Junge Leute drängen sich auf Gleis Acht im Pariser Nordbahnhof, dem Gare du Nord: es sind keine Fahrgäste, sondern Arbeitssuchende. Sie haben gehört vom "Zug für Arbeit und Chancengleichheit", der quer durch Frankreich unterwegs ist und heute in Paris hält. In den Waggons sitzen Vertreter großer französischer Unternehmen, die Jobs an Berufseinsteiger zu vergeben haben und Interessierte sofort zu einem ersten Bewerbungsgespräch einladen. Darunter einer der größten staatlichen Arbeitgeber Frankreichs: die französische Berufsarmee. Allein in diesem Jahr bietet sie 32. 000 offene Stellen an: im Heer, in der Marine, der Luftwaffe und – französische Besonderheit – bei der Fremdenlegion. "Wir hatten heute die meisten Bewerbungen", sagt ein Leutnant der Fremdenlegion nicht ohne Stolz:
" Oft sind die Bewerber schon zu alt für die klassische Armee. Bei der Fremdenlegion liegt die Altergrenze nicht bei 30, sondern bei 40 Jahren; wir akzeptieren alle Nationalitäten; es wird keine besondere Qualifikation vorausgesetzt und kleine Lebensunfälle sind bei uns kein Hindernis. – So lange es sich nicht um wirklich schwere Vorstrafen handelt. "
Dass die Fremdenlegion eine kämpfende Truppe ist, wirke auf Bewerber nicht im Geringsten abschreckend, meint der Leutnant der Fremdenlegion. Im Gegenteil.
" Unsere Truppen sind aktuell im Einsatz in Afrika, insbesondere im Tschad und der Elfenbeinküste, und in Afghanistan. Gerade an diesen schwierigen Operationen sind die Bewerber interessiert, als eine Art modernes Abenteuer. Das ist der Hautgrund, weshalb sie zu uns kommen."
Zwei Schritte weiter, in einer der zehn im Waggon improvisierten kleinen Gesprächskabinen, empfängt ein Soldat der Luftwaffe Interessenten. Ihm gegenüber nimmt ein junger Mann Platz.
Er erkundigt sich nach der Militärausbildung zum Piloten. "Dafür sind Sie schon alt", antwortet ihm ohne Umschweife der Uniformierte der französischen Luftwaffe. Im Gegenzug bietet er dem 29-Jährigen, der Abitur und ein abgeschlossenes Studium vorweisen kann, eine Laufbahn als Luftwaffenoffizier an. Der Bewerber nickt. Daran sei er sehr interessiert, sagt er:
" Für mich ist Soldat ein nobler Beruf, attraktiv und interessant. Klar ist es auch gefährlich; man riskiert unter Umständen sein Leben. Aber ich bin jemand, der Herausforderungen mag. In einem normalen Unternehmen sind solche Eigenschaften weniger gefragt: Lust an Aktion, Abenteuer und Risiko. In der Armee kann man diese Bedürfnisse noch ausleben. "
Der Beruf des Soldaten lockt auch zunehmend junge Französinnen an. Als Frankreichs Regierung 1996 die allgemeine Wehrpflicht abschaffte und ihre Streitmacht in eine Berufsarmee umwandelte, öffnete sie auch den Frauen Zugang zu sämtlichen Militärlaufbahnen. Seitdem hat sich ihre Zahl mit gut 14 Prozent mehr als verdoppelt. Sie dienen heute als Soldatinnen in allen Rängen und sogar in hoch trainierten Elitekampfeinheiten der französischen Armee. Davon träumt auch Coumba Diop aus dem Pariser Vorort Aubervilliers. Sie ist 20 Jahre alt und ausgebildete Verkäuferin.
" Ich wäre gern Soldatin; würde gern eine Waffe tragen, und als Soldatin kämpfen. Meine Freundin hat zu mir gesagt: ‚Du bist ja verrückt! Dabei kannst du doch draufgehen’. Na und! habe ich ihr geantwortet, ist ja mein Leben. "
Marie Fouyon aus Verdun, Mutter einer eineinhalbjährigen Tochter und im siebten Monat schwanger, ist mit einem Hubschrauberpilot der französischen Luftwaffe verheiratet. Ihr Mann ist mindestens sechs Monate im Jahr im Auslandseinsatz: derzeit im Kosovo. Anschließend geht es entweder in die Republik Elfenbeinküste, nach Darfur oder Afghanistan. Allesamt gefährliche Einsätze: Allein in Afghanistan sind seit Beginn der Operationen 14 französische Soldaten ums Leben gekommen. Bei seinen ersten Einsätzen habe sie sich ständig Sorgen gemacht, erzählt die Frau des Berufssoldaten, aber inzwischen habe sie gelernt, mit der Situation umzugehen".
" Mein Mann und ich telefonieren und schreiben uns Emails. Wir haben permanent Kontakt. Und ich sage mir auch immer wieder: Statistisch betrachtet gibt es mehr Tote bei Training und Militärübungen als bei den Auslandseinsätzen. "
Dass sie ihren Mann und die Kinder ihren Vater bei einem der Auslandseinsätze dennoch verlieren könnten, sei ihr völlig klar. "Aber", sagt sie, "mein Mann und ich verdrängen das Thema.
