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Frankreich
Weitere Festnahmen nach Terroranschlag

Nach dem mutmaßlich islamistisch motivierten Terroranschlag auf eine Industrieanlage bei Lyon haben die französischen Behörden weitere Personen festgenommen, die in die Tat verwickelt sein sollen. Unter den Verhafteten befinden sich auch die Ehefrau und die Schwester des mutmaßlichen Attentäters.

Von Ursula Welter | 26.06.2015
    Polizisten sperren die Zufahrt zu der Gasfabrik ab.
    Polizisten sperren die Zufahrt zu der Gasfabrik ab. (AFP / Philippe Desmazes)
    Staatspräsident Hollande legte sich bereits in Brüssel fest, als er wegen des neuerlichen Anschlags in Frankreich den EU-Gipfel vorzeitig verlassen musste.
    "Ein terroristischer Anschlag."
    Der Attentäter war mit einem Lastwagen vor die Schranke der Lagerstätte für industrielle Flüssiggase im Departement Isère gefahren, hatte zunächst offenbar das abgeschlagene Haupt eines Opfers an einem Tor befestigt.
    "Ein Kadaver, enthauptet " und mit Symbolen des Dschihad versehen.
    Es handelt sich bei dem Ermordeten um den 50 Jahre alten Geschäftsführer eines Lieferservice. Besitzer des Transporters mit dem das Fabrikgelände angegriffen wurde und offenbar Arbeitgeber des mutmaßlichen Täters. Ein Kleinunternehmer aus einem Vorort von Lyon, der dem Vernehmen nach eine Zugangsberechtigung für das Gelände des US-Unternehmens Air Products besaß.
    "Ein unschuldiger Mann, der getötet und grausam enthauptet wurde",
    sagte Innenminister Bernard Cazeneuve.
    Nachdem er das Haupt des Getöteten angebracht hatte, hatte der Angreifer Gasflaschen zu zerstören versucht, dabei gab es zwei Leichtverletzte, der Täter hantierte dann an weiteren Gasflaschen, zweifellos, wie Staatspräsident Hollande sagte, um eine Explosion auszulösen. Bevor er durch Sicherheitskräfte gestoppt wurde.
    Der Tatort liegt unweit von Lyon und in der Nähe des Flughafens der Stadt.
    Den Behörden bekannt
    Der mutmaßliche Attentäter, der den Geheimdiensten bekannt war, wurde zwischen 2006 und 2008 auf der sogenannten "Fiche s" geführt, einer Liste von Personen, über die eine Akte mit Bewegungsprofil angelegt wird, weil sie als "radikalisiert" gelten.
    Innenminister Cazeneuve gab den Namen Festgenommenen bekannt.
    Seit 2008 stand der Name des 35-Jährigen nicht mehr auf der Beobachtungsliste.
    Er habe Verbindung zu salafistischen Kreisen gehabt, sei aber von den Geheimdiensten nicht als Terrorbereit eingestuft worden, sagte Innenminister Cazeneuve.
    Weitere Festnahmen
    Weitere Personen wurden wegen denkbarer Verwicklung in den Anschlag nach der Tat festgenommen. Die Ehefrau und die Schwester des mutmaßlichen Täters und ein Mann, der durch diverse Fahrten zu dem Industriegelände aufgefallen war.
    Krisensitzung im Élysée-Palast
    Staatspräsident Hollande rief nach seiner Rückkehr aus Brüssel die zuständigen Minister und Sicherheitskräfte zu einer Krisensitzung in den Élysée-Palast, anschließend hob er für drei Tage die Sicherheitsstufe für die Region Rhône- Alpes auf das maximale Niveau "Attentat" an, ein Niveau, das im Großraum Paris seit den Anschlagen vom Januar auf die Zeitung "Charlie Hebdo", eine junge Polizistin und einen Supermarkt für koschere Lebensmittel bereits gilt.
    Premierminister Manuel Valls brach nach dem neuerlichen Anschlag heute seine Lateinamerikareise ab.