Armin Himmelrath: Ich habe den Vorsitzenden des Wissenschaftsrats, Peter Strohschneider, kurz vor der Sendung gefragt, warum der Wissenschaftsrat dieses Thema so wichtig findet.
Peter Strohschneider: Also der Wissenschaftsrat hat sich um das Thema schon wiederholt gekümmert. Am prägnantesten und auch wahrscheinlich am wirkungsvollsten vor acht Jahren, als unter dem Vorsitz von Frau Schipanski eine Arbeitsgruppe Empfehlungen erarbeitet hat, die damals sozusagen zum richtigen Zeitpunkt gekommen sind und auch Dinge formuliert haben, die auf der damaligen Situation sozusagen der Gleichstellungsdebatte in solcher Deutlichkeit nicht leicht jemand anders hätte formulieren können. Nun stellt sich, wie bei anderen Empfehlungen des Wissenschaftsrats auch die Frage, können wir das gewissermaßen nachverfolgen, wie können wir das sehen, was wir für Wirkungen erzielt haben, mit solchen Empfehlungen. Und da ist unser Eindruck im Wissenschaftsrat gewesen, dass wenn wir eine neue Arbeitsgruppe machten, um zu sehen, was hat sich verändert in den letzen acht Jahren, dann würde die zu den wenig erfreulichem Ergebnis kommen, dass man im Grunde die selbe Empfehlung noch einmal drucken könnte. Deswegen haben wir ein anderes Format gewählt, eben diese Konferenz, um das Thema auf der Agenda zu halten. Das ist sozusagen der entscheidende politische oder gleichstellungs- und hochschulpolitische, wissenschaftspolitische Impuls, den wir damit setzen wollen, mit dieser Konferenz, weil man mit einer Konferenz anders als mit einer Empfehlung sozusagen schneller und breiter kommunizieren kann, was gesagt werden muss.
Himmelrath: Jetzt ist es ja so, dass Politik, Hochschulpolitik und Wissenschaftspolitik hoffe ich auch, über symbolische Akte funktioniert, also zum Beispiel über die Verabschiedung einer Erklärung oder die spektakuläre Forderung nach einer 50-Prozentquote von Frauen in hohen wissenschaftlichen Ämtern. Streben Sie so etwas an?
Strohschneider: Also die Quote ist ja sehr umstritten. Nicht nur zwischen Männern und Frauen, sondern auch unter den Expertinnen der Gleichstellungspolitik. Wir streben auch mit dieser Offensive nicht eine Quote an, aber wir streben schon an eine deutlich gesteigerte Verbindlichkeit der Selbstverpflichtungen zunächst der Wissenschaftsorganisation, die diese "Offensive für Chancengleichheit" heute Nachmittag öffentlich präsentieren werden. Wir streben eine deutliche Steigerung der Verbindlichkeit der Selbstverpflichtungen in Sachen Gleichstellungspolitik an und wir streben auch eine Überprüfbarkeit an.
Himmelrath: Kann man da schon eine Jahreszahl nennen, bis zu der die Offensive Wirkung gezeigt haben muss, wo man sagen kann: Jetzt sind wir tatsächlich so und so viel rauf mit den Prozentzahlen?
Strohschneider: Die Situation verbessert sich im Zeitablauf schon, das kann man schon sagen. Aber sie verbessert sich langsam. Der Fortschritt ist eine entsetzlich lahme Schnecke, auch in der Gleichstellungspolitik. Wir haben uns eine Frist gesetzt von fünf Jahren, um dann das nächste Mal das Thema zu evaluieren. Andererseits kann ich mir schwer sozusagen eine Situation vorstellen, in der komplexe Systeme wie das Wissenschaftssystem nicht über solche Fragen, wie Gleichstellungspolitik sprechen müssen.
Himmelrath: Der Wissenschaftsrat veranstaltet heute eine Tagung zum Thema Chancengleichheit. Peter Strohschneider war das, der sich geäußert hat zur Chancengleichheit von Frauen im Wissenschaftsbetrieb.