" Ich glaube, man sollte nicht so viel darüber nachdenken, sonst wird man verrückt. Ganz ehrlich, mein Mann und ich vermeiden es, darüber zu sprechen. Vielleicht weil wir jung sind und keine Lust haben, über den Tod nachzudenken. "
Und schließlich habe sich ihr Mann bewusst für den Beruf des Soldaten entschieden – mit allen Vor- und Nachteilen und um Frankreich zu dienen.
" Oft sind die Bewerber schon zu alt für die klassische Armee. Bei der Fremdenlegion liegt die Altergrenze nicht bei 30, sondern bei 40 Jahren; wir akzeptieren alle Nationalitäten; es wird keine besondere Qualifikation vorausgesetzt und kleine Lebensunfälle sind bei uns kein Hindernis. – So lange es sich nicht um wirklich schwere Vorstrafen handelt. "
Dass die Fremdenlegion eine kämpfende Truppe ist, wirke auf Bewerber nicht im Geringsten abschreckend, meint der Leutnant der Fremdenlegion. Im Gegenteil.
" Unsere Truppen sind aktuell im Einsatz in Afrika, insbesondere im Tschad und der Elfenbeinküste, und in Afghanistan. Gerade an diesen schwierigen Operationen sind die Bewerber interessiert, als eine Art modernes Abenteuer. Das ist der Hautgrund, weshalb sie zu uns kommen."
Zwei Schritte weiter, in einer der zehn im Waggon improvisierten kleinen Gesprächskabinen, empfängt ein Soldat der Luftwaffe Interessenten. Ihm gegenüber nimmt ein junger Mann Platz.
Er erkundigt sich nach der Militärausbildung zum Piloten. "Dafür sind Sie schon alt", antwortet ihm ohne Umschweife der Uniformierte der französischen Luftwaffe. Im Gegenzug bietet er dem 29-Jährigen, der Abitur und ein abgeschlossenes Studium vorweisen kann, eine Laufbahn als Luftwaffenoffizier an. Der Bewerber nickt. Daran sei er sehr interessiert, sagt er:
" Für mich ist Soldat ein nobler Beruf, attraktiv und interessant. Klar ist es auch gefährlich; man riskiert unter Umständen sein Leben. Aber ich bin jemand, der Herausforderungen mag. In einem normalen Unternehmen sind solche Eigenschaften weniger gefragt: Lust an Aktion, Abenteuer und Risiko. In der Armee kann man diese Bedürfnisse noch ausleben. "
Der Beruf des Soldaten lockt auch zunehmend junge Französinnen an. Als Frankreichs Regierung 1996 die allgemeine Wehrpflicht abschaffte und ihre Streitmacht in eine Berufsarmee umwandelte, öffnete sie auch den Frauen Zugang zu sämtlichen Militärlaufbahnen. Seitdem hat sich ihre Zahl mit gut 14 Prozent mehr als verdoppelt. Sie dienen heute als Soldatinnen in allen Rängen und sogar in hoch trainierten Elitekampfeinheiten der französischen Armee. Davon träumt auch Coumba Diop aus dem Pariser Vorort Aubervilliers. Sie ist 20 Jahre alt und ausgebildete Verkäuferin.
" Ich wäre gern Soldatin; würde gern eine Waffe tragen, und als Soldatin kämpfen. Meine Freundin hat zu mir gesagt: ‚Du bist ja verrückt! Dabei kannst du doch draufgehen’. Na und! habe ich ihr geantwortet, ist ja mein Leben. "
Marie Fouyon aus Verdun, Mutter einer eineinhalbjährigen Tochter und im siebten Monat schwanger, ist mit einem Hubschrauberpilot der französischen Luftwaffe verheiratet. Ihr Mann ist mindestens sechs Monate im Jahr im Auslandseinsatz: derzeit im Kosovo. Anschließend geht es entweder in die Republik Elfenbeinküste, nach Darfur oder Afghanistan. Allesamt gefährliche Einsätze: Allein in Afghanistan sind seit Beginn der Operationen 14 französische Soldaten ums Leben gekommen. Bei seinen ersten Einsätzen habe sie sich ständig Sorgen gemacht, erzählt die Frau des Berufssoldaten, aber inzwischen habe sie gelernt, mit der Situation umzugehen".
" Mein Mann und ich telefonieren und schreiben uns Emails. Wir haben permanent Kontakt. Und ich sage mir auch immer wieder: Statistisch betrachtet gibt es mehr Tote bei Training und Militärübungen als bei den Auslandseinsätzen. "
Dass sie ihren Mann und die Kinder ihren Vater bei einem der Auslandseinsätze dennoch verlieren könnten, sei ihr völlig klar. "Aber", sagt sie, "mein Mann und ich verdrängen das Thema.
" Ich glaube, man sollte nicht so viel darüber nachdenken, sonst wird man verrückt. Ganz ehrlich, mein Mann und ich vermeiden es, darüber zu sprechen. Vielleicht weil wir jung sind und keine Lust haben, über den Tod nachzudenken. "
Und schließlich habe sich ihr Mann bewusst für den Beruf des Soldaten entschieden – mit allen Vor- und Nachteilen und um Frankreich zu dienen.