Müller: Am Telefon sind wir nun verbunden mit Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn, SPD. Guten Morgen.
Bulmahn: Guten Morgen.
Müller: Frau Bulmahn, die Katastrophe in Südostasien, sie liegt gut acht Monate zurück. Warum hat das so lange gedauert?
Bulmahn: Es ist sehr schnell gegangen. Denn wir hatten und haben bereits, im März habe ich bereits mit meinem indonesischen Forschungsministerkollegen eine Vereinbarung unterzeichnet. Das ist für internationale Verträge eine sehr, sehr kurze Zeit. In diesem Vertrag haben wir uns darauf verständigt, dass Deutschland gemeinsam mit Indonesien ein Frühwarnsystem aufbaut. Und wir werden jetzt, heute die ersten Bojen schon auf den Weg nach Indonesien schicken, Bojen die jetzt in dieser kurzen Zeit neu entwickelt worden sind, gebaut worden sind und über die wir eben eine Warnung in Echtzeit erreichen können. Also das, was Sie eben in Ihrem Beitrag geschildert haben, sehr, sehr schnell, so schnell wie möglich überhaupt, die Menschen dann warnen können, so dass sie innerhalb von 20 Minuten - und das ist die Zielsetzung, das können wir damit erreichen - bereits vor Ort dann auch gewarnt werden.
Müller: Frau Bulmahn, um vielleicht noch einmal auf den politischen Prozess zu kommen, weil viele sich darüber ein wenig gewundert haben in den vergangenen Wochen und Monaten in der Berichterstattung. Das heißt, auch wenn ein Land jetzt wie Deutschland beispielsweise sich bereit erklärt für internationale Hilfe, ganz konkret für dieses technische Frühwarnsystem in Richtung Indonesien, dann gibt es Verträge, dann gibt es politische Verhandlungen, obwohl dies alles freiwillig und kostenlos ist.
Bulmahn: Das ist richtig, weil dieses Frühwarnsystem so angelegt ist, dass es kompatibel, offen ist gegenüber anderen Frühwarnsystemen, die im indonesischen Ozean eingesetzt werden, weil zum Beispiel ja auch die indonesische Regierung von ihrer Seite aus dieses System auf Dauer auch übernehmen soll und pflegen soll. Das heißt, wir haben auch zum Beispiel eine ganz enge Zusammenarbeit mit indonesischen Universitäten, Forschungseinrichtungen, Verwaltungen, Behörden vor Ort vereinbart und nicht nur vereinbart, sondern auch sehr konkrete Meilensteine, Konzepte, wer was zu tun hat, also ein richtiges Aufgabenpaket für die jeweilige, für die deutsche Seite und für die indonesische Seite, miteinander vereinbart. Denn sonst würden wir vor der Situation dann eventuell stehen, dass wir eben die Boyen zur Verfügung stellen und es sind ja nicht nur Boyen, es gehört zum Beispiel dazu auch die Auswertung der Daten. Dort unterstützen wir die Indonesier. Es gehört eben die Kombination mit den Küstenpegelstationen dazu, es gehören Seismometer, GPS-Landstationen dazu, also es ist ein bisschen mehr. Und wir wollen natürlich, dass dieses System auf Dauer effektiv und gut arbeitet. Und deshalb gehört neben der Entwicklung der Technik, wie gesagt, die Boyen gab es ja vorher nicht, auch das Capacity-Building dazu, das heißt die Zusammenarbeit, die ganz genauen einzelnen Aufgabenpakete, die Weiterbildung und Fortbildung, all das ist Bestandteil dieser Vereinbarung.
Müller: Es geht dabei ja auch um die internationale Vernetzung dieses Systems, Sie haben das eben angesprochen. Wie haben denn Thailand, Sri Lanka reagiert?