Zufall oder nicht: das Studentenmagazin "Unicum Beruf" hat heute die vier "Professoren des Jahres" bekannt gegeben und unter diesen vier Preisträgern ist nur eine einzige Frau. Ann-Christin Achleitner, eine Professorin für Entrepreneurial Finance an der TU München. Guten Tag, Frau Achleitner.
Ann-Christin Achleitner: Grüß Gott.
Himmelrath: Wie sind Sie zu dieser Auszeichnung gekommen? Was haben Sie, was andere Professorinnen nicht haben?
Achleitner: Na, die Frage müssten natürlich diejenigen, die die Auszeichnung vergeben haben, im Vergleich beantworten. Aber grundsätzlich geht es darum, sich für die Studenten nicht nur in einer Wissensvermittlungsart in der Lehre zu bemühen, sondern sie auch zu coachen, wenn es darum geht, dass sie die praktische Welt kennen lernen sollten und wie sie darüber nachdenken dann eines Tages in den Job zu gehen.
Himmelrath: Das heißt, so eine Art Steigbügelhalter zu sein, für den Weg in den Beruf?
Achleitner: Vielleicht mental, also wenn man an Steigbügelhalter denkt, dann denkt man zu sehr praktisch, dass es nur darum geht, Kontakte aufzusetzen oder so etwas, sondern es hat auch was mit der mentalen Einstellung zu tun, dass man verschiedene Arten des Arbeitens oder so erlebt und dann ja.
Himmelrath: Was können Sie konkret Ihren Studierenden anbieten? Was machen Sie, was offenbar andere Professoren nicht machen?
Achleitner: Man sollte dazusagen, dass sehr viele Professoren etwas machen, das sehen Sie auch an den Zahlen der Nominierungen, das waren ja über 600 Professoren, die vorgeschlagen worden sind, aus gutem Grund. Die Frage, was sie konkret anbieten, hängt natürlich auch davon ab: mit welchem Zweck. Also zum einen bieten wir zum Beispiel Projektstudien an, da beraten Studenten gecoacht vom Lehrstuhl ein Unternehmen bei einer praktischen Fragestellung, da geht es darum, sich sozusagen in diese Gedankenwelt einzudenken. Auf der anderen Seite geht es natürlich auch ganz einfach schlicht darum, einen Kontakt zwischen Studenten und Unternehmen herzustellen, damit sie eine Eindruck bekommen, wer tickt als Arbeitsgeber wie und dazu laden sie zum Beispiel Unternehmen in die Universität mit ein. Das sind zwei vollkommen verschiedene Bedürfnisse, um nur zwei zu nennen.
Himmelrath: Wie wird das von den Studierenden angenommen?
Achleitner: Das ist eine sehr interessante Frage, weil ich selber sechs Jahre an einer Privatuniversität war, an der das üblich war und die Studenten teilgenommen haben und das auch erwartet haben. Wenn Sie mit diesem Ansatz in einem staatlichen Umfeld sind, dann stoßen sie auch bei den Studenten häufig auf Erstaunen und auch die müssen sich daran gewöhnen, dass sie sozusagen hier ein Angebot nutzen können oder dass sie in diese Richtung mal fragen. Es ist sozusagen nicht nur eine Aufforderung in diesem Bereich an die Hochschulen, mehr zu tun, sondern auch an die Studenten.
Himmelrath: Jetzt sind Sie, wir haben es am Anfang angesprochen, die einzige Frau unter vier Preisträgern. Ist das ein Zufall?
Achleitner: Ich kann das jetzt nicht beantworten. Ich würde ehrlich gesagt sagen: Die Frage, wie man sich für seine Studenten einsetzt hat mit dem Geschlecht nichts zu tun, muss aber gleichzeitig dazu sagen, dass ich eins von vier nicht schlecht finde, das ist immerhin 25 Prozent bei einem Frauenanteil, der ja viel geringer ist, wenn man sich die Wissenschaftslandschaft anschaut.
Himmelrath: Da müssen andere Einrichtungen erst einmal hinkommen zu diesem Prozentsatz.
Achleitner: Ja, deswegen meine ich, man kann es eigentlich als sehr positives Zeichen sehen, aber ich würde es am allerliebsten geschlechtsneutral sehen. Sondern es geht einfach darum und das sehen sie auch an den Kollegen, inwieweit man diesen Teil einer studentischen Ausbildung auch wirklich wichtig nimmt.
