Jean-Marc Ayrault, der Fraktionsvorsitzende der Sozialisten, richtete sich in der Nationalversammlung an die Abgeordneten der Regierungspartei UMP:
" Der Gesetzesartikel, um dessen Streichung wir sie bitten, ist ein Beispiel dafür, wie man Geschichte nicht vermitteln sollte. Er ist ein historischer Anachronismus und ein politischer Fehler. Er knüpft an die unrühmlichen Zeiten an, in denen der Staat glaubte, aus Kindern gute Franzosen zu machen, indem er die Schule dazu drängt, ihnen eine offizielle Geschichte beizubringen. "
Die Ermahnung des Fraktionschefs der größten Oppositionspartei erzielten im Regierungslager nicht die erwünschte Wirkung. Die UMP überstimmte die Sozialisten. Es bleibt bei Artikel 4 des Gesetzes vom 23. Februar dieses Jahres, in dem es heißt, in den Lehrplänen solle die positive Rolle der französischen Präsenz in Übersee und vor allem in Nordafrika anerkannt werden. "Lehrer, Lebensmittelhändler, Krankenhausärzte und Krankenschwestern haben durchaus eine positive Rolle gespielt", führt der UMP-Abgeordnete Jean Leonetti zur Begründung an.
Auch sein Parteifreund Christian Kert versteht die Aufregung nicht:
" Wer glaubt denn, dass wir den Lehren eine offizielle Geschichtsschreibung hätten diktieren wollen. Das ist eine Karikatur des Textes. "
Für Kert stellt der Text lediglich eine Ausgewogenheit wieder her, nachdem Frankreichs Rolle in den ehemaligen Kolonien und dem einst zum Mutterland gehörenden Algerien in vielen Schulbüchern ausschließlich herabgesetzt worden sei. Man kann sich nicht dauernd geißeln, sagte Kert mit Blick auf den Algerienkrieg der Zeitung Le Figaro. Wie sollen sich die Kinder von Einwanderern als Franzosen fühlen, wenn man sie lehrt, ihr Land zu hassen.
Dem umstrittenen Artikel 4 stimmten im Februar auch die Oppositionsparteien zu. Der Text ist Teil eines Gesetzes, in dem die Nation der Frauen und Männern gedenkt, die an dem Werk Frankreichs in den ehemaligen französischen Departements und Territorien teilgenommen haben, wie es in Artikel eins heißt. Die Würdigung der Auslandsfranzosen und auch der Harki, der einheimischen Hilfstruppen im Algerienkrieg, war ein Wahlversprechen von Jacques Chirac und wurde von Sozialisten und Kommunisten ausdrücklich gutgeheißen.
Erst der Protest von Lehrern und Menschenrechtsgruppen und eine Äußerung des algerischen Staatsspräsidenten führte zum Sinneswandel. Abdelaziz Bouteflika bezeichnete den Text im Juni als Zeugnis geistiger Blindheit, das an Negationismus und Revisionismus grenze. Bouteflika verglich Frankreichs Rolle in Algerien mit der der Wehrmacht und der SS während der Besatzungszeit des Zweiten Weltkrieges.
Greueltaten der algerischen FLN-Kämpfer verschweigt der Präsident dagegen bis heute, sie werden auch in algerischen Schulbüchern nicht erwähnt. Der französischen Außenminister Philippe Douste-Blazy hatte deshalb angeregt, beide Seiten sollten sich an einen Tisch setzen.
" Ich möchte, dass eine unabhängige mit algerischen und französischen Historikern gemischte Kommission zu diesem Thema Vorschläge erarbeitet. "
Bouteflika hatte dies zurückgewiesen. Die Geschichtspolitik auf beiden Seiten des Mittelmeeres belastet immer noch die Beziehungen und verzögert auch den Abschluss eines Freundschaftsvertrages. Ob der wie geplant noch vor Weihnachten unterschrieben werden kann, hängt auch von einer anderen Entwicklung ab: Trotz seiner kritischen Haltung Frankreich gegenüber hält sich Abdelaziz Bouteflika gegenwärtig in Paris auf, er wird im Militärkrankenhaus Val de Grace behandelt. Die französische Presse spekuliert bereits über den Gesundheitszustand des algerischen Staatspräsidenten.
