Wer die Realschule Much betritt, dessen Blick fällt zuerst auf einen Monitor, der den aktuellen Vertretungsplan zeigt. Jeder der reinkommt, bleibt hier stehen:
"Ja, man guckt sofort auf den Flachbildschirm da oben ... da vorne stehen die Stunden und daneben das Fach und dann wird angezeigt, wer vertritt oder ob die Stunde ausfällt. Wenn wir jetzt so Vertretung haben, dann kriegen wir Aufgaben, die die Vertretungslehrer dann mit uns erarbeiten. Es ist halt auf der einen Seite gut, wenn Stunden ausfallen, weil wir dann früher nach Hause können. Aber auf der anderen Seite ist es blöd. Weil der Stoff, der geht dann auch flöten und dann..."
Der aktuelle Vertretungsplan für die 633 Schülerinnen und Schüler wird oft erst morgens um sieben geschrieben, kreativ und spontan, wenn alle Ausfälle bekannt sind, sagt der Schulleiter Friedhelm Schüller:
"Ja, dann muss die Klasse, die nicht versorgt ist, versorgt werden: Da muss ein Kollege, der hier in der Nachbarschaft wohnt, angerufen werden oder man muss eine Mitbetreuung machen. Man ist ja froh, wenn man jemand hat, der auch die Klasse mitbetreut."
Dafür gibt es ein System von Vertretungsaufgaben für alle Fächer und Jahrgänge, sodass jeder ob fachfremd oder nicht die Stunde halten kann. Das funktioniert für den Ausnahmefall.
Eine Lehrerin allerdings darf nie krank werden, denn dann würde ein ganzes Fach komplett und auf Dauer ausfallen: Dorothee Stamm-Raulf, die einzige Französischlehrerin im Kollegium, ist unersetzlich:
"Das belastet mich sehr. Die Vorstellung hier auszufallen und meine Schüler im Stich zu lassen ... Ich hatte zum Beispiel im letzten Jahr einen Fahrradunfall, aber das war Gott sei Dank eine Woche vor den Herbstferien, aber das hat die Schule schon vor erhebliche Probleme gestellt."
... und eine Neue für das Fach Französisch ist nicht in Sicht. Dabei würde die Schule jede denkbare Kombination nehmen: Hauptsache Französisch, Nebenfach: egal. Denn innerhalb des Kollegiums könnte man den Unterricht dann wieder neu verteilen. Doch seit drei Jahren schon heißt die ungeliebte Zwischenlösung nun: fachfremder Unterricht.
"Wir können Französisch mit unserer Fachkraft gar nicht komplett abdecken, sondern wir müssen jetzt schon Lehrer einsetzen, die dieses Fach nicht haben, aber die vielleicht im Abitur Französisch hatten und von daher der Sprache nicht ganz so abgeneigt sind."
Zwei dieser Lehrer unterrichten seither die Eingangsklassen. Die Französischlehrerin übernimmt ab Klasse 7. Doch sie bleibt Einzelkämpferin und das wirkt sich aus.
"Ich finde das sehr schade, dass ich mich nicht mit anderen austauschen kann, dass ich keine Unterstützung bekommen kann. Ich organisiere immer die ganze Buchanschaffung selber, das ist in Zusammenarbeit mit den Kollegen sehr viel einfacher. Ich organisiere jedes Jahr eine Paris-Fahrt selber. Die Entwicklung von Klassenarbeiten: Wenn man da Kollegen hat, kann man sich sehr viel besser unterstützen."
Schade ist auch, dass ausgerechnet beim Einstieg in die Sprache improvisiert werden muss, da wo man die besten Kräfte brauchen könnte, findet Johanna Lelgemann, Elternvertreterin. Da hilft es auch wenig, wenn zum Ausgleich das Fach Französisch nicht mehr versetzungsrelevant ist - im Gegenteil.