Peter Strohschneider: Also der Wissenschaftsrat hat sich um das Thema schon wiederholt gekümmert. Am prägnantesten und auch wahrscheinlich am wirkungsvollsten vor acht Jahren, als unter dem Vorsitz von Frau Schipanski eine Arbeitsgruppe Empfehlungen erarbeitet hat, die damals sozusagen zum richtigen Zeitpunkt gekommen sind und auch Dinge formuliert haben, die auf der damaligen Situation sozusagen der Gleichstellungsdebatte in solcher Deutlichkeit nicht leicht jemand anders hätte formulieren können. Nun stellt sich, wie bei anderen Empfehlungen des Wissenschaftsrats auch die Frage, können wir das gewissermaßen nachverfolgen, wie können wir das sehen, was wir für Wirkungen erzielt haben, mit solchen Empfehlungen. Und da ist unser Eindruck im Wissenschaftsrat gewesen, dass wenn wir eine neue Arbeitsgruppe machten, um zu sehen, was hat sich verändert in den letzen acht Jahren, dann würde die zu den wenig erfreulichem Ergebnis kommen, dass man im Grunde die selbe Empfehlung noch einmal drucken könnte. Deswegen haben wir ein anderes Format gewählt, eben diese Konferenz, um das Thema auf der Agenda zu halten. Das ist sozusagen der entscheidende politische oder gleichstellungs- und hochschulpolitische, wissenschaftspolitische Impuls, den wir damit setzen wollen, mit dieser Konferenz, weil man mit einer Konferenz anders als mit einer Empfehlung sozusagen schneller und breiter kommunizieren kann, was gesagt werden muss.
Himmelrath: Jetzt ist es ja so, dass Politik, Hochschulpolitik und Wissenschaftspolitik hoffe ich auch, über symbolische Akte funktioniert, also zum Beispiel über die Verabschiedung einer Erklärung oder die spektakuläre Forderung nach einer 50-Prozentquote von Frauen in hohen wissenschaftlichen Ämtern. Streben Sie so etwas an?
Strohschneider: Also die Quote ist ja sehr umstritten. Nicht nur zwischen Männern und Frauen, sondern auch unter den Expertinnen der Gleichstellungspolitik. Wir streben auch mit dieser Offensive nicht eine Quote an, aber wir streben schon an eine deutlich gesteigerte Verbindlichkeit der Selbstverpflichtungen zunächst der Wissenschaftsorganisation, die diese "Offensive für Chancengleichheit" heute Nachmittag öffentlich präsentieren werden. Wir streben eine deutliche Steigerung der Verbindlichkeit der Selbstverpflichtungen in Sachen Gleichstellungspolitik an und wir streben auch eine Überprüfbarkeit an.
Himmelrath: Kann man da schon eine Jahreszahl nennen, bis zu der die Offensive Wirkung gezeigt haben muss, wo man sagen kann: Jetzt sind wir tatsächlich so und so viel rauf mit den Prozentzahlen?
Strohschneider: Die Situation verbessert sich im Zeitablauf schon, das kann man schon sagen. Aber sie verbessert sich langsam. Der Fortschritt ist eine entsetzlich lahme Schnecke, auch in der Gleichstellungspolitik. Wir haben uns eine Frist gesetzt von fünf Jahren, um dann das nächste Mal das Thema zu evaluieren. Andererseits kann ich mir schwer sozusagen eine Situation vorstellen, in der komplexe Systeme wie das Wissenschaftssystem nicht über solche Fragen, wie Gleichstellungspolitik sprechen müssen.
Himmelrath: Der Wissenschaftsrat veranstaltet heute eine Tagung zum Thema Chancengleichheit. Peter Strohschneider war das, der sich geäußert hat zur Chancengleichheit von Frauen im Wissenschaftsbetrieb.
Zufall oder nicht: das Studentenmagazin "Unicum Beruf" hat heute die vier "Professoren des Jahres" bekannt gegeben und unter diesen vier Preisträgern ist nur eine einzige Frau. Ann-Christin Achleitner, eine Professorin für Entrepreneurial Finance an der TU München. Guten Tag, Frau Achleitner.
