Sandrine ist Polizistin in der Hochhaussiedlung La Rose des Vents, zehn Kilometer nördlich von Paris. Wenn die junge Frau auf Streife geht, hat sie immer einen Schutzhelm dabei. Für den Fall, dass sie das Auto verlassen muss:
"Oft werfen sie von den Hochhäusern aus Steine auf uns, wir wissen nie, woher das kommt. Wenn wir Streife gehen, kriegen wir alles Mögliche ab, Kartoffeln, Tomaten …"
Die 28-Jährige leitet eine Patrouille. Neben ihr sitzt Johnny. Der junge Mann stammt aus einem Dorf in der Normandie. Da wurden höchstens Mal Hühner gestohlen, sagt er. Eine Pariser Vorstadtsiedlung hat er zuvor nie betreten. Nun absolviert der 22-Jährige ausgerechnet hier in La Rose des Vents eine Probezeit als Polizist:
"Untereinander reden wir nur darüber, über die Steinwürfe, die ständigen Beleidigungen. Wir wissen ja, dass wir in einer sensiblen Zone arbeiten, wo so etwas an der Tagesordnung ist. Das gehört zum Beruf. Aber manchmal ist es schwierig, gleichgültig zu bleiben. In der Polizeischule haben sie uns darauf psychologisch nicht vorbereitet."
Die Siedlung La Rose des Vents ist keine Ausnahme. In den französischen Problemvierteln arbeiten überwiegend junge und unerfahrene Polizisten. Viele sind nervös und angespannt. Daher kommt es oft zu Fehlverhalten, sagt Jean-Michel Julieno. Der 41-jährige Chemiker ist Vorsitzender eines Komitees, das den Gewaltmissbrauch von Polizisten anprangert. Das Komitee wurde vor 4 Jahren in der Stadt Saint Denis nördlich von Paris gegründet als eine Polizeikontrolle wieder mal mit Schlagstöcken endete. Die Erwachsenen aber, die zwischen Jugendlichen und Polizisten vermitteln wollten, wurden abgeführt, erzählt Julieno:
"Die Polizisten bräuchten eine bessere Ausbildung, sie sind zu jung, in der Polizeiwache von Saint Denis lag das Durchschnittsalter kürzlich bei 24 Jahren. Viele kommen vom Land, sie haben noch nie einen Schwarzen und noch nie einen Araber gesehen. Für sie sind wir sofort eine Bedrohung. Die denken sozusagen, sie müssen schießen, bevor auf sie geschossen wird, weil Saint Denis angeblich so gefährlich ist."
Julieno ist selbst schon Opfer von Gewalt und Rassismus geworden. Bei einem Nachbarschaftsstreit wurde er von Polizisten so brutal zu Boden geworfen, dass sein Knöchel brach. Als dann die Nachbarin noch gegen seinen Kopf trat und ihn als "dreckigen Neger" beschimpfte, griffen die fünf Beamten nicht ein. Das Komitee in Saint-Denis hilft den Opfern von Machtmissbrauch, gegen die Polizei zu klagen. Doch vor allem die Jugendlichen wollen das nicht, weil sie denken, dass es ohnehin nichts nutzt:
"Bei einer Kontrolle dürfen sie einen doch nicht zu Boden werfen und schlagen. Aber die Jugendlichen sind das schon gewohnt, sie finden es normal und wollen nicht darüber reden. Dabei müssen die Leute reagieren. Jedes Mal wenn die Polizei zu weit geht, muss das publik gemacht werden. Sonst hört es nie auf. Jetzt wurde der Kommissar von Saint-Denis seines Amts enthoben. Das beweist doch, dass wirklich was vorgefallen ist…"
Weil es im Polizei-Kommissariat von Saint-Denis drunter und drüber geht, ermittelt jetzt die polizeiinterne Inspektionsbehörde IGS. Ein Polizist dieser besonders großen Polizeiwache hehlte mit gestohlenen Mobiltelefonen, eine Polizeipatrouille feuerte mitten in der Nacht in einem Zigeunercamp grundlos Schüsse ab, neun Polizisten wird die Vergewaltigung von Prostituierten vorgeworfen, und der Chef des Kommissariats deckte seine Leute auch noch.
Dominique Achispon von der Polizeigewerkschaft SNOP beklagt, dass es in den schwierigen Vorstädten an erfahren Beamten mangelt:
"Die meisten Polizisten sind genauso jung wie die straffälligen Personen, mit denen sie zu tun haben. Sie können sich nicht als Autorität behaupten. In den Banlieues fehlen die erfahrenen Beamten wie Hauptmeister und Kommissare. Um das zu ändern, müssten die Vorgesetzten Prämien erhalten oder Karrierevorteile. Doch unsere Verwaltung schickt weiter die jungen Polizisten in die Vorstädte, und die wollen so schnell wie möglich wieder fort, weil sie die permanente Spannung nicht aushalten."
