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Schulbeginn: Acht Uhr ist zu früh ++++ Gewalt an Schulen: 250 Verletzte pro Tag ++++ EU-Kampagne gegen Tabakkonsum bei Jugendlichen ++++ Weinende Kinder in der Nacht: Die Schreisprechstunde der Uni Leipzig hilft

Von Armin Himmelrath |
    Schulbeginn: Acht Uhr ist zu früh

    Haben wir das nicht schon immer gewusst? Entweder aus eigener Erfahrung in der Schule oder aber, weil wir unsere Kinder morgens nur unter größten Mühen pünktlich zur Schule bekommen? Acht Uhr ist zu früh, der Unterricht müsste eigentlich später beginnen. Argumente gegen den frühen Schulbeginn haben in dieser Woche Forscher in Northwestern-University in den USA geliefert. In einem Artikel für die Fachzeitschrift "Pediatrics" bestätigen sie, was müde Schüler und Eltern längst geahnt haben: Kinder sind nachmittags wesentlich leistungsfähiger als vormittags. Außerdem führt der frühe Unterrichtsbeginn um acht Uhr auf Dauer zu chronischem Schlafmangel, weil die Jugendlichen in Schulzeiten bis zu zwei Stunden pro Woche weniger schlafen als in den Ferien oder an Wochenenden. Fazit: Die bisher üblichen Stundenpläne zwingen Schüler gerade dann zu geistigen Höchstleistungen, wenn sie sich vom Biorhythmus her eigentlich noch mitten in der Nacht befinden.

    Gewalt an Schulen: 250 Verletzte pro Tag

    Ob der chronische Schlafmangel auch zu erhöhter Aggressivität führt, darüber sagt die Studie nichts aus. Dass Gewalt an Schulen allerdings ein ernstes Problem ist, darüber herrscht Einigkeit. Eine Untersuchung des Bundesverbandes der Unfallkassen ergab, dass an jedem Schultag in Deutschland etwa 250 Schülerinnen und Schüler so stark verletzt werden, dass sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Insgesamt wurden im Jahr 2003 über 93.000 Rauf-Unfälle gemeldet, die meisten davon nach Auseinandersetzungen auf dem Schulhof. Am häufigsten sind Jungen zwischen 11 und 15 Jahren betroffen, Mädchen sind an den Rangeleien generell nur halb so oft beteiligt wie ihre Klassenkameraden. Aufräumen konnten die Autoren der Studie mit einem hartnäckigen Vorurteil: Der Anteil ausländischer Schüler, die an Kämpfen auf dem Schulgelände beteiligt sind, hat in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich abgenommen. Und auch insgesamt ging die Zahl der Verletzten in diesem Zeitraum zurück. In zwei Bundesländern entwickelte sich die Opferzahl jedoch entgegen dem Bundestrend: Brandenburg und Berlin meldeten eine deutliche Zunahme von gewalttätigen Auseinandersetzungen auf dem Schulhof.

    EU-Kampagne gegen Tabakkonsum bei Jugendlichen

    Über das Rauchverbot an Schulen und über die Auseinandersetzungen, zu denen dieses Verbot vielerorts geführt hat, haben wir hier bei Forum PISA ja schon mehrfach berichtet. Jetzt schaltet sich auch die Europäische Kommission in die Debatte ein. Mit der Anti-Tabak-Kampagne "Help" will sie dafür sorgen, dass nicht mehr so viele Kinder und Jugendliche zur Zigarette greifen. Der Verbraucherzentrale-Bundesverband unterstützt die Kampagne und geht sogar noch weiter: Das von der Bundesregierung bereits beschlossene Tabak-Werbeverbot in Massenmedien reiche nicht aus, nötig sei auch das sofortige Verbot süchtig machender und krebserregender Zusatzstoffe in Tabakprodukten.

    Weinende Kinder in der Nacht: Die Schreisprechstunde der Uni Leipzig hilft

    Zum Schluss noch eine Meldung, die jenen verzweifelten Eltern Mut machen soll, deren Kleinkinder nachts lieber weinen als schlafen. Die Universitätskinderklinik Leipzig hat für diese leidgeplagten Mütter und Väter jetzt eine Schreisprechstunde eingerichtet. Eltern, deren Baby fast nie zu beruhigen ist und das durch chronische Unruhe, Schlaf- und Essstörungen oder durch exzessives Trotzen auffällt, können hier nicht nur Trost, sondern auch Hilfe finden. Der Psychologe Peter Hiermann empfiehlt als Faustregel, sich dann zur Schreisprechstunde überweisen zu lassen, wenn ein Kind mehr als drei Wochen lang, an drei Tagen pro Woche mehr als drei Stunden schreit. Zunächst wird der unruhige Patient von einem Kinderarzt untersucht, um körperliche Ursachen auszuschließen. Danach entwickeln Peter Hiermann und sein Team zusammen mit den Eltern Strategien zur Selbsthilfe. Und das mit beachtlichem Erfolg: Bei zwei Dritteln aller Fälle besserten sich die Schlafprobleme schon nach ein bis zwei Besuchen in der Sprechstunde oder verschwanden sogar ganz. Ein Projekt, das anderen Kinderkliniken durchaus zur Nachahmung empfohlen werden kann.

    Service
    Um sich in der Schreisprechstunde der Universitätskinderklinik in Leipzig beraten zu lassen, benötigt man eine Überweisung des Haus- oder Kinderarztes. Für die Familie ist die Behandlung kostenfrei. Telefonische Anmeldung unter: 0341/ 97 26 242