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Frankreichs Agrarministerium informiert über Obst- und Gemüseverzehr

Wer abnehmen will, sollte mehr essen - und zwar mehr Obst und Gemüse. Es enthält vergleichsweise wenige Kalorien pro Gewichtseinheit, man fühlt sich also schnell satt, ohne zu viel gegessen zu haben. Das kann als gesichert gelten, doch, wie gesund sind Obst und Gemüse eigentlich wirklich? Das französische Landwirtschaftsministerium wollte mehr darüber wissen, es hat die verfügbaren Kenntnisse darüber zusammengetragen.

Von Suzanne Krause |
    Für ihre kollektive Erhebung wälzten die Mitarbeiter des Agrarforschungsinstituts insgesamt eintausend wissenschaftliche Studien aus der ganzen Welt. Bei ihrer Auswertung zum heutigen Stand der Forschung kommen sie zu manch erstaunlichem Ergebnis. So heißt es beispielsweise seit geraumer Zeit, wer viel Früchte und Gemüse esse, der schütze seinen Körper: vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, vor Krebs, Demenz-Erkrankungen und vor Diabetes. Jean Dallongeville, Epidemiologe am Pasteur-Institut im nordfranzösischen Lille, sieht dies heute viel nuancierter:

    "Als wir unsere Erhebung begannen, erwarteten wir wesentlich deutlichere Belege dafür, dass es einen klaren Zusammenhang gibt zwischen dem häufigen Verzehr von Obst und Gemüse und einem geringeren Risiko, an gewissen Krankheiten zu leiden. Das scheint uns heute weit weniger gesichert."

    Der Forscher meint, man müsse vor allem folgendes begreifen:

    "Man darf den Verzehr von Obst und Gemüse nicht isoliert sehen vom Rest der Ernährung. Sondern man muss alle Aspekte der Ernährung eines Menschen in Betracht ziehen. Man muss schauen, wie viel Fett er zu sich nimmt, wie viel Salz und ähnliches und ob er Sport treibt. In der Ernährung spiegelt sich also eine gewisse Lebensweise wieder und dabei wiederum spielen Obst und Gemüse eine sehr wichtige Rolle."

    Ein eher erschreckendes Ergebnis der französischen Expertise: Obst und Gemüse verzehren am meisten die, die Geld haben und gebildet sind. Unbestritten ist, dass Früchte und Gemüse dem Körper Mineralstoffe bringen. Und Vitamine, die er selbst nicht herstellen kann. Aspekte, die auch die Europäische Union dazu bewegten, im Rahmen eines kürzlich verabschiedeten speziellen Strategie-Programms den Konsum von Obst und Gemüse fördern zu wollen. Ein weiteres Argument für die neue europäische Gesundheitspolitik: der rasante Anstieg der Zahl der Kinder, die an Diabetes 2 leiden: Diabetes 2 ist im Volksmund bekannt als Alterszucker. Pasteur-Forscher Jean Dallongeville führt aus:

    "Ein weiterer Aspekt, den wir bei unserer Erhebung herausgearbeitet haben: Obst und Gemüse sind Nahrungsmittel mit geringer Kalorienzahl. Wenn Sie, verglichen mit anderen Lebensmitteln, die gleiche Portion Obst oder Gemüse essen, führen Sie ihrem Körper damit weniger Kalorien und viele Vitamine zu. Das ist bestens geeignet, um Übergewicht zu bekämpfen."

    Mathilde Causse studierte die gesamte Fachliteratur, um zu bilanzieren, welchen Einfluss die Zubereitungsmethode auf den Nährstoffgehalt von Obst und Gemüse haben. Die Genetikerin vom nationalen Agrarforschungsinstitut erläutert, wie sich Mineralstoffe und Vitamine am besten erhalten lassen:

    "Natürlich beeinflusst die Kochmethode den Nährstoffgehalt des Essens auf dem Teller. Dampfgaren mit wenig Wasser ist die gesündeste Zubereitung."

    Glasgeschirr übrigens bewahrt am besten den Vitamin-C-Gehalt.

    "Wichtig ist, sich vielfältig zu ernähren. Spaß am Essen zu haben, resümiert die Wissenschaftlerin. Wenn man weiß, dass das Obst und Gemüse aus ökologischem Anbau stammen, reicht es, die Nahrungsmittel gut zu waschen. Ansonsten sollte man besser die Haut abschälen, um keine Reste von Pflanzenschutzmitteln zu verzehren. "

    Wobei: dass Bio-Früchte und Bio-Gemüse nährstoffreicher sein als Ware aus der herkömmlichen Produktion, ist laut der Studien-Expertise ein Märchen. Mathilde Causse hingegen empfiehlt, vor allem die kleinen Früchte einer Obst - oder Gemüsesorte zu verzehren: ihr Nährstoffgehalt sei konzentrierter:

    "Unsere Arbeit widerlegt auch Vorurteile bezüglich der eingemachten oder tief gefrorenen Waren: die sind keineswegs weniger gut für die Gesundheit als frische Produkte. Wenn beispielsweise frische grüne Bohnen lange Transportwege, gewisse Lagerzeiten, hinter sich haben, liegt ihr verbleibender Nährstoffgehalt unter dem schon verarbeiteter Ware."