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Forschungszentrum Terramare

Indonesien ist ein Inselstaat. Industrieeinleitungen belasten dort zunehmend die Flüsse und deren Mündungen ins Meer. Im Rahmen eines deutsch-indonesischen Projektes soll jetzt anhand eines Flusses auf Sumatra ein erster Schritt in Richtung Umweltschutz getan werden. Bei dem Projekt sind auf deutscher Seite Wissenschaftler des Wilhelmshavener beteiligt.

Von Andreas Klose |
    Der Siak entspringt im Westen Sumatras und mündet im Osten in die Straße von Malakka in den Ozean. Auf seinem Weg passiert er die Provinzhauptstadt "Pekanbaru" mit rund einer Million Einwohnern. Abwässer der Haushalte gelangen ungeklärt in den Fluss. In der Nähe der Stadt belasten Chemie-, Papier- und Sägewerke den Strom. Dazu kommen Ölindustrie und Palmölplantagen. Das Wilhelmshavener Forscher -Team Ralf Wöstmann und Projektleiter Gerd Liebezeit bereiste den Fluss mit dem Motorboot von West nach Ost. Immer wieder zogen sie Vegetationsproben, um die Schadstoffbelastung zu ermitteln. Blätter und Gräser lösen sich im Flusswasser in kleinste Teilchen. Daran heften sich Quecksilber, Blei und Zink, aber auch Mückenbekämpfungsmittel wie DTT an. Hinzu kommen Verbrennungsrückstände von Treibstoffen, die über die Luft eingetragen werden. Da das Wasser des Flusses schnell fließt und die Teilchen sehr leicht sind, setzen sie sich erst viel später im Boden ab. Meereschemiker Gerd Liebezeit vom Forschungszentrum "Terramare":

    "Wir waren ja jetzt das dritte Mal da und haben wieder Proben genommen. Wir waren diesmal etwas weiter den Fluss heruntergefahren ins Ästuar hinein und haben dabei wirklich als allererstes Ergebnis festgestellt, wo im Prinzip die feinkörnigen Sedimente und damit auch die Schadstoffe abgelagert werden - das ist nämlich im Mündungsgebiet des Flusses. "

    Die Sedimentproben der letzten Reise lieferten Hinweise auf Art und Umfang der Schadstoffbelastung des Mündungsgebiets. Gleichzeitig wird der Weg des organischen Materials - der Pflanzenteilchen - zurückverfolgt. Die Forscher wollen wissen, wo die Schadstoffe herkommen und wie intensiv ein Gebiet belastet sein könnte. Umweltwissenschaftler Ralf Wöstmann sucht nach so genannten Biomarkern. Das sind Moleküle, die Auskunft über den Ursprung des organischen Materials geben und die Eigenschaften haben, die für die Spurensuche wichtig sind:

    "Diese Biomarkermoleküle benutzen wir als Trägermoleküle für anthropogene durch Menschenhand eingetragene Schadstoffe. Wie zum Beispiel Schwermetalle, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe oder Pestizide, die die Eigenschaft haben, sich an diese natürlichen organischen Substanzen anzulagern. Wir versuchen, damit den Transport und die Umlagerung auch der Schadstoffe zu verfolgen und wir versuchen, diesen Biomarker, der dann pflanzenspezifisch sein soll, in den Sedimenten identifizieren zu können. "

    Nach und nach werden die Transportprozesse sichtbar. Sicher ist, dass durch den hohen Eintrag ungeklärter Abwässer der Sauerstoffverbrauch im Fluss hoch ist. Was immer wieder zu einem Fischsterben führt. Dazu kommt der Eintrag von Sägemehl, der in der Mündungsregion den Fischbestand reduziert. Gerd Liebezeit:

    "Es gibt also im Ästuar Fische, die sich von Partikeln ernähren, und zwar ohne zu unterscheiden, ob dieser Partikel essbar ist oder nicht. Die nehmen also dieses Sägemehl auf, haben den Magen voll und haben den Darm voll und verhungern. Weil sie dieses Sägemehl nicht verdauen können und auch nicht wieder ausscheiden können. "

    Daraus resultieren dann Einnahmeverluste für die Fischer. Die deutsche und die indonesische Regierung lassen noch bis 2007 weiterforschen. Allerdings, Gespräche mit der Regionalregierung "Riau" zeigen bereits jetzt, wie ernst die Sache dort genommen wird. Klärwerke für die großen Städte und Filtersysteme für die Industrie werden die Folgen sein. Dinge, die in Europa Standard sind, nachhaltig die Umwelt entlasten und damit auch ökonomisch sinnvoll sind, da sie beispielsweise die Fischerei schützen. Für die Provinz "Riau" ist das finanzierbar:

    "Nun ist es bei der Provinz "Riau", in der unser Untersuchungsfluss liegt, natürlich so, dass ist eine der reichsten Provinzen in Indonesien und die könnten sich das durchaus leisten, ein Klärwerk zu bauen. In anderen Provinzen, die also deutlich ärmer sind, die also ausschließlich von Landwirtschaft leben, da ist die Situation anders und da sind die Kosten nicht mehr regional zu tragen, sondern da müsste es dann auch von der indonesischen Regierung in Jarkarta entsprechende Initiativen geben. "