
Der investigative Journalist und WikiLeaks-Gründer Julian Assange ist mit dem Günter-Wallraff-Preis 2022 ausgezeichnet worden. Die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde im Rahmen des 6. Kölner Forum für Journalismuskritik verliehen. Mit dem Preis ehrt die Initiative Nachrichtenaufklärung jährlich kritischen Journalismus und Zivilcourage.
Deutschlandfunk-Chefredakteurin Wentzien erinnerte in ihrer Laudatio daran, dass Julian Assange über die Enthüllungsplattform WikiLeaks geheime Regierungsdokumente, Akten aus dem US-Gefangenenlager Guantanamo, diplomatische E-Mails und Beweise für Kriegsverbrechen im Irak veröffentlicht habe. Missstände öffentlich zu machen sei eine Kernaufgabe des Journalismus. Genau das habe Julian Assange getan. Sollte er dafür verurteilt werden, wäre das ein weltweiter Präzendenzfall und ein Zeichen der Abschreckung für Reporterinnen und Reporter auf der ganzen Welt, so Wentzien.
Günter Wallraff, Investigativjournalist und Namensgeber des Preises, würdigte den Mut und das Engagement von Julian Assange. Er habe durch seine Beharrlichkeit Missstände aufgedeckt, deren Ausmaß man sich nich habe vorstellen können. Dass er den diesjährigen Preis erhalte, sei ein unbedingtes Zeichen gegen das Vergessen und für die Solidarität, so Wallraff. Die Bundesregierung forderte er auf, Assange Asyl in Deutschland zu gewähren. Seine Auslieferung aus britischer Haft in die USA müsse verhindert werden. Wallraff kritisierte, Politiker wie Wirtschaftsminister Habeck hätten sich früher für Assange eingesetzt. Nach dem Eintritt in die Bundesregierung höre man von ihnen zu diesem Thema nichts mehr.

Übergeben wurde der Preis stellvertretend an Stella Assange. Die rechtliche Verfolgung ihres Mannes sei politisch motiviert, sagte sie in ihrer Dankesrede. Das Ziel der Behörden sei es, Assange verstummen zu lassen. Wenn aber alle ihre Stimmen erhöben, werde auch seine Stimme wieder lauter. Der in Köln verliehene Preis und die öffentliche Aufmerksamkeit seien deswegen von großer Bedeutung. Stella Assange betonte, für ihren Mann gehe es jetzt um das schiere Überleben. Sie warf dem Westen doppelte Standards vor: Jetzt werde dazu aufgerufen, russische Kriegsverbrechen in der Ukraine öffentlich zu machen. Julian Assange habe nichts Anderes getan, nur eben in Bezug auf den Tod zehntausender Zivilisten im Irak und in Afghanistan.

Die Verleihung des Günter-Wallraff-Preises bildete den Abschluss des 6. Kölner Forums für Journalismuskritik am 19. Mai 2022. Der Medienkongress wird von der Deutschlandfunk-Nachrichtenredaktion und der Initiative Nachrichtenaufklärung (INA) veranstaltet. Mitveranstalterin war in diesem Jahr die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.