Donnerstag, 25. April 2024

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"Fotografinnen an der Front"
Kriegsbilder aus weiblicher Hand

"Man kann keinen weiblichen Blick auf den Krieg feststellen“, sagte Ausstellungskuratorin Felicity Korn im Dlf. Dennoch bekämen Kriegsfotografinnen oft schneller Zugang zu den Menschen. Der Düsseldorfer Kunstpalast zeigt Arbeiten von acht Bildreporterinnen. Sie würden heute noch "zur Seite gekehrt".

Felicity Korn im Corsogespräch mit Adalbert Siniawski | 06.03.2019
Ein Schwarz-weiß-Foto von Anja Niedringhaus: US-Marineinfanteristen mit Gewehren führen Ende 2004 eine Razzia im Haus eines irakischen Abgeordneten im Stadtteil Abu Ghraib durch. Zwei Frauen mit Kopftuch stehen mit mehreren Kindern an der Wand.
Foto von Anja Niedringhaus: US-Marineinfanteristen führen Ende 2004 eine Razzia im Haus eines irakischen Abgeordneten im Stadtteil Abu Ghraib durch (Kunstpalast/picture alliance/AP Images)
"Sie haben Bilder voller Sensibilität, Kraft und Menschlichkeit geschaffen", so das Fazit der Kuratorinnen zu den besonderen Fotos von besonderen, mutigen Frauen. Der Düsseldorfer Kunstpalast zeigt ab Freitag erstmals in dieser Breite Bilder von acht "Fotografinnen an der Front" - etwa Catherine Leroy (1944–2006), Anja Niedringhaus (1965–2014) und Christine Spengler (*1945).
"Es gibt Berichte, wo Fotografinnen sagen, ihr Geschlecht sei von Vorteil für sie in der Arbeit - weil sie von der Zivilbevölkerung oder von den Militärs nicht als Bedrohung wahrgenommen wurden", sagte Felicity Korn im Deutschlanfunk. Sie hat die Ausstellung zusammen mit Anne-Marie Beckmann kuratiert. Betroffene und Opfer - vor allem Frauen und Kinder - würden sich Frauen eher öffnen als ihren männlichen Kollegen, sagte Korn.
Wir haben noch länger mit Felicity Korn gesprochen - hören Sie hier die Langfassung des Corsogesprächs
Dennoch ergebe sich aus der Zusammenschau der Fotos der Bildreporterinnen: "Nicht das Geschlecht des Autoren ist ausschlaggebend, sondern das Bild selbst." Dennoch mussten sich die Frauen ihren Platz hinter der Kamera und in den Medien hart erkämpfen, denn die Chefetagen seien in der Regel mit Männern besetzt, die den Fotografinnen skeptisch gegenüberstünden, wie Korn erzählte.
"Es ist ein ganz schmaler Grad"
Dass mit den Kriegsbildern im Museum das Kriegsgeschehen äthetisiert und in Richtung Kunst gerückt würde, sieht die Kuratorin nicht. "Alle Fotos, die wir ausstellen, sind ursprünglich für den Pressekontext entstanden, sie haben Nachrichtenwert gehabt." Erst dann habe man geschaut, welche Bilder so überzeugend seien, dass sie wirklich Bestand haben. "Es ist ein ganz schmaler Grad, aber das Mittel der Ästhetisierung ist total legitim bis zu dem Grad, wo es den Fotografen hilft, in der Nachrichtenflut aufzufallen."
Alle Kriegsfotografinnen und -Fotografen wollten auf Konflikte aufmerksam machen und ein authetisches Bild des Krieges vermitteln, sagte Korn, fügte aber nüchtern hinzu: "Kein Kriegsfoto hat es leider bisher geschafft, Kriege weltweit zu beenden."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.