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Fortschritte bei der Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs

Etwa 12.800 Menschen erkranken jährlich an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Auf der Fachtagung Viszeralmedizin wurden neue Ansätze, mit denen man Bauchspeicheldrüsenkrebs lindern oder heilen will, diskutiert.

Von Cajo Kutzbach | 21.09.2010
    Die Bauchspeicheldrüse ist sowohl für die Verdauung im Darm wichtig - sie liefert, wie der Name schon sagt, dem Darm einen verdauungsfördernden Speichel -, als auch als Quelle von Hormonen, die den Zuckerspiegel im Blut beeinflussen. Wird die Bauspeicheldrüse - die Mediziner sagen auch Pankreas dazu - von Krebs befallen, dann spürt das der Patient meist lange nicht. Oft, bis es zu spät ist. Deshalb suchen Mediziner nach Wegen, um den Krebs so früh wie möglich zu entdecken, denn dann sind die Heilungschancen am Besten. Prof. Dr. med. Jens Werner, der in Heidelberger Universitätsklinik die Pankreaschirurgie leitet:

    "Leider gibt es für die Bauspeicheldrüsen-Krebserkrankungen bisher keine Früherkennungsmarker, auch kein Screening, so dass meistens die Krankheit doch erst in einem fortgeschritteneren Stadium diagnostiziert wird."

    Entdeckt man den Tumor frühzeitig, kann er heraus geschnitten werden. Aber weil der Krebs eben bei Vielen erst spät entdeckt wird, kann nur eine Minderheit von 20 bis 30 Prozent der Erkrankten operiert werden. Bei der Mehrzahl kann man nur den Krankheitsverlauf bremsen und das Leiden lindern. Bei dieser schlechten Ausgangslage sind auch scheinbar kleine Verbesserungen wichtig. Jens Werner:

    "Die Fortschritte in den letzten Jahren sind die, dass auch Tumore, die schon lokal weiter fortgeschritten sind, zum Beispiel durch eine Radio-Chemo-Therapie anbehandelt werden können und dann sekundär chirurgisch therapiert werden können, also auch reseziert werden können. Das sind dann Patienten, die man vor einigen Jahren noch nicht behandeln konnte. Und es gibt Fortschritte in den OP-Methoden. Das heißt man kann heute sicherer und radikaler auch größere Tumoren entfernen."

    Man bekämpft den Tumor also zunächst mit Strahlen und Chemie und operiert dann erst. Diese Kombination von Strahlen, Chemie und Chirurgie ist eine interdisziplinäre Therapie, die am Besten in Tumorzentren durchgeführt werden kann. Wie sind diese Fortschritte einzuordnen?

    "Es ist leider so, dass das Auftreten der Erkrankung mit der Mortalität fast identisch ist, das heißt, eine relevante Senkung der Mortalität konnten wir mit allem multimodalen Therapiemechanismen nicht bewirken in den vergangenen Jahren. Es ist aber schon so, das eben halt ein zunehmend größerer Teil - 20 bis 30 Prozent der Patienten - von den operativen Techniken mit der anschließenden Chemotherapie profitieren, so dass auch Fünf-Jahres-Überlebensraten - die weit über dem sind, was wir noch vor zehn Jahren erhofft hatten - liegen, so dass wir auch Langzeiterfolge haben. Aber das sind eben nicht die große Maße der Patienten."

    Es hat sich also die Lebensdauer und die Lebensqualität für einige Patienten verbessert. Der große Durchbruch in der Krebsbekämpfung ist das nicht, aber für Betroffene immerhin ein Hoffnungsschimmer. Lässt sich die Lage beim Bauchspeicheldrüsenkrebs weiter verbessern? Zumindest in kleinen Schritten durch weiter entwickelte Operationen oder schmerzlindernde Medikamente, meint Prof. Jens Werner:

    "Grade im palliativen Bereich ist jetzt eine Studie publiziert und da vorgestellt worden, Folfirinox, das ist ein neues Schema von verschiedenen Chemotherapeutika, die eine signifikante Verlängerung des Lebens bei Patienten erbracht hat, die eben halt nicht mehr einer Operation zugeführt werden können. Insofern sind die Schritte da; sind kleine Schritte zur Zeit noch und den großen Durchbruch wir man - denke ich - auch in den nächsten ein, zwei Jahren noch nicht erwarten können."