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Francisco Antonio de Almeida
Der portugiesische Barock-Meister

"Il Trionfo d'Amore" heißt eine neue Aufnahme, die auf beeindruckende Weise in die Klangwelt der portugiesischen Barockoper entführt. Ausschließlich auf alten Originalklanginstrumenten ehrt die Gruppe Os Músicos do Tejo darin den Komponisten Francisco Antonio de Almeida.

Von Yvonne Petitpierre |
    Lissabon , die Hauptstadt Portugals
    Blick auf Lissabon: Hier wirkte und lebte Francisco Antonio de Almeida, der vermutlich bei dem verheerenden Erdbeben von 1755 ums Leben kam. (picture alliance / Klaus Rose)
    Guten Morgen. Am Mikrofon begrüßt Sie herzlich Yvonne Petitpierre.
    Heute stelle ich Ihnen eine Weltersteinspielung vor, die in die Klangwelt der portugiesischen Barockoper entführt. Entstanden ist die Aufnahme 2013 in Lissabon und erst kürzlich beim Label Naxos erschienen."Il Trionfo d'amore", so der Titel dieses zweiteiligen "Scherzo pastorale für sechs Stimmen und Instrumente" aus der Feder des portugiesischen Komponisten Francisco Antonio de Almeida. Geboren wurde er wahrscheinlich 1707 in Crato und vermutlich kam er bei dem verheerenden Erdbeben, das am 1. November 1755 in Lissabon wütete, ums Leben.
    In "Il trionfo d'amore" wird vor allem der Kraft der Liebe gehuldigt. Auf welches Libretto de Almeida zurückgegriffen hat, ist unbekannt. Eine stringente dramatische Handlung gibt es nicht, lediglich eine affektgeladene Aneinanderreihung zwischenmenschlicher Begegnungen, die unabhängig von den Göttern und den Kräften der Mächtigen agieren. Zur Uraufführung kam das Werk am 27. Dezember 1729 im Ribeira Palast in Lissabon, anlässlich des Namenstages von Joao V., dem portugiesischen König.
    Hören Sie zu Beginn das "Allegro staccato" aus der einleitenden Introduzione sowie den sich unmittelbar anschließenden Eröffnungschor "Numi in eccelsi, in si bel giorno". Mit diesem Eröffnungschor soll die Liebe zwischen den Protagonisten Arsindo und Nerina beschworen werden.
    Marcos Magalhaes leitet Os Músicos do Tejo, die auf Originalklanginstrumenten spielen, und den Chor Voces Caelestes, - zwei Klangkörper, die in den vergangenen Jahren intensiv zur Wiederbelebung von portugiesischer Musikgeschichte beigetragen haben.
    CD 1, Track 3: Allegro Staccato
    CD 1, Track 4: "Numi ecclesi, in si bel giorno"
    Über die Biografie von Francisco Antonio de Almeida ist äußerst wenig bekannt. In den Musikarchiven Portugals konnten in den letzten Jahren lediglich ein paar erhaltene Dokumente seinen Werdegang nachzeichnen.
    Es ist wohl seine adelige Herkunft, die Almeida schon in jungen Jahren an den portugiesischen Königshof bindet unter dem damaligen Herrscher Joao V., der von 1689 bis 1750 lebte. Den Thron besteigt er 1706 und damit fällt dessen Regierungszeit in das Ende des spanischen Erbfolgekriegs. Ein großes Vorbild ist dem jungen Regenten und versiertem Staatsmann, der als hoch gebildet und vielseitig interessiert beschrieben wird, der französische Sonnenkönig Louis XIV.
    In die spanischen Geschichtsbücher geht Joao als der "Großherzige" ein. Die generöse Förderung und Unterstützung des Musiklebens am französischen Hofe, versucht Joao für Musiker und Komponisten zu realisieren. Musikalisch richtet Portugal den Blick nach Italien und vor diesem Hintergrund schickt König Joao Musiker zu Studienzwecken nach Rom und Venedig. Auch de Almeida wird auf diesem Wege ein Stipendium zwischen 1720 und 1726 in Italien ermöglicht. Den Vorworten zu seinen beiden Erstlingswerken, die noch während des Aufenthaltes in Rom entstehen, vermerkt de Almeida, dass er dankbar und froh sei, innerhalb so kurzer Zeit komponieren gelernt zu haben. Dort schreibt er zwei Oratorien, die als repräsentativ gelten für die portugiesische Musikgeschichte des Barock.
    Wie sehr Francisco Antonio de Almeida durch den König Joao V. geschätzt wird, belegen zahlreiche Eintragungen in den Gästelisten des Regenten. Bis heute gehört de Almeida wegen seiner Fähigkeit zu "klanglicher Farbigkeit" zu den bedeutendsten Komponisten des Barock in Portugal.
    Nachfolgend nun ein Ausschnitt aus der Arie des Arsindo, dem geheimen Liebhaber Nerinas. "Se bene il gelo indura d'onda", - es singt Carlos Mena, Countertenor.
