Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Selbstreflexion im Nachrichtengeschäft
Kölner Forum für Journalismuskritik 2022

Nachrichten sind Vertrauenssache. Redaktionen müssen sich immer wieder hinterfragen, um das Vertrauen der Gesellschaft zu bewahren. Diesem Ziel dient Jahr für Jahr das "Kölner Forum für Journalismuskritik", das am 19. Mai 2022 zum sechsten Mal stattfindet.

Von Marco Bertolaso | 06.05.2022
    Das Banner des Forums Journalismuskritik 2022.
    Das Banner des Forums Journalismuskritik 2022. (Deutschlandradio)
    "Die Angaben aus dem Kriegsgebiet lassen sich nicht unabhängig überprüfen.“ Dieser Satz taucht regelmäßig in Nachrichtensendungen auf, zuletzt seit der russischen Invasion in die Ukraine besonders häufig. Der Hinweis ist transparent und redlich, aber die Beschränkungen von Recherche und Berichterstattung sind auch hoch problematisch - für Redaktionen und Publikum gleichermaßen.

    "Berichten in Zeiten des Krieges“, so heißt daher auch ein Schwerpunktthema des diesjährigen „Kölner Forums für Journalismuskritik“. Das Forum, gegründet von der Deutschlandfunk-Nachrichtenredaktion und der Initiative Nachrichtenaufklärung, findet am 19.5.2022 von 14 Uhr bis 18 Uhr im Deutschlandfunk-Funkhaus in Köln statt. Mitveranstalterin ist in diesem Jahr die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

    Zwei Diskussionsrunden

    Über die Kriegsberichterstattung sprechen wir u.a. mit Thomas Präkelt, der für RTL und n-tv in der Ukraine gearbeitet hat, Sabine Wilke von Care-Deutschlandund der Leiterin der Deutschlandfunk-Medienredaktion, Bettina Schmieding. Mit dabei sind auch der Pazifist Olaf Müller, Philosophie-Professor an der Berliner Humboldt-Universität, und die SPD-Außen- und Sicherheitspolitikerin Dr. Daniela de Ridder.
    Ein weiteres Thema wird die heftige Debatte sein, die derzeit über Aktivismus in den Medien geführt wird. Sollen Redaktionen immer neutral bleiben, oder sollen sie sich journalistisch für bestimmte Ziele wie den Klimaschutz einsetzen? Wo wird "Haltung“ gebraucht und wo geht "Haltungsjournalismus“ in die Irre? Darüber diskutieren Maren Urner, Journalistin, Neurowissenschaftlerin und Professorin für Medienpsychologie, der Chefredakteur des Evangelischen Pressedienstes, Karsten Frerichs, die Gründerin des dem "Konstruktiven Journalismus“ verpflichteten "Bonn Institute“, Ellen Heinrichs, sowie Hildegard Stausberg, die u.a. als Chefredakteurin der Deutschen Welle tätig war. Die Moderation übernimmt Gottfried Bohl, der Nachrichtenchef der Katholischen Nachrichtenagentur.

    Günter-Wallraff-Preis

    Auch in diesem Jahr wird der "Günter-Wallraff-Preis" verliehen. Mit der Auszeichnung werden im Namen und im Beisein von Deutschlands bekanntestem Investigativjournalisten kritischer Journalismus und Zivilcourage geehrt.
    Außerdem erwartet sie aus Anlass des 60. Geburtstags des Deutschlandfunks ein Streifzug durch Nachrichten aus den 1960er Jahren. Wir rechnen überdies mit einer Botschaft aus der Redaktion der regimekritischen russischen Zeitung "Nowaja Gaseta", die seit einiger Zeit nur noch im Exil erscheinen kann.

    Wie Sie der Veranstaltung folgen können

    Sie können das „Kölner Forum für Journalismuskritik“ in einer Liveübertragung verfolgen – oder Sie besuchen die Veranstaltung im Funkhaus des Deutschlandfunks. Die Übertragung gibt es einerseits über unseren bundesweiten DAB-Kanal "Dokumente und Debatten". Aber auch über einen Livestream können Sie am Tag der Veranstaltung mithören.

    Hier das Programm im Überblick:

    6. Kölner Forum für Journalismuskritik
    19.5.2022, 14:00 bis 18:00 Uhr im Funkhaus des Deutschlandfunks.
    14:00 Uhr: Begrüßung
    Dr. Marco Bertolaso, Deutschlandfunk-Nachrichtenchef
    Prof. Dr. Hektor Haarkötter, Geschäftsführer der Initiative Nachrichtenaufklärung.
    14:10 Uhr: "Journalismus oder Aktivismus?

    Karsten Frerichs, Chefredakteur, Evangelischer Pressedienst
    Ellen Heinrichs, Geschäftsführerin des Bonn Institute für Konstruktiven Journalismus
    Dr. Hildegard Stausberg, ehemalige DW-Chefredakteurin und diplomatische Korrespondentin der „Welt“
    Prof. Dr. Maren Urner, Journalistin, Neurowissenschaftlerin und Professorin für Medienpsychologie
    Moderation: Gottfried Bohl, Nachrichtenchef Katholische Nachrichtenagentur.
    15:30 Uhr: "Angst bestimmt weitgehend die russische Gesellschaft" - Eine Botschaft aus der Redaktion der "Nowaja Gaseta"
    15:40 "Berichten in Zeiten des Krieges

    Prof. Dr. Olaf Müller, Humboldt-Universität Berlin
    Thomas Präkelt, RTL/n-tv
    Dr. Daniela De Ridder, SPD-Außen und Sicherheitspolitikerin
    Bettina Schmieding, Leiterin der Deutschlandfunk-Medienredaktion
    Sabine Wilke, Care-Deutschland
    Moderation: Prof. Dr. Hektor Haarkötter, Initiative Nachrichtenaufklärung/Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.
    16:50 Uhr: 60 Jahre Deutschlandfunk – Nachrichten aus sechs Jahrzehnten

    Kathrin Baumhöfer, Gerd Daaßen
    17:00 Uhr: Verleihung des Günter-Wallraff-Preises für Journalismuskritik

    Moderation: Marlene Nunnendorf, Initiative Nachrichtenaufklärung
    Laudatio: Birgit Wentzien, Chefredakteurin Deutschlandfunk