Bulmahn: Am Anfang gab es durchaus Skepsis auf Seiten auch anderer Länder. Diese Skepsis ist inzwischen verflogen, weil wir auch gezeigt haben in den vergangenen Wochen und Monaten, dass wir sehr schnell, sehr zielgerichtet, auch sehr effektiv arbeiten. Ich habe selber gestern noch die Botschafter fast aller Anrainerstaaten in meinem Ministerium gehabt, mit ihnen kurz gesprochen. Wir haben gestern eine ausführliche Information über dieses Frühwarnsystem, unser Frühwarnsystem noch einmal vorgestellt. Und wir haben auch in den internationalen Kommissionen der UNO und der UNESCO inzwischen wirklich jetzt denke ich erreicht, dass wir wirklich sehr kooperativ, sehr gut miteinander zusammenarbeiten und dass wir ein System für den ganzen Indischen Ozean entwickeln, wo die verschiedenen Systeme kompatibel miteinander dann wirklich so eingesetzt werden und so genutzt werden können, dass Menschen geholfen werden kann. Denn wir wollen ja über dieses System Menschenleben retten, frühzeitig warnen können und damit Menschen die Möglichkeit geben, ihr Leben noch zu retten. Und wir können dadurch auch erreichen, dass auch frühzeitiger Schäden vermieden werden.
Müller: Sind denn, Frau Bulmahn, die Japaner jetzt sauer?
Bulmahn: Nein, auch das ist ja am Anfang vor einigen Monaten sehr nach oben geschrieben worden. Sie sind nicht sauer, überhaupt nicht. Sondern ich sage ausdrücklich, wir haben durch die internationalen Konferenzen, durch die internationalen Vereinbarungen auch wirklich erreicht, dass es ein kooperatives Miteinander ist. Das ist mir auch ganz wichtig. Das ist ein von vielen Staaten gemeinsam voran getriebenes Anliegen. Wir wollen praktisch über die Frühwarnsysteme im übrigen Menschen nicht nur vor Flutkatastrophen, vor Tsunamis retten, sondern auch frühzeitiger vor katastrophalen Folgen, zum Beispiel von Vulkanausbrüchen, von starken Erdbeben oder zum Beispiel starken Stürmen auch retten können. All das ist mit diesem System möglich. Und dass es inzwischen schon Wirkung zeigt, kann man zum Beispiel auch daran feststellen, dass bei einem der letzten Tsunamis, die in dieser Region aufgetreten sind, die Menschen schon jetzt deutlich früher gewarnt werden konnten, weil durch diese ganze Arbeit, die in diesem Zusammenhang wirklich auch geleistet worden ist, auch ein bis in das letzte Dorf hin wirkendes, jetzt inzwischen vernünftiges, wirksames System aufgebaut worden ist, mit dem man die Menschen erreichen kann.
Müller: Frau Bulmahn, gehen wir doch noch einmal auf dieses, wie Sie es gerade genannt haben, sogenannte letzte Dorf ein. Also, Sie haben das eben auch schon thematisiert. Es geht einerseits um das Frühwarnsystem, um die Boyen et cetera, um die Technik. Auf der anderen Seite geht es ja auch um die kommunikative Weitergabe, daran hat es ja nun gemangelt in den zurückliegenden Jahren. Was passiert da?
Bulmahn: Es geht um die kommunikative Weitergabe. Es geht aber auch um die Fortbildung und Weiterbildung und Einbeziehung derjenigen, die zum Beispiel in den örtlichen Verwaltungen dort dann auch Menschen warnen müssen. Das heißt, wir arbeiten mit Universitäten zusammen aber auch mit den Regionalverwaltungen. Es wird mit den Radiostationen zusammengearbeitet. Das heißt, die Warnungen werden zum Beispiel auch über Radio weitergegeben. Und es werden zum Beispiel auch die Warnungen über die Moscheen in Indonesien weitergegeben. Sie wissen, dass Indonesien ein islamisches Land ist und in jedem Dorf auch eine Moschee ist. Das heißt, über die Lautsprecher der Moscheen werden die Warnungen zum Beispiel weitergegeben, so dass alle technischen aber auch nicht-technischen Möglichkeiten genutzt werden, die Informationen so schnell wie möglich vor Ort zu bringen.
Müller: Forschungsministerin Edelgard Bulmahn war das. Vielen Dank für das Gespräch und auf Wiederhören.
