Dienstag, 23. April 2024

Archiv

Frankfurter Buchmesse 2018
Fehlender Verleger-Nachwuchs, mutlose Unternehmer

Die Verlagsbranche wird für nachkommende Generationen immer unattraktiver: Weil er keinen Nachfolger gefunden hat, muss Christoph Links seinen Verlag in die Hände des Aufbau Verlags übergeben. Im Gespräch auf der DLF-Buchmessenbühne sprach er sich für mehr unternehmerischen Mut aus.

Christoph Links im Gespräch mit Maja Ellmenreich | 10.10.2018
    Christoph Links im Gespräch
    Verleger Christoph Links findet keinen Nachfolger (Deutschlandradio / David Kohlruss)
    Die unabhängigen Verlage in Deutschland haben in den vergangenen Monaten vermehrt auf sich aufmerksam gemacht und auf sich aufmerksam machen müssen: Der Stroemfeld Verlag aus Frankfurt hat Anfang September Insolvenz angemeldet und der Tübinger Verlag Klöpfer & Meyer hat bekannt geben müssen, auf das kommende Frühjahrsprogramm zu verzichten und die bisherige Arbeit nicht mehr fortführen zu können.
    Auch im Christoph Links Verlag stehen große Veränderungen bevor: Gründer Christoph Links gibt seinen Verlag in die Hände des Aufbau Verlags.
    Der Käufer- und Leser-Rückgang habe viele Gründe, viele, die mit den veränderten Nutzungsgewohnheiten der Medien zu tun haben, sodass man abends nicht mehr zum Buch auf dem Nachttisch greife, sagte Christoph Links im Gespräch auf der DLF-Buchmessenbühne.
    Keinen Nachfolger gefunden
    "Aber das spezielle Problem für Verlage unserer Größe, also die Mittelständischen unter drei Millionen Umsatz im Jahr, die aber professionell arbeiten, ist dadurch verschärft worden, dass vor zwei Jahren die Beteiligung an den Ausschüttungen der VG Wort per Gerichtsbeschluss uns entzogen worden ist. Wir haben da sehr gerungen drum, das soll sich jetzt hoffentlich durch eine EU-Regelung wieder ändern, aber das sind für unseren Verlag pro Jahr 10.000 Euro, die wir bekommen haben aus der Bibliotheksabgabe, aus der Kopiergeräteindustrieabgabe. Das waren Gelder, die wir in neue Projekte stecken konnten."
    Die Entscheidung, seinen Verlag in die Obhut von Aufbau zu geben, käme daher, dass er keinen Nachfolger gefunden habe, seine Kinder sowie seine Mitarbeiter wollten den Verlag nicht übernehmen.
    "Ich habe keinen gefunden, der es allein sich in diesen schwierigen Zeiten zutraut, den Verlag zu schultern. Das ist kaufmännisch eine ziemliche Herausforderung", so Links.
    Für Aufbau habe er sich entschieden, weil es eine konzernunabhängige Gruppe sei und der Christoph Links Verlag so weiterarbeiten könne. Zudem gäbe es für sieben Jahre die Zusage eines eigenen Programmleiters und eines eigenen Profils. So hätte er dafür sorgen können, dass seine Autoren ihre Bücher weiterhin am Markt finden. Weiter wünsche er sich bei zukünftigen Verlegern mehr Unternehmermut.