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Frauenquote
Rückgang in Vorständen

Der Verein Frauen in Aufsichtsräten (FidAr) erhebt seit 2011 Zahlen über den Frauenanteil in Führungspositionen. Der aktuelle Index präsentiert zwar eine Höchstmarke - wie schon 2013. Aber es gibt nicht nur Licht, sondern auch viel Schatten in diesen Zahlen.

Von Katharina Hamberger |
    Bundeskanzlerin Merkel trifft im Mai 2013 Frauen in Führungspositionen.
    Mehr Frauen in Führungspositionen - wünscht sich auch die Kanzlerin (picture-alliance / dpa / Hannibal Hanschke)
    Nicht mehr nur ernüchternd wie im vergangenen Jahr, sondern bedenklich sei die Entwicklung des Anteils von Frauen in Führungspositionen in Deutschland:
    "Wenn wir sehen, wie viele Widerstände aufgeboten werden, um letztendlich eine Entwicklung, die notwendig ist, zumindest aus unserer Sicht aufzuhalten, kleinzureden, in die Ecke zu bringen, da kann ich nur sagen, in der deutschen Unternehmenskultur liegt noch viel im Argen und das ist eben mehr als nur ernüchternd."
    Das sagte Monika Schulz-Strelow, die Präsidentin des Vereins Frauen in Aufsichtsräten, kurz FidAr. Der Verein erhebt seit 2011 Zahlen zu der Entwicklung der Besetzung von Führungspositionen durch Frauen in den im DAX, MDAX, SDAX und TecDAX notierten Unternehmen. Wenn man den Anteil von Frauen in Aufsichtsräten und Vorständen zusammennimmt wird zwar auch in diesem Jahr, wie schon 2013 eine Höchstmarke was Frauen in Führungspositionen betrifft, erreicht. Dass geht aus dem sogenannten WoB-Index hervor, kurz für Women on Board-Index.
    Höherer Frauenanteil in Aufsichtsräten
    Während es 2011 kumuliert noch 6,5 Prozent waren, waren es im vergangenen Jahr fast zwölf Prozent, in diesem Jahr, Stand 25. Juni, sind es 12,3 Prozent. Der Zuwachs ist an sich ein gutes Signal - allerdings liegt der Grund dafür ausschließlich in einem höheren Frauenanteil bei den Aufsichtsräten. Seit 2011 waren es noch zehn Prozent, mittlerweile sind er fast 19 Prozent. Gleichzeitig gibt es aber eine gegenläufige Entwicklung bei den Vorstandsposten – da waren es im vergangenen Jahr noch 6,1 Prozent. 2014 sind es 0,4 Prozentpunkte weniger. Und man müsse sich mal überlegen, wie wenige Frauen sich hinter 5,7 Prozent verbergen würden, so die FidAr-Präsidentin. Schulz- Strelow verweist auch auf die nur kurze Verweildauer von Frauen in Vorstandsposten:
    "Es ist auffallend, dass von den 17 Vorständen innerhalb von einem guten Jahr sieben oder acht Vorstände die Unternehmen verlassen haben. Und die haben eine Verweildauer von drei Jahren."
    Bemerkenswert findet Schulz-Strelow jedoch noch einen anderen Punkt - nämlich was die Angabe von Planzahlen. Immer weniger Unternehmen würden diese noch angeben. Nur noch ein Prozent tut das für die Vorstandsposten:
    "Das heißt die Unternehmen beobachten sehr wohl die Forderungen der Politik, dass sie ab 2015 ja Planzahlen vorgeben müssen für Aufsichtsrat, Vorstand und oberste Managementebene und wollen sich jetzt wahrscheinlich noch nicht festlegen, damit sie nachher nicht an den Zahlen, die sie mal rausgegeben haben gemessen werden."
    Offizielle Vorstellung des Woman-on-Board-Indexs
    Heute Nachmittag wir Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig, SPD bei er offiziellen Vorstellung des Indexes eine Rede halten. Zu erwarten ist, dass Sie sich zum Thema Frauenquote äußert. Die Familienministerin will einen Gesetzentwurf auf den Weg bringen, der unter anderem eine feste Geschlechterquote ab 2016 von 30 Prozent bei Neubesetzung von Aufsichtsratsposten vorsieht. Die Wünsche an die Politik sind von FidAr-Seite allerdings verhalten:
    "Weil wir können natürlich auch eine Quotenforderung für Vorstände fordern, nur, es ist ja der Mind-Set, der sich ändern muss."
    Der Women-on-Board-Index wird seit 2011 erhoben. Dafür werden alle 160 im DAX, MDAX, SDAX und TecDAX notierten Unternehmen schriftlich befragt. Zusätzlich gibt es persönliche Nachfragen und eigene Recherchen vom Verein "Frauen in Aufsichtsräten". Rund 66 Prozent der befragten Unternehmen haben ihre Zahlen zur Verfügung gestellt.