Von Mathias Schulenburg
Das sind die Gebrüder Bogdanov, Grischka und Igor, wie man sie in Frankreich kennt und schätzt, wortreiche Fernseh-Moderatoren populärwissenschaftlicher Sendungen, Verfasser von Science-Fiction-Romanen, vor zwölf Jahren Co-Autoren eines wissenschaftsphilosophischen Werkes gar, das in Frankreich zu einem Bestseller wurde, in dem die philosophische Last allerdings ein Philosoph geschultert hatte. Der Beitrag der Brüder beschränkte sich auf das, was man als Wissenschaftsjournalist so kennt: Die Tiefen des Alls, die Wucht der Welt, Universen am laufenden Band etc., durchaus interessant. Aber das Werk "Gott und die Wissenschaft" - schwer mit entbehrlichem Pathos beladen - verdiente auch aus einem anderen Grund nähere Aufmerksamkeit: Der Klappentext der französischen Ausgabe wies beiden Bogdanov-Brüdern einen Doktortitel zu, und den hatten die nicht. Eine Unachtsamkeit des Verlegers, wehrten die Brüder ab.
Den Wirbel, den Grischka und Igor Bogdanov seit Ende Oktober vorigen Jahres in Wissenschaftskreisen verursacht haben, verdanken sie freilich nicht Petitessen wie diesen. Sie stehen vielmehr im Verdacht, dem Wissenschaftsbetrieb ein Bonbon ans Hemd geklebt zu haben, das dort einen hartnäckigen Fleck hinterlassen dürfte. Grischka und Igor Bogdanov, sagen gewöhnlich gut unterrichtete Kreise, haben vier von Fachkenntnissen gänzlich unbehauchte Veröffentlichungen in renommierten Physik-Journalen unterbringen können und für Schriften von vergleichbarem Wert auch noch den Doktortitel erhalten.
Teile ihrer Veröffentlichungen sahen aus, als würden sie Sinn machen, aber je sorgfältiger ich sie durchlas, desto weniger Sinn schienen sie zu machen. Schließlich fing ich entweder an zu lachen oder ich bekam Kopfschmerzen.
schreibt Professor John Baez, Professor für Mathematische Physik an der University of California in Riverside im Internet auf einer eigens eingerichteten Webseite. Immerhin, Grischka rührt in seiner Doktorarbeit beherzt an die tiefsten Geheimnisse des Raumes:
Wir schlagen im Folgenden eine Signatur der raumzeitlichen Metrik vor, die nicht mehr auf der Planck-Skala eingefroren ist und Quanten-Fluktuationen aufweist bis zur Null-Skala, bei der sie euklidisch wird.
John D. Barrow, Professor für Mathematik an der Cambridge University, erinnert sich, dass ihn die Brüder 1990 als Doktorvater für einen ganz schnellen Doktor zu gewinnen suchten und Dissertationsentwürfe vorwiesen, die - so Barrow – "lachhaft" waren. Andere beurteilen die Bogdanovs wieder wohlwollend, obschon Igor ein Foucaultsches Pendel postuliert, dessen Schwingungsebene von der Anfangssingularität, dem Urknall, bestimmt wird, was in Fachkreisen durchaus irritiert. Immerhin, Hermann Nicolai, Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsforschung in Potsdam und Mitherausgeber des Journals "Classical und Quantum Gravity", einer der von den Brüdern heimgesuchten Zeitschriften, ist sich sicher:
Wenn mir der Artikel auf den Schreibtisch gekommen wäre, hätte ich ihn sofort zurück geschickt.
Heiner Müller-Krumbhaar, Physikprofessor und im Vorstand der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, sieht das Ganze eher milde:
Was das eigentlich Beruhigende oder Befriedigende ist, auch an der Tätigkeit im naturwissenschaftlichen Bereich, dass systemimmanent die Wissenschaft sich von diesen Dingen - jedenfalls bisher immer - zu befreien wusste. Wir können es nicht verhindern, dass dort Hasardeure auftreten und etwas machen oder auch getrieben werden von einem gewissen Erfolgszwang, der durch übermäßige Publizität und Fernsehwerbewirkung entsteht - Wissenschaft, also man muss es schon eine Zeit lang im ruhigen Kämmerchen betreiben, also ist etwas für ernsthafte Beschäftigungen, in dem Moment, wo die Lichter der Fernsehleute angehen, ist es mit der Ruhe erst einmal vorbei.
Wohl wahr. Das gescholtene Medium ficht das nicht an, in der Vorankündigung der Bogdanov-Sendereihe "Rayon X" stellt France 2 Igor als "brillanten Wissenschaftler" vor, und Doktor der theoretischen Physik. Was diesmal ja stimmt; nur hat die verantwortliche Université de Bourgogne in Dijon Igors Doktorarbeit nicht als "brillant" sondern mit der geringsten ihr zu Gebote stehenden Note gewürdigt. Die Macht der Medien vermag auch matten Glanz zum Leuchten zu bringen.