    CD 1, Track 14: "Se bene il gelo indura d'onda"
    Eine Zeichnung durch den seinerzeit sehr bekannten römischen Karikaturisten Pier Leone Ghezzi aus dem Jahre 1724 zeigt ein Bildnis des Francisco Antonio de Almeida. In einer beigefügten Widmung vermerkt er: "Dem Signor Francesco, der zum Studium nach Rom kam, und derzeit als ein exzellenter Komponist von Concertos und Kirchenmusik brilliert; bemerkenswert ist darüber hinaus sein, nicht zu übertreffender Gesang."
    Als Francisco Antonio de Almeida 1726 in seine Heimat nach Lissabon zurückkehrt, wird er zum Organisten der Hofkapelle unter König Joao ernannt, wo er u.a. für zwei Jahre an der Seite von Domenico Scarlatti arbeitet.
    De Almeidas musikalische Handschrift ist geprägt von großen und variantenreichen Melodien. Leider sind nur wenige, zumeist unvollständig überlieferte komische Opern und Kantatenwerke der Nachwelt erhalten geblieben.Anlässlich der vielen Karnevalsfeiern am portugiesischen Hof, komponiert De Almeida als Auftragswerke diverse Opern und Serenaden. Ähnlichkeiten zu Instrumentationstechniken italienischer Komponisten sind deutlich hörbar, ebenso eine Orientierung an der neapolitanischen Opera buffa.
    Hören Sie jetzt aus dem Schluss-Duett des ersten Teils des Scherzo pastorale "Se m' , abbandoni, dolce mia speme". Die Solisten: Ana Quintans als Nerina, als Frau für Adraste bestimmt, aber die heimlich Geliebte von Arsindo ist, - hier mit Carlos Mena, Countertenor.
    CD 1, Track 18: "Se m'abbandoni, dolce , mia speme"
    Marcos Magalhaes, künstlerischer Leiter dieser virtuos sinnlichen Einspielung, stammt selbst aus Lissabon und studierte u.a. in Paris Cembalo bei Kenneth Gilbert und Christophe Rousset. Inzwischen konzentriert er sich auf die Wiederbelebung portugiesischen Repertoires der Barockzeit. Vor diesem Hintergrund gründete er das Ensemble "Os musicos de Tejo", das sich auf historische Aufführungspraxis spezialisiert hat. Sein Debüt gab das Ensemble 2006 und inzwischen ist es in Portugal federführend für historische Aufführungspraxis. Von Francisco Antonio de Almaeida hat "Os musicos die Tejo" gemeinsam mit Solisten und den Voces Caelestes bereits mehrere Opern de Almeidas für das Label Naxos eingespielt.
    Chor und Orchester leisten in dieser jüngsten Weltpremiere von "Il trionfo d'amore" einen eindrucksvollen Beitrag zur Wiederbelebung eines hoch emotionalen Vokalwerkes portugiesischer Barockmusik. In diesem Scherzo berühren die vielen Klangschattierungen, die vertraute Befindlichkeiten ohne große dramatische Gesten zum Klingen bringen.
    Aus dem zweiten Teil hören Sie jetzt einen Ausschnitt aus der Arie der Termosia, die in Arsindo verliebt ist. Die Partie der Termosia wird gesungen von Joana Seara, Sopran, - Ana Quintans und Carlos Menas hören Sie wieder in den Figuren als Nerina und Arsindo.
    CD 2 , Track 9: "Leggiadra ninfa"
    Form und Ausgestaltung von "Il trionfo d'amore" orientieren sich in starkem Maße an der Barockoper mit zahlreichen Da-capo-Arien, Rezitativen und Duetten. De Almeida gestaltet meist vollmundig und pompös. Die teilweise hochexpressiven Arien der stimmlich durchgehend überzeugenden Solisten werden von dichter klanglicher Vielfalt in der Instrumentalbegleitung getragen. Das Werk endet genauso wie es beginnt, - erneut wird die Kraft der Liebe besungen.
    Zum Schluss folgen noch Rezitativo durch den hohen Priester Mirenio, gesungen von Joao Fernandes, Bass und der Schlusschor "A te la glori , a te il trionfo", mit den Voces Caelestes.
    CD 2, Track 20: "Quel siano de'ciel l'alti decreti
    CD 2, Track 21: "A te la gloria, a t eil trionfo"
    Das waren abschließend Rezitativ und Schlusschor "A te la gloria, a te il trionfo"
    Soweit für heute unsere Sendung "Die Neue Platte". Vorgestellt habe ich Ihnen die Weltersteinspielung des Scherzo pastorale " Il Trionfo d'amore" von Francisco António de Almeida. Die Solisten sind Ana Quintans und Joana Seara, Sopran, Carlos Mena, Counter-Tenor, Fernando Guimaraes, Tenor, Cátia Moreso, Mezzo-Sopran sowie Joao Fernandes, Bass. Ferner singen die Voces Caelestes, - es spielt Os Musicos do Tejo auf historischen Instrumenten. Die Leitung hat Marcos Magalhaes. Die Aufnahme mit einer Gesamtspielzeit von 112 Minuten ist als Doppel-CD 2015 beim Label Naxos erschienen.
    Hiermit verabschiedet sich mit Dank fürs Zuhören, Yvonne Petitpierre am Mikrophon, die Redaktion hatte Klaus Gehrke.