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Forschungsprojekt Elektromobilität

Technik. - In Essen findet zur Zeit die Fachmesse "E-World Energy & Water" statt. Elektromobilität steht dort hoch im Kurs, sollen doch nach dem Willen der Bundesregierung bis 2020 hierzulande rund eine Million Elektrofahrzeuge unterwegs sein. In mehreren Städten gibt es dazu Projekte mit Elektroautos. Dass man auch nur mit zwei Rädern umweltfreundlicher unterwegs sein kann, will ein Modellversuch in Stuttgart zeigen.

Von Volker Mrasek |
    "In dem Moment, in dem man den Gas- - in Anführungsstrichen - Gasgriff dreht, hört man natürlich dann erstmal den Nabenmotor, der sich am Hinterrad befindet. Und mehr bekommt man nicht zu hören."

    Christian Rath kauert auf einem Zweirad, halb Mountainbike, halb Cross-Motorrad. Elmoto steht auf der Maschine. So heißt der Stuttgarter Hersteller. Rath gehört zum Vertriebsstützpunkt Rhein-Ruhr.

    "Man kommt 65 Kilometer weit ungefähr mit dem Elmoto, mit einer Ladung. 45 km/h schnell ist das Gerät. Und es macht einfach riesigen Spaß."

    Unter all den Elektromobilen auf der Essener Messe E-World hebt sich das Zweirad deutlich ab: Wer möchte, kann es sogar Probe fahren. Unter dem Sitz hat das Gefährt keinen aluminiumglänzenden Motorblock, sondern einen giftgrünen Kunststoff-Kasten:

    "Da befindet sich jetzt der Akku. Die Hupe befindet sich auch noch darunter und die Steuerungselektronik. Das ist ein Lithium-Ionen-Akku."

    Diesen Fahrspaß werden bald 500 Stuttgarter erleben dürfen. Der Energiekonzern EnBW stellt ihnen die Elektrozweiräder kostenlos zur Verfügung, und das 18 Monate lang. Das Ganze geschieht im Rahmen eines bisher einmaligen Feldversuches, der in vier Monaten starten soll. Stuttgart zählt zu den deutschen Modellregionen, in denen Forscher und Energieversorger den Elektroverkehr der Zukunft testen wollen.

    Welche Strecken fahren die Halter von E-Mobilen? Wie oft, wann und wo laden sie ihr Gefährt auf? Wie stellt man die Stromversorgung für eine riesige Flotte von Elektroflitzern sicher? Das sind die Kernfragen. Und dafür lässt EnBW die 500 leise surrenden Mopeds auf Stuttgart los. Projektmitarbeiter Tim Thierfelder:

    " Ziel der Bundesregierung ist es ja, bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf der Straße zu haben. Dafür ist natürlich eine ganz andere Infrastruktur notwendig. Der Energieversorger muss für seine Netzstabilität Sorge tragen und wird Infrastruktur in Form von Ladesäulen im öffentlichen Raum, aber eben auch im privaten Haushalt etablieren." "

    In den Städten werden die Menschen dabei auch mit Elektrozweirädern unterwegs sein. Nur: Heute gibt es sie noch nicht. Daher weiß auch niemand, wie sich ihre künftigen Nutzer verhalten. Der Test mit den 500 Elektromopeds soll genau darüber Aufschluss geben:

    "Die werden mit einem kleinen Gerät ausgestattet, was in regelmäßigen Intervallen Daten des Fahrzeuges erfasst. Das sind GPS-Daten über Höhe, Länge und Breitengrad. Und auch über Geschwindigkeit. Und [das Gerät] sendet dann diese Daten über Mobilfunk an unsere Systeme, wobei diese Daten anonymisiert erhoben werden."

    Den Projektplanern geht es aber nicht nur darum zu wissen, wo sie in Zukunft ihre Ladesäulen aufstellen müssen. Sie träumen davon, dass Elektroautos und Elektroroller zu intelligenten Strom-Verbrauchern werden. Sie sollen ihren Nutzern bei der Entscheidung helfen, wann sie ihre Vehikel am besten aufladen. Das kann zum Beispiel dann sein, wenn das Angebot von Wind- und Sonnenstrom im künftigen Energieversorgungssystem hoch ist und der Preis deshalb niedrig.

    Tim Thierfelder nennt das intelligentes Lade-Management. Es nimmt dem Nutzer Verantwortung ab, wenn der es möchte:

    "Er kann sein Fahrzeug einstecken und muss sich nicht darum kümmern: Zu welchen Zeiten muss ich laden? Sondern dass das System selbstständig erkennen kann: Es sind regenerative Energien im Netz. Jetzt kann ich einspeisen ins Fahrzeug. Und somit natürlich auch ein Kostenfaktor."

    À propos Kostenfaktor. Wer das E-Moped selbst kaufen möchte, muss fast 4000 Euro dafür hinblättern. Wenn er denn überhaupt eines bekommt.

    "Elmoto hat jetzt eine Menge damit zu tun, dass EnBW 500 Stück auf einmal bestellt hat."