Ann-Christin Achleitner: Grüß Gott.
Himmelrath: Wie sind Sie zu dieser Auszeichnung gekommen? Was haben Sie, was andere Professorinnen nicht haben?
Achleitner: Na, die Frage müssten natürlich diejenigen, die die Auszeichnung vergeben haben, im Vergleich beantworten. Aber grundsätzlich geht es darum, sich für die Studenten nicht nur in einer Wissensvermittlungsart in der Lehre zu bemühen, sondern sie auch zu coachen, wenn es darum geht, dass sie die praktische Welt kennen lernen sollten und wie sie darüber nachdenken dann eines Tages in den Job zu gehen.
Himmelrath: Das heißt, so eine Art Steigbügelhalter zu sein, für den Weg in den Beruf?
Achleitner: Vielleicht mental, also wenn man an Steigbügelhalter denkt, dann denkt man zu sehr praktisch, dass es nur darum geht, Kontakte aufzusetzen oder so etwas, sondern es hat auch was mit der mentalen Einstellung zu tun, dass man verschiedene Arten des Arbeitens oder so erlebt und dann ja.
Himmelrath: Was können Sie konkret Ihren Studierenden anbieten? Was machen Sie, was offenbar andere Professoren nicht machen?
Achleitner: Man sollte dazusagen, dass sehr viele Professoren etwas machen, das sehen Sie auch an den Zahlen der Nominierungen, das waren ja über 600 Professoren, die vorgeschlagen worden sind, aus gutem Grund. Die Frage, was sie konkret anbieten, hängt natürlich auch davon ab: mit welchem Zweck. Also zum einen bieten wir zum Beispiel Projektstudien an, da beraten Studenten gecoacht vom Lehrstuhl ein Unternehmen bei einer praktischen Fragestellung, da geht es darum, sich sozusagen in diese Gedankenwelt einzudenken. Auf der anderen Seite geht es natürlich auch ganz einfach schlicht darum, einen Kontakt zwischen Studenten und Unternehmen herzustellen, damit sie eine Eindruck bekommen, wer tickt als Arbeitsgeber wie und dazu laden sie zum Beispiel Unternehmen in die Universität mit ein. Das sind zwei vollkommen verschiedene Bedürfnisse, um nur zwei zu nennen.
Himmelrath: Wie wird das von den Studierenden angenommen?
Achleitner: Das ist eine sehr interessante Frage, weil ich selber sechs Jahre an einer Privatuniversität war, an der das üblich war und die Studenten teilgenommen haben und das auch erwartet haben. Wenn Sie mit diesem Ansatz in einem staatlichen Umfeld sind, dann stoßen sie auch bei den Studenten häufig auf Erstaunen und auch die müssen sich daran gewöhnen, dass sie sozusagen hier ein Angebot nutzen können oder dass sie in diese Richtung mal fragen. Es ist sozusagen nicht nur eine Aufforderung in diesem Bereich an die Hochschulen, mehr zu tun, sondern auch an die Studenten.
Himmelrath: Jetzt sind Sie, wir haben es am Anfang angesprochen, die einzige Frau unter vier Preisträgern. Ist das ein Zufall?
Achleitner: Ich kann das jetzt nicht beantworten. Ich würde ehrlich gesagt sagen: Die Frage, wie man sich für seine Studenten einsetzt hat mit dem Geschlecht nichts zu tun, muss aber gleichzeitig dazu sagen, dass ich eins von vier nicht schlecht finde, das ist immerhin 25 Prozent bei einem Frauenanteil, der ja viel geringer ist, wenn man sich die Wissenschaftslandschaft anschaut.
Himmelrath: Da müssen andere Einrichtungen erst einmal hinkommen zu diesem Prozentsatz.
Achleitner: Ja, deswegen meine ich, man kann es eigentlich als sehr positives Zeichen sehen, aber ich würde es am allerliebsten geschlechtsneutral sehen. Sondern es geht einfach darum und das sehen sie auch an den Kollegen, inwieweit man diesen Teil einer studentischen Ausbildung auch wirklich wichtig nimmt.