewertet. Und wir machen einige Vorschläge, die ich zusammenfassen kann, Caesar soll seine Forschungsfelder reduzieren und soll sich anstelle von dreien nur zwei Forschungsfelder vornehmen. Wir schlagen vor, dass Caesar, ein wichtiges Institut im Bonner Bereich, sich besser vernetzen soll, nicht nur mit der Universität Bonn sondern auch mit überregionalen Forschungseinrichtungen und insbesondere erwarten wir, dass eine gewisse Neuorientierung bei Caesar einsetzt, dazu schlagen wir vor, dass Bund und Länder eine Kommission einsetzen, eine Strukturkommission und darum bitten wir, dass die uns bis Ende 2004, also Ende diesen Jahres ihre Vorschläge noch mal vorlegt und wenn wir sagen, ok, das finden wir vernünftig, dann steht das Jahr 2005 zur Verfügung, innerhalb dessen man dann die Leute, die neuen Wissenschaftler berufen kann. Der jetzige Leiter von Caesar wird wahrscheinlich Ende 2005 oder aller Wahrscheinlichkeit Anfang 2006 aus dem Amt scheiden und dann kann man das Jahr 2005 dazu nutzen, diese neuen Strukturen umzusetzen. Ich bin überzeugt, der jetzige Vorsitzende, Herr Hoffmann, ein sehr verdienstvoller Mann, wird das konstruktiv aufgreifen. So sind wir einigermaßen optimistisch, dass ab 2006 mit einer gewissen Neuausrichtung Caesar besser wird als jetzt.
Honecker: Aber das heißt, die Umsetzung von Forschungsergebnissen in wirtschaftliche Verwertung, das hat nicht so funktioniert, wie man das erwartet hat?
Heyden: Bisher noch nicht, nein. Natürlich, Herr Honecker, es kann durchaus sein, man könnte es durchaus so interpretieren, dass man sagt, die haben nicht ihr Ziel erreicht. Da bin ich aber weit davon entfernt und der Wissenschaftsrat auch, das zu sagen, weil wir das nicht belegen können. Ich denke, es hängt auch viel damit zusammen, dass man erst die Arbeitsgruppen gründen muss. So ein Institut muss sich ja erst mal finden, muss die Wissenschaftler gewinnen und die müssen in ein Konzept und in ein Programm eingebunden werden und bis man daraus Ergebnisse entwickelt, die dann in Ausgründung übergehen können, die dann Spinoffs für die Wirtschaft sein können, das dauert seine Zeit. Ich bin noch weit davon entfernt zu sagen, die haben das nicht geschafft, aber wenn das in fünf Jahren noch genauso aussehe, dann in der Tat müsste man sagen, nun ist wirklich was falsch gelaufen. Aber wir denken, mit diesen, unseren Empfehlungen geht das in die richtige Richtung.
Honecker: Wedig von Heyden, der Generalsekretär des Wissenschaftsrates im Deutschlandfunk, Campus und Karriere.
Honecker: Herr von Heyden, an den deutschen Wissenschaftsakademien gibt es Projekte, die über Jahrzehnte laufen, zum Beispiel Edition von Reichstagsurkunden oder Wörterbücher. Genauer gesagt wird zur Zeit an 27 Wörterbüchern, 114 Editionen und 19 naturwissenschaftlichen Langzeitbeobachtungen gearbeitet. Rund 41 Millionen Euro werden dazu gemeinsam von Bund und Ländern gegeben, das hat sich der Wissenschaftsrat jetzt alles mal angeschaut und, Herr von Heyden, ist zu welchem Ergebnis gekommen?
Heyden: Der Wissenschaftsrat hat gesagt, dass die Union der Akademien sich in gewisser Hinsicht umstrukturieren soll. Es dreht sich vor allen Dingen darum, dass sie ihren Anspruch, die Geisteswissenschaften zu repräsentieren dadurch einlöst, dass sie sich sehr viel stärker, als bisher geschehen, mit den Geisteswissenschaften in den universitären und anderen außeruniversitären Einrichtungen auseinandersetzt. Zweitens hat er gesagt, dass sie ihre Programme in einer anderen Art als bisher geschehen, evaluieren, das heißt auf ihre wissenschaftliche Qualität hin überprüfen soll. Drittens hat er gesagt, sie möge ihre interne Organisationsstruktur so umorganisieren, dass diese beiden Gesichtspunkte, stärkere Vernetzung mit den Geisteswissenschaften auf der einen und bessere Qualitätskontrolle auf der anderen Seite besser als bisher umgesetzt werden können.
Honecker: Wer soll denn die Akademienprogramme bewerten, die Union?