Das sind die Gebrüder Bogdanov, Grischka und Igor, wie man sie in Frankreich kennt und schätzt, wortreiche Fernseh-Moderatoren populärwissenschaftlicher Sendungen, Verfasser von Science-Fiction-Romanen, vor zwölf Jahren Co-Autoren eines wissenschaftsphilosophischen Werkes gar, das in Frankreich zu einem Bestseller wurde, in dem die philosophische Last allerdings ein Philosoph geschultert hatte. Der Beitrag der Brüder beschränkte sich auf das, was man als Wissenschaftsjournalist so kennt: Die Tiefen des Alls, die Wucht der Welt, Universen am laufenden Band etc., durchaus interessant. Aber das Werk "Gott und die Wissenschaft" - schwer mit entbehrlichem Pathos beladen - verdiente auch aus einem anderen Grund nähere Aufmerksamkeit: Der Klappentext der französischen Ausgabe wies beiden Bogdanov-Brüdern einen Doktortitel zu, und den hatten die nicht. Eine Unachtsamkeit des Verlegers, wehrten die Brüder ab.
Den Wirbel, den Grischka und Igor Bogdanov seit Ende Oktober vorigen Jahres in Wissenschaftskreisen verursacht haben, verdanken sie freilich nicht Petitessen wie diesen. Sie stehen vielmehr im Verdacht, dem Wissenschaftsbetrieb ein Bonbon ans Hemd geklebt zu haben, das dort einen hartnäckigen Fleck hinterlassen dürfte. Grischka und Igor Bogdanov, sagen gewöhnlich gut unterrichtete Kreise, haben vier von Fachkenntnissen gänzlich unbehauchte Veröffentlichungen in renommierten Physik-Journalen unterbringen können und für Schriften von vergleichbarem Wert auch noch den Doktortitel erhalten.
Teile ihrer Veröffentlichungen sahen aus, als würden sie Sinn machen, aber je sorgfältiger ich sie durchlas, desto weniger Sinn schienen sie zu machen. Schließlich fing ich entweder an zu lachen oder ich bekam Kopfschmerzen.
schreibt Professor John Baez, Professor für Mathematische Physik an der University of California in Riverside im Internet auf einer eigens eingerichteten Webseite. Immerhin, Grischka rührt in seiner Doktorarbeit beherzt an die tiefsten Geheimnisse des Raumes:
Wir schlagen im Folgenden eine Signatur der raumzeitlichen Metrik vor, die nicht mehr auf der Planck-Skala eingefroren ist und Quanten-Fluktuationen aufweist bis zur Null-Skala, bei der sie euklidisch wird.
John D. Barrow, Professor für Mathematik an der Cambridge University, erinnert sich, dass ihn die Brüder 1990 als Doktorvater für einen ganz schnellen Doktor zu gewinnen suchten und Dissertationsentwürfe vorwiesen, die - so Barrow – "lachhaft" waren. Andere beurteilen die Bogdanovs wieder wohlwollend, obschon Igor ein Foucaultsches Pendel postuliert, dessen Schwingungsebene von der Anfangssingularität, dem Urknall, bestimmt wird, was in Fachkreisen durchaus irritiert. Immerhin, Hermann Nicolai, Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsforschung in Potsdam und Mitherausgeber des Journals "Classical und Quantum Gravity", einer der von den Brüdern heimgesuchten Zeitschriften, ist sich sicher:
Wenn mir der Artikel auf den Schreibtisch gekommen wäre, hätte ich ihn sofort zurück geschickt.
Heiner Müller-Krumbhaar, Physikprofessor und im Vorstand der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, sieht das Ganze eher milde:
Was das eigentlich Beruhigende oder Befriedigende ist, auch an der Tätigkeit im naturwissenschaftlichen Bereich, dass systemimmanent die Wissenschaft sich von diesen Dingen - jedenfalls bisher immer - zu befreien wusste. Wir können es nicht verhindern, dass dort Hasardeure auftreten und etwas machen oder auch getrieben werden von einem gewissen Erfolgszwang, der durch übermäßige Publizität und Fernsehwerbewirkung entsteht - Wissenschaft, also man muss es schon eine Zeit lang im ruhigen Kämmerchen betreiben, also ist etwas für ernsthafte Beschäftigungen, in dem Moment, wo die Lichter der Fernsehleute angehen, ist es mit der Ruhe erst einmal vorbei.
Wohl wahr. Das gescholtene Medium ficht das nicht an, in der Vorankündigung der Bogdanov-Sendereihe "Rayon X" stellt France 2 Igor als "brillanten Wissenschaftler" vor, und Doktor der theoretischen Physik. Was diesmal ja stimmt; nur hat die verantwortliche Université de Bourgogne in Dijon Igors Doktorarbeit nicht als "brillant" sondern mit der geringsten ihr zu Gebote stehenden Note gewürdigt. Die Macht der Medien vermag auch matten Glanz zum Leuchten zu bringen.