Bulmahn: Guten Morgen.
Müller: Frau Bulmahn, die Katastrophe in Südostasien, sie liegt gut acht Monate zurück. Warum hat das so lange gedauert?
Bulmahn: Es ist sehr schnell gegangen. Denn wir hatten und haben bereits, im März habe ich bereits mit meinem indonesischen Forschungsministerkollegen eine Vereinbarung unterzeichnet. Das ist für internationale Verträge eine sehr, sehr kurze Zeit. In diesem Vertrag haben wir uns darauf verständigt, dass Deutschland gemeinsam mit Indonesien ein Frühwarnsystem aufbaut. Und wir werden jetzt, heute die ersten Bojen schon auf den Weg nach Indonesien schicken, Bojen die jetzt in dieser kurzen Zeit neu entwickelt worden sind, gebaut worden sind und über die wir eben eine Warnung in Echtzeit erreichen können. Also das, was Sie eben in Ihrem Beitrag geschildert haben, sehr, sehr schnell, so schnell wie möglich überhaupt, die Menschen dann warnen können, so dass sie innerhalb von 20 Minuten - und das ist die Zielsetzung, das können wir damit erreichen - bereits vor Ort dann auch gewarnt werden.
Müller: Frau Bulmahn, um vielleicht noch einmal auf den politischen Prozess zu kommen, weil viele sich darüber ein wenig gewundert haben in den vergangenen Wochen und Monaten in der Berichterstattung. Das heißt, auch wenn ein Land jetzt wie Deutschland beispielsweise sich bereit erklärt für internationale Hilfe, ganz konkret für dieses technische Frühwarnsystem in Richtung Indonesien, dann gibt es Verträge, dann gibt es politische Verhandlungen, obwohl dies alles freiwillig und kostenlos ist.
Bulmahn: Das ist richtig, weil dieses Frühwarnsystem so angelegt ist, dass es kompatibel, offen ist gegenüber anderen Frühwarnsystemen, die im indonesischen Ozean eingesetzt werden, weil zum Beispiel ja auch die indonesische Regierung von ihrer Seite aus dieses System auf Dauer auch übernehmen soll und pflegen soll. Das heißt, wir haben auch zum Beispiel eine ganz enge Zusammenarbeit mit indonesischen Universitäten, Forschungseinrichtungen, Verwaltungen, Behörden vor Ort vereinbart und nicht nur vereinbart, sondern auch sehr konkrete Meilensteine, Konzepte, wer was zu tun hat, also ein richtiges Aufgabenpaket für die jeweilige, für die deutsche Seite und für die indonesische Seite, miteinander vereinbart. Denn sonst würden wir vor der Situation dann eventuell stehen, dass wir eben die Boyen zur Verfügung stellen und es sind ja nicht nur Boyen, es gehört zum Beispiel dazu auch die Auswertung der Daten. Dort unterstützen wir die Indonesier. Es gehört eben die Kombination mit den Küstenpegelstationen dazu, es gehören Seismometer, GPS-Landstationen dazu, also es ist ein bisschen mehr. Und wir wollen natürlich, dass dieses System auf Dauer effektiv und gut arbeitet. Und deshalb gehört neben der Entwicklung der Technik, wie gesagt, die Boyen gab es ja vorher nicht, auch das Capacity-Building dazu, das heißt die Zusammenarbeit, die ganz genauen einzelnen Aufgabenpakete, die Weiterbildung und Fortbildung, all das ist Bestandteil dieser Vereinbarung.
Müller: Es geht dabei ja auch um die internationale Vernetzung dieses Systems, Sie haben das eben angesprochen. Wie haben denn Thailand, Sri Lanka reagiert?