Heyden: Nein, das hat sie ja bisher getan. Wir sagen, die Union soll ein Programm entwickeln und dann soll dieses Programm mit Hilfe externer Wissenschaftler begutachtet werden und dann soll gesagt werden, sind die Anträge, die dort kommen, entsprechen sie den üblichen Standards und wenn die Union dafür das Geld hat oder die einzelnen Akademien, dann kann das auch finanziert werden. Aber dazu zählt natürlich auch ein wichtiger Punkt, Sie sprachen das ja am Anfang an, es gibt teilweise wirklich sehr lange Projekte, das muss auch manchmal sein in den Geisteswissenschaften, wenn Sie nur an Editionen denken oder irgendwelche Katalogisierungen von Hetita in Tonscherben, das dauert ja alles wirklich eine wahnsinnige Zeit. Der Punkt aber ist, dass man nicht einfach sagen kann, das ist so lange und wir gucken uns das nicht mehr an, sondern der Punkt ist, dass man nach einem bestimmten Zeitraum und wir sagen spätestens nach fünf Jahren bei jedem Projekt gucken soll, ist das noch richtig, läuft das gut und wenn es eben nicht gut läuft, dann muss es gestoppt werden. Und wenn es eben ein bisschen anders laufen soll, dann läuft es eben anders, aber einfach Projekte über 25, 30, 40 Jahre ohne externe Kontrolle laufen zu lassen, das geht einfach nicht und ich bin überzeugt, dass die Union diesen ja völlig vernünftigen und allseits akzeptierten Vorschlag aufgreifen wird und sie wird davon profitieren.
Honecker: Evaluiert hat der Wissenschaftsrat auch Caesar, das Forschungszentrum in Bonn, das vor fast 10 Jahren mit einem Stiftungskapital von über 380 Millionen Euro gegründet wurde. Immerhin der größte Posten im so genannten Bonn-Berlin-Ausgleich. Wie haben Sie Caesar bewertet?
Heyden: Caesar macht teilweise hervorragende Arbeit und teilweise, das überrascht niemanden, teilweise sind auch einige Arbeitsgruppen, genauer gesagt: Acht von den 21 Arbeitsgruppen wurden vom Wissenschaftsrat als nicht so gut bewertet. Und wir machen einige Vorschläge, die ich zusammenfassen kann, Caesar soll seine Forschungsfelder reduzieren und soll sich anstelle von dreien nur zwei Forschungsfelder vornehmen. Wir schlagen vor, dass Caesar, ein wichtiges Institut im Bonner Bereich, sich besser vernetzen soll, nicht nur mit der Universität Bonn sondern auch mit überregionalen Forschungseinrichtungen und insbesondere erwarten wir, dass eine gewisse Neuorientierung bei Caesar einsetzt, dazu schlagen wir vor, dass Bund und Länder eine Kommission einsetzen, eine Strukturkommission und darum bitten wir, dass die uns bis Ende 2004, also Ende diesen Jahres ihre Vorschläge noch mal vorlegt und wenn wir sagen, ok, das finden wir vernünftig, dann steht das Jahr 2005 zur Verfügung, innerhalb dessen man dann die Leute, die neuen Wissenschaftler berufen kann. Der jetzige Leiter von Caesar wird wahrscheinlich Ende 2005 oder aller Wahrscheinlichkeit Anfang 2006 aus dem Amt scheiden und dann kann man das Jahr 2005 dazu nutzen, diese neuen Strukturen umzusetzen. Ich bin überzeugt, der jetzige Vorsitzende, Herr Hoffmann, ein sehr verdienstvoller Mann, wird das konstruktiv aufgreifen. So sind wir einigermaßen optimistisch, dass ab 2006 mit einer gewissen Neuausrichtung Caesar besser wird als jetzt.
Honecker: Aber das heißt, die Umsetzung von Forschungsergebnissen in wirtschaftliche Verwertung, das hat nicht so funktioniert, wie man das erwartet hat?
Heyden: Bisher noch nicht, nein. Natürlich, Herr Honecker, es kann durchaus sein, man könnte es durchaus so interpretieren, dass man sagt, die haben nicht ihr Ziel erreicht. Da bin ich aber weit davon entfernt und der Wissenschaftsrat auch, das zu sagen, weil wir das nicht belegen können. Ich denke, es hängt auch viel damit zusammen, dass man erst die Arbeitsgruppen gründen muss. So ein Institut muss sich ja erst mal finden, muss die Wissenschaftler gewinnen und die müssen in ein Konzept und in ein Programm eingebunden werden und bis man daraus Ergebnisse entwickelt, die dann in Ausgründung übergehen können, die dann Spinoffs für die Wirtschaft sein können, das dauert seine Zeit. Ich bin noch weit davon entfernt zu sagen, die haben das nicht geschafft, aber wenn das in fünf Jahren noch genauso aussehe, dann in der Tat müsste man sagen, nun ist wirklich was falsch gelaufen. Aber wir denken, mit diesen, unseren Empfehlungen geht das in die richtige Richtung.
Honecker: Wedig von Heyden, der Generalsekretär des Wissenschaftsrates im Deutschlandfunk, Campus und Karriere.