"Ich hab so schlechte Erfahrungen gemacht mit dem Französischunterricht, dass ich gedacht habe: Was sollte das? Die Schüler haben's nicht ernst genommen. Alle wissen: Wir können es abwählen. Am Anfang ist noch so die Neugierde da. Wenn man dann allerdings merkt: muss ich nicht machen, wendet sich das ganze Blatt und es wird so ein negativer Unterricht, auf den ich gut hätte verzichten können."
Die Realschule Much ist keine Ausnahme. Um eine Englischlehrerin wirbt eine Nachbarschule schon lange vergeblich. Chemie und Technik sind auch in dieser Region Mangelfächer. Die Realschule in Much hat hier allerdings vorgesorgt, durch Profilbildung in den MINT-Fächern, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Das hat sich herumgesprochen und war etwa für den Physiklehrer der Grund, sich hierhin zu bewerben. Aufgrund des Profils konnte auch eine Seiteneinsteigerin für das Fach Chemie gewonnen werden. Heinke-Sophia Müller, eine Diplom-Geologin, wird auch deshalb hier Lehrerin, weil sie extra gut betreut wird und ihr das Mangelfach Perspektiven bietet:
"Ja, ganz klar. Die Chance einen sicheren Arbeitsplatz zu haben, der einem unglaublich viel Spaß macht - ja, kann eigentlich nicht besser sein."
Schulen brauchen längst solche kreativen Ansätze. Schon bald werden durch Pensionierungen Physik und Deutsch knapp werden, das wissen der Schulleiter und auch die Elternvertreterin, die im Bewerbungsgremium der Schule mitarbeitet. Der fehlende Französischlehrer ist erst der Anfang:
"Wir suchen und finden nicht, also es gibt noch nicht mal Bewerbungsunterlagen. Wir können noch nicht mal Bewerbungsgespräche führen. Und insgesamt stellen wir fest, dass die Bewerbungsanzahl zurückgeht: Es gibt immer wieder Bewerbungen, aber man kann nicht von einer Auswahl sprechen."
"Es ist schon ziemlich frustrierend, wenn sie ne Ausschreibung machen und sich keiner meldet, ganz klar. Aber da können wir nichts dran machen."
"Ja, man guckt sofort auf den Flachbildschirm da oben ... da vorne stehen die Stunden und daneben das Fach und dann wird angezeigt, wer vertritt oder ob die Stunde ausfällt. Wenn wir jetzt so Vertretung haben, dann kriegen wir Aufgaben, die die Vertretungslehrer dann mit uns erarbeiten. Es ist halt auf der einen Seite gut, wenn Stunden ausfallen, weil wir dann früher nach Hause können. Aber auf der anderen Seite ist es blöd. Weil der Stoff, der geht dann auch flöten und dann..."
Der aktuelle Vertretungsplan für die 633 Schülerinnen und Schüler wird oft erst morgens um sieben geschrieben, kreativ und spontan, wenn alle Ausfälle bekannt sind, sagt der Schulleiter Friedhelm Schüller:
"Ja, dann muss die Klasse, die nicht versorgt ist, versorgt werden: Da muss ein Kollege, der hier in der Nachbarschaft wohnt, angerufen werden oder man muss eine Mitbetreuung machen. Man ist ja froh, wenn man jemand hat, der auch die Klasse mitbetreut."
Dafür gibt es ein System von Vertretungsaufgaben für alle Fächer und Jahrgänge, sodass jeder ob fachfremd oder nicht die Stunde halten kann. Das funktioniert für den Ausnahmefall.
Eine Lehrerin allerdings darf nie krank werden, denn dann würde ein ganzes Fach komplett und auf Dauer ausfallen: Dorothee Stamm-Raulf, die einzige Französischlehrerin im Kollegium, ist unersetzlich:
"Das belastet mich sehr. Die Vorstellung hier auszufallen und meine Schüler im Stich zu lassen ... Ich hatte zum Beispiel im letzten Jahr einen Fahrradunfall, aber das war Gott sei Dank eine Woche vor den Herbstferien, aber das hat die Schule schon vor erhebliche Probleme gestellt."