"Oft werfen sie von den Hochhäusern aus Steine auf uns, wir wissen nie, woher das kommt. Wenn wir Streife gehen, kriegen wir alles Mögliche ab, Kartoffeln, Tomaten …"
Die 28-Jährige leitet eine Patrouille. Neben ihr sitzt Johnny. Der junge Mann stammt aus einem Dorf in der Normandie. Da wurden höchstens Mal Hühner gestohlen, sagt er. Eine Pariser Vorstadtsiedlung hat er zuvor nie betreten. Nun absolviert der 22-Jährige ausgerechnet hier in La Rose des Vents eine Probezeit als Polizist:
"Untereinander reden wir nur darüber, über die Steinwürfe, die ständigen Beleidigungen. Wir wissen ja, dass wir in einer sensiblen Zone arbeiten, wo so etwas an der Tagesordnung ist. Das gehört zum Beruf. Aber manchmal ist es schwierig, gleichgültig zu bleiben. In der Polizeischule haben sie uns darauf psychologisch nicht vorbereitet."
Die Siedlung La Rose des Vents ist keine Ausnahme. In den französischen Problemvierteln arbeiten überwiegend junge und unerfahrene Polizisten. Viele sind nervös und angespannt. Daher kommt es oft zu Fehlverhalten, sagt Jean-Michel Julieno. Der 41-jährige Chemiker ist Vorsitzender eines Komitees, das den Gewaltmissbrauch von Polizisten anprangert. Das Komitee wurde vor 4 Jahren in der Stadt Saint Denis nördlich von Paris gegründet als eine Polizeikontrolle wieder mal mit Schlagstöcken endete. Die Erwachsenen aber, die zwischen Jugendlichen und Polizisten vermitteln wollten, wurden abgeführt, erzählt Julieno:
"Die Polizisten bräuchten eine bessere Ausbildung, sie sind zu jung, in der Polizeiwache von Saint Denis lag das Durchschnittsalter kürzlich bei 24 Jahren. Viele kommen vom Land, sie haben noch nie einen Schwarzen und noch nie einen Araber gesehen. Für sie sind wir sofort eine Bedrohung. Die denken sozusagen, sie müssen schießen, bevor auf sie geschossen wird, weil Saint Denis angeblich so gefährlich ist."
Julieno ist selbst schon Opfer von Gewalt und Rassismus geworden. Bei einem Nachbarschaftsstreit wurde er von Polizisten so brutal zu Boden geworfen, dass sein Knöchel brach. Als dann die Nachbarin noch gegen seinen Kopf trat und ihn als "dreckigen Neger" beschimpfte, griffen die fünf Beamten nicht ein. Das Komitee in Saint-Denis hilft den Opfern von Machtmissbrauch, gegen die Polizei zu klagen. Doch vor allem die Jugendlichen wollen das nicht, weil sie denken, dass es ohnehin nichts nutzt:
"Bei einer Kontrolle dürfen sie einen doch nicht zu Boden werfen und schlagen. Aber die Jugendlichen sind das schon gewohnt, sie finden es normal und wollen nicht darüber reden. Dabei müssen die Leute reagieren. Jedes Mal wenn die Polizei zu weit geht, muss das publik gemacht werden. Sonst hört es nie auf. Jetzt wurde der Kommissar von Saint-Denis seines Amts enthoben. Das beweist doch, dass wirklich was vorgefallen ist…"
Weil es im Polizei-Kommissariat von Saint-Denis drunter und drüber geht, ermittelt jetzt die polizeiinterne Inspektionsbehörde IGS. Ein Polizist dieser besonders großen Polizeiwache hehlte mit gestohlenen Mobiltelefonen, eine Polizeipatrouille feuerte mitten in der Nacht in einem Zigeunercamp grundlos Schüsse ab, neun Polizisten wird die Vergewaltigung von Prostituierten vorgeworfen, und der Chef des Kommissariats deckte seine Leute auch noch.
Dominique Achispon von der Polizeigewerkschaft SNOP beklagt, dass es in den schwierigen Vorstädten an erfahren Beamten mangelt:
"Die meisten Polizisten sind genauso jung wie die straffälligen Personen, mit denen sie zu tun haben. Sie können sich nicht als Autorität behaupten. In den Banlieues fehlen die erfahrenen Beamten wie Hauptmeister und Kommissare. Um das zu ändern, müssten die Vorgesetzten Prämien erhalten oder Karrierevorteile. Doch unsere Verwaltung schickt weiter die jungen Polizisten in die Vorstädte, und die wollen so schnell wie möglich wieder fort, weil sie die permanente Spannung nicht aushalten."