Archiv


Forschungsprojekt zum Energiepflanzenanbau

Wie lange reichen die Öl- und Gasvorräte noch? Das weiß niemand so genau. Fest steht aber, dass immer mehr Menschen immer mehr Energie verbrauchen. Energie, die man auch aus Pflanzen gewinnen könnte. Renate Künast, zuständig für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft hat eben dazu ein Forschungsprojekt vorgestellt. Insgesamt zwölf Partner beteiligen sich daran.

Von Dieter Nürnberger |
    Es ist auf jeden Fall eines der größten Forschungsprojekte, die das Verbraucher- und Agrarministerium in diesem Bereich der Energiepflanzen je angeschoben hat. Und Sinn und Zweck des Ganzen liegt darin, vor allem auf Alternativen bei den nachwachsenden Rohstoffen zu schauen, diesen Probeanbau denn auch auszuwerten, um schließlich Schlussfolgerungen zu ziehen, was unter den gegenwärtigen Boden- und auch Wetterbedingungen hierzulande am sinnvollsten erscheint. Am stärksten sind ja bislang in Deutschland in diesem Bereich Raps für Biodiesel oder auch Mais für die Biogasproduktion genutzt worden. Alternativen gibt es einige - Sonnenblumen können als Energiepflanzen genutzt werden, ebenso Sommergerste oder auch verschiedene Grassorten. Es geht somit durchaus um eine wirtschaftliche Perspektive für viele Landwirte - aber selbstverständlich geht es auch um Umweltschutz, denn diese Energiepflanzen sparen ja Erdöl ein und vermindern auch den Ausstoß fossiler CO2-Emissionen. Renate Künast, die Verbraucher- und Agrarministerin:

    " Es geht um ein Vorhaben, dass wir in den nächsten drei Jahren mit zirka 4,5 Millionen Euro fördern, um heraus zu finden, welche Kulturart unter welchen Standortbedingungen in welchen Fruchtfolgen am besten geeignet ist. Soll heißen: eine hohe energetische Nutzung zu bringen. Auf das Ergebnis bin ich sehr gespannt, das ist eine der Fragen, die sich heute alle Beteiligten stellen."

    Die grüne Ministerin sieht in den Energiepflanzen ein recht großes Potential. Und wenn man sich die Statistik anschaut, dann ist es derzeit ja so, dass von rund 56 Millionen Tonnen Kraftstoff, der jährlich in Deutschland verbraucht wird, der normale Dieselkraftstoff einen Anteil von rund 50 Prozent hat, Ottokraftstoff liegt bei knapp 49 Prozent. Das heißt, die Biokraftstoffe haben derzeit nur einen Marktanteil von rund 1,5 Prozent. Und um diesen Anteil zu steigern, müssten die Anbauflächen deutlich ausgeweitet werden. Renate Künast:

    " Zur Zeit ist es so. dass in Deutschland auf einer Fläche von mehr als einer Million Hektar nachwachsende Rohstoffe angebaut werden. Davon werden etwa 75 Prozent für die energetische Nutzung eingesetzt. Das heißt, dass wir den Anbau nachwachsender Rohstoffe auf etwa 10 Prozent der gesamten Ackerfläche in Deutschland haben. Das sind ja gesamt etwa 11,7 Millionen Hektar. Somit ist der Anbau nachwachsender Rohstoffe längst keine Nische für die Landwirte mehr. Das ist eine der wichtigsten Einkommensalternativen zum Nahrungsmittelanbau."

    Landwirte als Energiewirte also. In diesem Forschungsprojekt, die Federführung hat die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe, wird denn auch Deutschland in einer Art Energiepflanzen-Landkarte aufgeteilt. Ein Beispiel: In bestimmten Gegenden Brandenburgs regnet es ja schon seit geraumer Zeit im Durchschnitt sehr viel weniger als noch in den vergangenen Jahrzehnten. Was heißt dies nun für den Energiepflanzenanbau? Trockene Böden, wenig Regen - welche Pflanze könnte hier im Ertrag effizienter als andere genutzt werden? Und Ziel ist es auch, Monokulturen zu vermeiden. Alexander Schütte, der Geschäftsführer der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe:

    " Wir möchten keinen Anbau von Monokulturen beziehungsweise Anbausysteme, die wiederum zu einer Umweltbelastung führen. Insofern wollen wir eine Umsetzung neuer ackerbaulicher Konzepte. Wir wollen neue Kulturarten einbeziehen mit der Zielsetzung einer Biodiversität in der Fläche. Und wir wollen eine Verbesserung des Ertragspotentials, aber auch Ertragssicherheit. Die Landwirte sollen also über die Jahre hinweg eine Sicherung haben - bezüglich ihrer Einkommen."

    Denn obwohl Deutschland schon reichlich Erfahrung in der Nutzung dieser Energiepflanzen hat - Fragezeichen gab und gibt es natürlich noch einige. Das Forschungsvorhaben soll helfen, diese Fragenzeichen geringer werden zu lassen.