Wenn sie sich weiterhin Feministin nennen würde, würde sie mal keinen Mann abkriegen. Da war sich ihre Mutter ganz sicher. Mittlerweile sei es genau andersrum, sagt die Filmemacherin Sonia Hedstrand: Wenn ein Junge in Schweden heutzutage kein Feminist sei, hätte er bei den Mädchen keine Chancen mehr.
Dies hat sich in den letzten Jahren allerdings ziemlich plötzlich gewandelt. Als ich 18 Jahre alt war, vor etwa 10 Jahren, war es nicht normal, sich selbst Feministin zu nennen. Ich war die Einzige an meiner Schule, die sich Feministin nannte. Das war damals mehr ein Scherz.
In den letzten Jahren hat sich in Schweden etwas getan, von dem das restliche Europa noch nicht viel ahnt: Die so genannte "dritte Welle des Feminismus" ist angerollt. Die erste Welle erhob sich zu Anfang des 20. Jahrhunderts, als die Frauen unter anderem für ihr Wahlrecht kämpften. Die zweite folgte in den 70er Jahren mit der Studentenbewegung und der sexuellen Revolution.
Die dritte Woge nun ist wieder anders: Sie ist nicht so homogen wie die Frauenbewegung der 70er Jahre, sondern besteht aus vielen sehr unterschiedlichen Gruppen. Das Spektrum ist breit: Es gibt Schülergruppen, Theatergruppen oder feministische Cafés. Auch Jungen oder Männer sind dabei. Die beiden Filmemacherinnen Sonia Hedstrand und Asa Elzén haben die Aktionen dieser Gruppen ein ganzes Jahr lang in Stockholm mit der Kamera begleitet. Jede Woche waren sie mindestens einmal unterwegs:
In Schweden gehört es seit ein paar Jahren zum guten Ton, sich als Feminist zu bezeichnen. Die Regierung besteht zur Hälfte aus Frauen und auch der Frauenanteil im gesamten Parlament liegt bei knapp 50%. Die zweite feministische Welle ist in den Institutionen angekommen. In Schweden herrscht ganz offiziell "Staatsfeminismus". Doch die Anstöße kommen, so Sonia Hedstrand, von den außerparlamentarischen Gruppen:
Die Sozialdemodemokraten, die in unserem Land seit etwa 70 Jahren an der Macht sind, haben nicht wirklich etwas aus eigenem Antrieb getan, um die Situation für die Frauen zu verbessern. Und das sehen wir ständig: dass das feministische Bewusstsein in der öffentlichen Meinung der Schweden so stark ist, dass die Politiker dem Rechnung tragen müssen.
Vor fünf Jahren wurde beispielsweise das Aufsehen erregende Prostitutionsgesetz verabschiedet. Es sieht vor, dass sich Freier zukünftig strafbar machen, nicht aber die Prostituierten.
Doch feministische Gruppen wollen mehr: zum Beispiel das Verbot von Pornographie. Sonia Hedstrand und Asa Elzén haben eine Schülergruppe gefilmt, wie sie ausschwärmen, um Pornohefte aus Geschäften abzuräumen.
Pornos, Mode, Werbung - all das würde immer aggressiver. Das fordert den Widerstand der jungen Leute heraus.
Sonia Hedstrand: Diese Bewegung ist nicht einheitlich, sondern besteht aus vielen verschiedenen Teilen. Einen großen Teil machen junge Mädchen aus, die etwa 14 Jahre alt sind. Die gründen feministische Gruppen in ihren Schulen. Das verbreitet sich im ganzen Land. Das gab es nicht, als ich 15 war. Aber jetzt gibt es das überall und sie lesen nicht Judith Butler oder so was. Sie wollen etwas an ihren Schulen verändern. Dort werden sie zum Beispiel Hure oder Schlampe genannt. Die Sprache wird immer härter und die Mädchen reagieren stark darauf.
Während die feministische Diskussion in Deutschland in universitären Gender-Diskursen verschwunden ist, macht sie sich in Schweden daran, die Straße zurückzuerobern. Über allem schwebt das Wort "systerskap", was Schwesternschaft bedeutet und die einzelnen feministischen Gruppen in Schweden eint: Solidarität.