Bulmahn: Am Anfang gab es durchaus Skepsis auf Seiten auch anderer Länder. Diese Skepsis ist inzwischen verflogen, weil wir auch gezeigt haben in den vergangenen Wochen und Monaten, dass wir sehr schnell, sehr zielgerichtet, auch sehr effektiv arbeiten. Ich habe selber gestern noch die Botschafter fast aller Anrainerstaaten in meinem Ministerium gehabt, mit ihnen kurz gesprochen. Wir haben gestern eine ausführliche Information über dieses Frühwarnsystem, unser Frühwarnsystem noch einmal vorgestellt. Und wir haben auch in den internationalen Kommissionen der UNO und der UNESCO inzwischen wirklich jetzt denke ich erreicht, dass wir wirklich sehr kooperativ, sehr gut miteinander zusammenarbeiten und dass wir ein System für den ganzen Indischen Ozean entwickeln, wo die verschiedenen Systeme kompatibel miteinander dann wirklich so eingesetzt werden und so genutzt werden können, dass Menschen geholfen werden kann. Denn wir wollen ja über dieses System Menschenleben retten, frühzeitig warnen können und damit Menschen die Möglichkeit geben, ihr Leben noch zu retten. Und wir können dadurch auch erreichen, dass auch frühzeitiger Schäden vermieden werden.
Müller: Sind denn, Frau Bulmahn, die Japaner jetzt sauer?
Bulmahn: Nein, auch das ist ja am Anfang vor einigen Monaten sehr nach oben geschrieben worden. Sie sind nicht sauer, überhaupt nicht. Sondern ich sage ausdrücklich, wir haben durch die internationalen Konferenzen, durch die internationalen Vereinbarungen auch wirklich erreicht, dass es ein kooperatives Miteinander ist. Das ist mir auch ganz wichtig. Das ist ein von vielen Staaten gemeinsam voran getriebenes Anliegen. Wir wollen praktisch über die Frühwarnsysteme im übrigen Menschen nicht nur vor Flutkatastrophen, vor Tsunamis retten, sondern auch frühzeitiger vor katastrophalen Folgen, zum Beispiel von Vulkanausbrüchen, von starken Erdbeben oder zum Beispiel starken Stürmen auch retten können. All das ist mit diesem System möglich. Und dass es inzwischen schon Wirkung zeigt, kann man zum Beispiel auch daran feststellen, dass bei einem der letzten Tsunamis, die in dieser Region aufgetreten sind, die Menschen schon jetzt deutlich früher gewarnt werden konnten, weil durch diese ganze Arbeit, die in diesem Zusammenhang wirklich auch geleistet worden ist, auch ein bis in das letzte Dorf hin wirkendes, jetzt inzwischen vernünftiges, wirksames System aufgebaut worden ist, mit dem man die Menschen erreichen kann.
Müller: Frau Bulmahn, gehen wir doch noch einmal auf dieses, wie Sie es gerade genannt haben, sogenannte letzte Dorf ein. Also, Sie haben das eben auch schon thematisiert. Es geht einerseits um das Frühwarnsystem, um die Boyen et cetera, um die Technik. Auf der anderen Seite geht es ja auch um die kommunikative Weitergabe, daran hat es ja nun gemangelt in den zurückliegenden Jahren. Was passiert da?
Bulmahn: Es geht um die kommunikative Weitergabe. Es geht aber auch um die Fortbildung und Weiterbildung und Einbeziehung derjenigen, die zum Beispiel in den örtlichen Verwaltungen dort dann auch Menschen warnen müssen. Das heißt, wir arbeiten mit Universitäten zusammen aber auch mit den Regionalverwaltungen. Es wird mit den Radiostationen zusammengearbeitet. Das heißt, die Warnungen werden zum Beispiel auch über Radio weitergegeben. Und es werden zum Beispiel auch die Warnungen über die Moscheen in Indonesien weitergegeben. Sie wissen, dass Indonesien ein islamisches Land ist und in jedem Dorf auch eine Moschee ist. Das heißt, über die Lautsprecher der Moscheen werden die Warnungen zum Beispiel weitergegeben, so dass alle technischen aber auch nicht-technischen Möglichkeiten genutzt werden, die Informationen so schnell wie möglich vor Ort zu bringen.
Müller: Forschungsministerin Edelgard Bulmahn war das. Vielen Dank für das Gespräch und auf Wiederhören.