"Farbe, Vielfalt, Einfalt - Musik im Radio" war die Tagung im Frankfurter Presseclub überschrieben, die die Befürchtung artikulierte, unter der Krise der Musikindustrie könnte auch die Attraktivität des Radios leiden. Auf vielen Kanälen dudelten vorrangig die sogenannten "Hits der 70er, 80er, 90er und das beste von heute", Innovationen seien kaum zu beobachten. Die jüngste Hörergeneration würde sich zunehmend vom Radio verabschieden oder gar nicht erst einschalten.
Im Radio gibt es heute Tanzmusik, dreh mal an, stell mal ein, hör mal zu ...
Schon in der Geburtsstunde des Radios vor über 80 Jahren gehörte Musik zum wesentlichen Programmbestandteil. Auch wenn man zunächst Bildungsvorträgen und sogar Geräuschen von anfahrenden Eisenbahnen oder der Brandbekämpfung von Feuerwehren mit gleicher Aufmerksamkeit lauschte, wurde Musik schnell zum wesentlichen Einschaltgrund für die Radionutzung und Unterscheidungsmerkmal für Hörfunkstationen. Doch hier beobachtet die Medienforschung des Bayerischen Rundfunks nun einen rückläufigen Trend. Ihr Mitarbeiter Michael Koch konstatierte bei den Frankfurter Hörfunkgesprächen
... dass Musik nicht mehr so das alleinige Kriterium ist, wie sich Programme positionieren. Da gibt es mittlerweile Anmutungskriterien, wie die Moderation, wie Programme klingen, die einen höheren Stellenwert haben. Die Morningshows natürlich und dergleichen mehr.
"Es ist fünf Minuten vor 5 Uhr. Sie hören eine neue Morgensendung. Guten Morgen. Herzlich Willkommen." (Spreeradio 105,5)
Doch angesichts gerade vieler platter Morningshows mit ewig gut gelaunten Moderatoren kann man den Musikchef von Hit radio FFH, Roel Oosthout verstehen, der das Radio in Deutschland in einer Krise sieht. Radio sei nicht mehr sexy.
Ich komme ja aus Holland. In Holland ist Radio im Moment sehr sexy. Moderatoren werden gehandelt wie Fußballspieler. Da werden Millionenbeträge gezahlt, wenn sie von einem zum anderen Sender wechseln. Ja, auch der wirtschaftliche Erfolg ist da ein größerer. Der Anteil von Radio an dem Werbekuchen ist dort größer, um die 9 Prozent. Daraus kann man natürlich ableiten, dass das Medium in Deutschland im Vergleich z. B. zum Ausland eine weniger große Rolle spielt.
Schuld daran könnte das kaum differenzierte Musikangebot im Radio sein, so die Ursachenforschung bei den Frankfurter Hörfunkgesprächen. Zu viele so genannte AC-Formate, die mit Hits um eine breite Kundschaft buhlen.
Der beste Mix, die meiste Abwechslung. (Hitradio Antenne Sachsen)
Abwechslung? Nicht nur die Senderclaims ähneln sich, sondern auch die Musikangebote. Die wahrhafte Vielfalt kennt inzwischen einen neuen Weg, wie Medienforscher Michael Altrogge warnt:
Es gibt einen Parallelmarkt. Der Parallelmarkt bewegt sich im Internetbereich. Jedenfalls ein bedenkenswert Teil von Jugendlichen und jungen Erwachsenen tauscht mittlerweile anders aus. Die holen sich nicht mal mehr ihre Informationen über Musik aus dem Medium Radio.
MP3 kills the radio, so das Bedrohungsszenario, das schon große Löcher in die Rezipientenschar des Radios gerissen habe.
Wir haben eine große Umfrage gemacht in einem anderen Kontext, dass ein Drittel der Jugendlichen sich eigentlich von dem Medium mehr oder weniger verabschiedet haben. Und das hat natürlich Chancen auf einer anderen Seite. Nämlich da, wo Internetanbieter so clever sind, wo Digitalanbieter – da wird es auch noch hingehen – so clever sind, das, was sie ohnehin schon anbieten, nämlich Musik, jetzt mit einem Radio zu verknüpfen.