Der Film "Das Jahr der Schwestern" wurde ausschließlich in Stockholm gedreht. Er soll als Archiv und Informationsquelle dienen für spätere Generationen und für Feministinnen in anderen Ländern, in denen die Diskussion um ein gleichberechtigtes Leben eingeschlafen ist - zum Beispiel in Deutschland.
Dies hat sich in den letzten Jahren allerdings ziemlich plötzlich gewandelt. Als ich 18 Jahre alt war, vor etwa 10 Jahren, war es nicht normal, sich selbst Feministin zu nennen. Ich war die Einzige an meiner Schule, die sich Feministin nannte. Das war damals mehr ein Scherz.
In den letzten Jahren hat sich in Schweden etwas getan, von dem das restliche Europa noch nicht viel ahnt: Die so genannte "dritte Welle des Feminismus" ist angerollt. Die erste Welle erhob sich zu Anfang des 20. Jahrhunderts, als die Frauen unter anderem für ihr Wahlrecht kämpften. Die zweite folgte in den 70er Jahren mit der Studentenbewegung und der sexuellen Revolution.
Die dritte Woge nun ist wieder anders: Sie ist nicht so homogen wie die Frauenbewegung der 70er Jahre, sondern besteht aus vielen sehr unterschiedlichen Gruppen. Das Spektrum ist breit: Es gibt Schülergruppen, Theatergruppen oder feministische Cafés. Auch Jungen oder Männer sind dabei. Die beiden Filmemacherinnen Sonia Hedstrand und Asa Elzén haben die Aktionen dieser Gruppen ein ganzes Jahr lang in Stockholm mit der Kamera begleitet. Jede Woche waren sie mindestens einmal unterwegs:
In Schweden gehört es seit ein paar Jahren zum guten Ton, sich als Feminist zu bezeichnen. Die Regierung besteht zur Hälfte aus Frauen und auch der Frauenanteil im gesamten Parlament liegt bei knapp 50%. Die zweite feministische Welle ist in den Institutionen angekommen. In Schweden herrscht ganz offiziell "Staatsfeminismus". Doch die Anstöße kommen, so Sonia Hedstrand, von den außerparlamentarischen Gruppen:
Die Sozialdemodemokraten, die in unserem Land seit etwa 70 Jahren an der Macht sind, haben nicht wirklich etwas aus eigenem Antrieb getan, um die Situation für die Frauen zu verbessern. Und das sehen wir ständig: dass das feministische Bewusstsein in der öffentlichen Meinung der Schweden so stark ist, dass die Politiker dem Rechnung tragen müssen.
Vor fünf Jahren wurde beispielsweise das Aufsehen erregende Prostitutionsgesetz verabschiedet. Es sieht vor, dass sich Freier zukünftig strafbar machen, nicht aber die Prostituierten.
Doch feministische Gruppen wollen mehr: zum Beispiel das Verbot von Pornographie. Sonia Hedstrand und Asa Elzén haben eine Schülergruppe gefilmt, wie sie ausschwärmen, um Pornohefte aus Geschäften abzuräumen.
Pornos, Mode, Werbung - all das würde immer aggressiver. Das fordert den Widerstand der jungen Leute heraus.
Sonia Hedstrand: Diese Bewegung ist nicht einheitlich, sondern besteht aus vielen verschiedenen Teilen. Einen großen Teil machen junge Mädchen aus, die etwa 14 Jahre alt sind. Die gründen feministische Gruppen in ihren Schulen. Das verbreitet sich im ganzen Land. Das gab es nicht, als ich 15 war. Aber jetzt gibt es das überall und sie lesen nicht Judith Butler oder so was. Sie wollen etwas an ihren Schulen verändern. Dort werden sie zum Beispiel Hure oder Schlampe genannt. Die Sprache wird immer härter und die Mädchen reagieren stark darauf.
Während die feministische Diskussion in Deutschland in universitären Gender-Diskursen verschwunden ist, macht sie sich in Schweden daran, die Straße zurückzuerobern. Über allem schwebt das Wort "systerskap", was Schwesternschaft bedeutet und die einzelnen feministischen Gruppen in Schweden eint: Solidarität.
Der Film "Das Jahr der Schwestern" wurde ausschließlich in Stockholm gedreht. Er soll als Archiv und Informationsquelle dienen für spätere Generationen und für Feministinnen in anderen Ländern, in denen die Diskussion um ein gleichberechtigtes Leben eingeschlafen ist - zum Beispiel in Deutschland.