" Der Gesetzesartikel, um dessen Streichung wir sie bitten, ist ein Beispiel dafür, wie man Geschichte nicht vermitteln sollte. Er ist ein historischer Anachronismus und ein politischer Fehler. Er knüpft an die unrühmlichen Zeiten an, in denen der Staat glaubte, aus Kindern gute Franzosen zu machen, indem er die Schule dazu drängt, ihnen eine offizielle Geschichte beizubringen. "
Die Ermahnung des Fraktionschefs der größten Oppositionspartei erzielten im Regierungslager nicht die erwünschte Wirkung. Die UMP überstimmte die Sozialisten. Es bleibt bei Artikel 4 des Gesetzes vom 23. Februar dieses Jahres, in dem es heißt, in den Lehrplänen solle die positive Rolle der französischen Präsenz in Übersee und vor allem in Nordafrika anerkannt werden. "Lehrer, Lebensmittelhändler, Krankenhausärzte und Krankenschwestern haben durchaus eine positive Rolle gespielt", führt der UMP-Abgeordnete Jean Leonetti zur Begründung an.
Auch sein Parteifreund Christian Kert versteht die Aufregung nicht:
" Wer glaubt denn, dass wir den Lehren eine offizielle Geschichtsschreibung hätten diktieren wollen. Das ist eine Karikatur des Textes. "
Für Kert stellt der Text lediglich eine Ausgewogenheit wieder her, nachdem Frankreichs Rolle in den ehemaligen Kolonien und dem einst zum Mutterland gehörenden Algerien in vielen Schulbüchern ausschließlich herabgesetzt worden sei. Man kann sich nicht dauernd geißeln, sagte Kert mit Blick auf den Algerienkrieg der Zeitung Le Figaro. Wie sollen sich die Kinder von Einwanderern als Franzosen fühlen, wenn man sie lehrt, ihr Land zu hassen.
Dem umstrittenen Artikel 4 stimmten im Februar auch die Oppositionsparteien zu. Der Text ist Teil eines Gesetzes, in dem die Nation der Frauen und Männern gedenkt, die an dem Werk Frankreichs in den ehemaligen französischen Departements und Territorien teilgenommen haben, wie es in Artikel eins heißt. Die Würdigung der Auslandsfranzosen und auch der Harki, der einheimischen Hilfstruppen im Algerienkrieg, war ein Wahlversprechen von Jacques Chirac und wurde von Sozialisten und Kommunisten ausdrücklich gutgeheißen.
Erst der Protest von Lehrern und Menschenrechtsgruppen und eine Äußerung des algerischen Staatsspräsidenten führte zum Sinneswandel. Abdelaziz Bouteflika bezeichnete den Text im Juni als Zeugnis geistiger Blindheit, das an Negationismus und Revisionismus grenze. Bouteflika verglich Frankreichs Rolle in Algerien mit der der Wehrmacht und der SS während der Besatzungszeit des Zweiten Weltkrieges.
Greueltaten der algerischen FLN-Kämpfer verschweigt der Präsident dagegen bis heute, sie werden auch in algerischen Schulbüchern nicht erwähnt. Der französischen Außenminister Philippe Douste-Blazy hatte deshalb angeregt, beide Seiten sollten sich an einen Tisch setzen.
" Ich möchte, dass eine unabhängige mit algerischen und französischen Historikern gemischte Kommission zu diesem Thema Vorschläge erarbeitet. "
Bouteflika hatte dies zurückgewiesen. Die Geschichtspolitik auf beiden Seiten des Mittelmeeres belastet immer noch die Beziehungen und verzögert auch den Abschluss eines Freundschaftsvertrages. Ob der wie geplant noch vor Weihnachten unterschrieben werden kann, hängt auch von einer anderen Entwicklung ab: Trotz seiner kritischen Haltung Frankreich gegenüber hält sich Abdelaziz Bouteflika gegenwärtig in Paris auf, er wird im Militärkrankenhaus Val de Grace behandelt. Die französische Presse spekuliert bereits über den Gesundheitszustand des algerischen Staatspräsidenten.