So wie bei Motor FM, ein gerade in Berlin lizenziertes UKW-Programm, das jedoch global im Internet agiert. Denn der eigentlich Sinn von Motor FM ist es, neue Künstler aufzubauen, die per Musikdownload an den Plattenläden vorbei ihre Produkte verkaufen können. Programmchefin Mono Rübsamen:
Die nachwachsende Generation, für die wird es ein ganz einfacher Umgang sein. Die ganzen technischen Entwicklungen, die sich da vollziehen werden, da muss Radio auch Impulsgeber sein, an ein Nutzungsverhalten heranzuführen, um zu sagen: lade gerne runter, verwerte es gerne, so wie Du es möchtest, bezahl ein bisschen was dafür, weil letztlich auch im Grunde auch der Künstler davon profitiert.
Radiomacher herkömmlicher Programme zeigen sich eher gelassen bei solcher Zukunftsmusik. Jochen Rausch, Wellenleiter des WDR-Jugendprogramms 1Live:
Der i-pod wird, glaube ich, keine Nachrichten bringen, der wird keine journalistischen Inhalte bringen, der wird auch keine kreativen Moderatoren haben, die einen doch so ein Gefühl geben: ich lebe hier und jetzt und in dieser Zeit und nicht irgendwann vor drei Wochen, als ich dieses Programm hier auf meinen i-pod drauf gespielt habe. Also, ich glaube, für uns kommt es wirklich absolut darauf an, dass wir da lebendig bleiben.
Doch wird man ignorieren können, dass der klassische Radiohörer aus biologischen Gründen ausstirbt.? Für Mitveranstalter der Hörfunkgespräche, Heinz Günter Clobes vom Adolf-Grimme-Institut die Zukunftsfrage des Radios.
Ich glaube, dass die Radiomacher von heute, also auch die Planer, sehr viel stärker sich mit der Demographenentwicklung auseinandersetzen müssen. Von daher wird das, glaube ich, die Zukunftsfrage sein: wie werden die neuen Macher der Zukunft, mittelfristig in fünf Jahren oder auch in zehn Jahren damit umgehen, diejenigen zu erreichen, die ihre Musikbedürfnisse bei ihnen befriedigt haben wollen.
Damit es dann weiter heißen kann.
Im Radio gibt es heute Tanzmusik, dreh mal an, stell mal ein, hör mal zu ...
Im Radio gibt es heute Tanzmusik, dreh mal an, stell mal ein, hör mal zu ...
Schon in der Geburtsstunde des Radios vor über 80 Jahren gehörte Musik zum wesentlichen Programmbestandteil. Auch wenn man zunächst Bildungsvorträgen und sogar Geräuschen von anfahrenden Eisenbahnen oder der Brandbekämpfung von Feuerwehren mit gleicher Aufmerksamkeit lauschte, wurde Musik schnell zum wesentlichen Einschaltgrund für die Radionutzung und Unterscheidungsmerkmal für Hörfunkstationen. Doch hier beobachtet die Medienforschung des Bayerischen Rundfunks nun einen rückläufigen Trend. Ihr Mitarbeiter Michael Koch konstatierte bei den Frankfurter Hörfunkgesprächen
... dass Musik nicht mehr so das alleinige Kriterium ist, wie sich Programme positionieren. Da gibt es mittlerweile Anmutungskriterien, wie die Moderation, wie Programme klingen, die einen höheren Stellenwert haben. Die Morningshows natürlich und dergleichen mehr.
"Es ist fünf Minuten vor 5 Uhr. Sie hören eine neue Morgensendung. Guten Morgen. Herzlich Willkommen." (Spreeradio 105,5)
Doch angesichts gerade vieler platter Morningshows mit ewig gut gelaunten Moderatoren kann man den Musikchef von Hit radio FFH, Roel Oosthout verstehen, der das Radio in Deutschland in einer Krise sieht. Radio sei nicht mehr sexy.