... und eine Neue für das Fach Französisch ist nicht in Sicht. Dabei würde die Schule jede denkbare Kombination nehmen: Hauptsache Französisch, Nebenfach: egal. Denn innerhalb des Kollegiums könnte man den Unterricht dann wieder neu verteilen. Doch seit drei Jahren schon heißt die ungeliebte Zwischenlösung nun: fachfremder Unterricht.
"Wir können Französisch mit unserer Fachkraft gar nicht komplett abdecken, sondern wir müssen jetzt schon Lehrer einsetzen, die dieses Fach nicht haben, aber die vielleicht im Abitur Französisch hatten und von daher der Sprache nicht ganz so abgeneigt sind."
Zwei dieser Lehrer unterrichten seither die Eingangsklassen. Die Französischlehrerin übernimmt ab Klasse 7. Doch sie bleibt Einzelkämpferin und das wirkt sich aus.
"Ich finde das sehr schade, dass ich mich nicht mit anderen austauschen kann, dass ich keine Unterstützung bekommen kann. Ich organisiere immer die ganze Buchanschaffung selber, das ist in Zusammenarbeit mit den Kollegen sehr viel einfacher. Ich organisiere jedes Jahr eine Paris-Fahrt selber. Die Entwicklung von Klassenarbeiten: Wenn man da Kollegen hat, kann man sich sehr viel besser unterstützen."
Schade ist auch, dass ausgerechnet beim Einstieg in die Sprache improvisiert werden muss, da wo man die besten Kräfte brauchen könnte, findet Johanna Lelgemann, Elternvertreterin. Da hilft es auch wenig, wenn zum Ausgleich das Fach Französisch nicht mehr versetzungsrelevant ist - im Gegenteil.
"Ich hab so schlechte Erfahrungen gemacht mit dem Französischunterricht, dass ich gedacht habe: Was sollte das? Die Schüler haben's nicht ernst genommen. Alle wissen: Wir können es abwählen. Am Anfang ist noch so die Neugierde da. Wenn man dann allerdings merkt: muss ich nicht machen, wendet sich das ganze Blatt und es wird so ein negativer Unterricht, auf den ich gut hätte verzichten können."
Die Realschule Much ist keine Ausnahme. Um eine Englischlehrerin wirbt eine Nachbarschule schon lange vergeblich. Chemie und Technik sind auch in dieser Region Mangelfächer. Die Realschule in Much hat hier allerdings vorgesorgt, durch Profilbildung in den MINT-Fächern, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Das hat sich herumgesprochen und war etwa für den Physiklehrer der Grund, sich hierhin zu bewerben. Aufgrund des Profils konnte auch eine Seiteneinsteigerin für das Fach Chemie gewonnen werden. Heinke-Sophia Müller, eine Diplom-Geologin, wird auch deshalb hier Lehrerin, weil sie extra gut betreut wird und ihr das Mangelfach Perspektiven bietet:
"Ja, ganz klar. Die Chance einen sicheren Arbeitsplatz zu haben, der einem unglaublich viel Spaß macht - ja, kann eigentlich nicht besser sein."
Schulen brauchen längst solche kreativen Ansätze. Schon bald werden durch Pensionierungen Physik und Deutsch knapp werden, das wissen der Schulleiter und auch die Elternvertreterin, die im Bewerbungsgremium der Schule mitarbeitet. Der fehlende Französischlehrer ist erst der Anfang:
"Wir suchen und finden nicht, also es gibt noch nicht mal Bewerbungsunterlagen. Wir können noch nicht mal Bewerbungsgespräche führen. Und insgesamt stellen wir fest, dass die Bewerbungsanzahl zurückgeht: Es gibt immer wieder Bewerbungen, aber man kann nicht von einer Auswahl sprechen."
"Es ist schon ziemlich frustrierend, wenn sie ne Ausschreibung machen und sich keiner meldet, ganz klar. Aber da können wir nichts dran machen."