Ich komme ja aus Holland. In Holland ist Radio im Moment sehr sexy. Moderatoren werden gehandelt wie Fußballspieler. Da werden Millionenbeträge gezahlt, wenn sie von einem zum anderen Sender wechseln. Ja, auch der wirtschaftliche Erfolg ist da ein größerer. Der Anteil von Radio an dem Werbekuchen ist dort größer, um die 9 Prozent. Daraus kann man natürlich ableiten, dass das Medium in Deutschland im Vergleich z. B. zum Ausland eine weniger große Rolle spielt.
Schuld daran könnte das kaum differenzierte Musikangebot im Radio sein, so die Ursachenforschung bei den Frankfurter Hörfunkgesprächen. Zu viele so genannte AC-Formate, die mit Hits um eine breite Kundschaft buhlen.
Der beste Mix, die meiste Abwechslung. (Hitradio Antenne Sachsen)
Abwechslung? Nicht nur die Senderclaims ähneln sich, sondern auch die Musikangebote. Die wahrhafte Vielfalt kennt inzwischen einen neuen Weg, wie Medienforscher Michael Altrogge warnt:
Es gibt einen Parallelmarkt. Der Parallelmarkt bewegt sich im Internetbereich. Jedenfalls ein bedenkenswert Teil von Jugendlichen und jungen Erwachsenen tauscht mittlerweile anders aus. Die holen sich nicht mal mehr ihre Informationen über Musik aus dem Medium Radio.
MP3 kills the radio, so das Bedrohungsszenario, das schon große Löcher in die Rezipientenschar des Radios gerissen habe.
Wir haben eine große Umfrage gemacht in einem anderen Kontext, dass ein Drittel der Jugendlichen sich eigentlich von dem Medium mehr oder weniger verabschiedet haben. Und das hat natürlich Chancen auf einer anderen Seite. Nämlich da, wo Internetanbieter so clever sind, wo Digitalanbieter – da wird es auch noch hingehen – so clever sind, das, was sie ohnehin schon anbieten, nämlich Musik, jetzt mit einem Radio zu verknüpfen.
So wie bei Motor FM, ein gerade in Berlin lizenziertes UKW-Programm, das jedoch global im Internet agiert. Denn der eigentlich Sinn von Motor FM ist es, neue Künstler aufzubauen, die per Musikdownload an den Plattenläden vorbei ihre Produkte verkaufen können. Programmchefin Mono Rübsamen:
Die nachwachsende Generation, für die wird es ein ganz einfacher Umgang sein. Die ganzen technischen Entwicklungen, die sich da vollziehen werden, da muss Radio auch Impulsgeber sein, an ein Nutzungsverhalten heranzuführen, um zu sagen: lade gerne runter, verwerte es gerne, so wie Du es möchtest, bezahl ein bisschen was dafür, weil letztlich auch im Grunde auch der Künstler davon profitiert.
Radiomacher herkömmlicher Programme zeigen sich eher gelassen bei solcher Zukunftsmusik. Jochen Rausch, Wellenleiter des WDR-Jugendprogramms 1Live:
Der i-pod wird, glaube ich, keine Nachrichten bringen, der wird keine journalistischen Inhalte bringen, der wird auch keine kreativen Moderatoren haben, die einen doch so ein Gefühl geben: ich lebe hier und jetzt und in dieser Zeit und nicht irgendwann vor drei Wochen, als ich dieses Programm hier auf meinen i-pod drauf gespielt habe. Also, ich glaube, für uns kommt es wirklich absolut darauf an, dass wir da lebendig bleiben.
Doch wird man ignorieren können, dass der klassische Radiohörer aus biologischen Gründen ausstirbt.? Für Mitveranstalter der Hörfunkgespräche, Heinz Günter Clobes vom Adolf-Grimme-Institut die Zukunftsfrage des Radios.
Ich glaube, dass die Radiomacher von heute, also auch die Planer, sehr viel stärker sich mit der Demographenentwicklung auseinandersetzen müssen. Von daher wird das, glaube ich, die Zukunftsfrage sein: wie werden die neuen Macher der Zukunft, mittelfristig in fünf Jahren oder auch in zehn Jahren damit umgehen, diejenigen zu erreichen, die ihre Musikbedürfnisse bei ihnen befriedigt haben wollen.
Damit es dann weiter heißen kann.
Im Radio gibt es heute Tanzmusik, dreh mal an, stell mal ein, hör mal zu ...