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Frauenrugby
Ein Hauch von Rio im Rheinland

Bei den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio gehört Rugby nach 90 Jahren wieder zum Programm. Deutschland ist in dem Sport eher ein Entwicklungsland. Damit sich diese Situation verbessert, werden in Köln vor allem im deutschen Frauenrugby neue Strukturen geschaffen.

Von Bastian Rudde | 12.04.2015
    Eine Szene aus einem Rugbyspiel
    Eine Szene aus einem Rugbyspiel (picture alliance / dpa / Michel Clementz)
    Training der deutschen Frauen-Rugbynationalmannschaft in Köln. Es ist ein kalter, nasser Abend, der Regen flimmert im Schein des Flutlichts. Der Boden ist matschig, die Spielerinnen sind verschmiert und verschwitzt. Aber: Was macht man nicht alles für ein gemeinsames Ziel, sagt Nationalspielerin Dana Kleine-Grefe. Und das heißt: Olympia, Rio 2016.
    "Das ist auf jeden Fall das Ziel, worauf wir jeden Tag hinarbeiten und wofür wir jeden Tag uns durch die Trainings quälen sozusagen."
    Dass die deutschen Rugbyspielerinnen wenigstens wissen, wofür sie sich quälen, verdanken sie einer Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees aus dem Jahr 2009. Damals wird Rugby wieder rein gewählt in den Kanon olympischer Sportarten.
    "The results of rugby: Yes 81, No 8. Rugby Sevens is accepted as an Olympic sport!"
    Olympisches Comeback
    Nächstes Jahr bei den Sommerspielen in Rio kehrt Rugby zurück. Ein olympisches Comeback nach über 90 Jahren, das vor allem in England, Südafrika oder Neuseeland bejubelt wurde. Dort ist Rugby Nationalsport. Deutschland hingegen ist mit seinen etwa zwölf bis 15tausend Spielern eher ein Rugby-Exot. Doch auch hier macht sich die IOC-Entscheidung bemerkbar, sagt Markus Gerigk, Präsident des Rugbyverbandes Nordrhein-Westfalen.
    "Der allererste Effekt ist erst mal: Dadurch, dass die Sportart olympisch ist, gibt es andere und bessere Förderungsmöglichkeiten für den Sport."
    Die bestehen vor allem aus Geld des für den Sport zuständigen Bundes-Innenministeriums. Für das Jahr 2015 bekommt der Deutsche Rugby-Verband nach eigenen Angaben rund 320.000 Euro. Im Vergleich zu der Zeit, in der Rugby nicht olympisch war, ist das fast eine Verdreifachung der Mittel. Eine Folge verbesserter Förderung ist auch, dass Rugby-Stützpunkte ausgebaut oder gegründet werden. Für die Männer etwa in Berlin, Hannover und vor allem Heidelberg. Für die Frauen wurde Köln 2012 zum ersten und einzigen Bundesstützpunkt. Die Spielerinnen können seitdem besser betreut werden, verdeutlicht Gerigk.
    "Mit Ausbildungsunterstützung, mit Ernährungsberatung, mit medizinischer Betreuung, mit Spezialtrainern für Kraft, Ausdauer, Athletik. Und all diese Dinge stehen den Athleten jetzt zur Verfügung."
    "Wir haben schon einiges dazu gewonnen, seitdem der Stützpunkt hier ist",
    sagt auch Nationalspielerin Dana Kleine-Grefe. Viele ihrer Mannschaftskolleginnen haben genau deswegen auch ihren Lebensmittelpunkt nach Köln verlagert.
    "Und dadurch, dass wir jeden Tag zusammen trainieren können, ist natürlich perfekt für einen Mannschaftssport."
    Rugby in Varianten
    Die bekannteste Form des Rugby ist die 15er-Variante, mit 15 Spielern auf jeder Seite. Vor allem bei den Männern wird so gespielt. Olympisch ist aber nur die 7er-Variante geworden. Die Spiele dauern kürzer, dafür werden mehr Punkte gelegt und es ist mehr Bewegung auf dem Platz. Das schien dem Olympischen Komitee attraktiver. Ein Vorteil für das Frauenrugby, das traditionell viel häufiger in der 7er-Variante gespielt wird als bei den Männern.
    Melvin Smith ist seit letztem Jahr Co-Trainer der deutschen Frauen. Er sagt, dass er in der Nationalmannschaft gerne 20 bis 25 gleich starke Spielerinnen hätte. Eine derzeit utopische Zahl, die zeigt, dass das deutsche Frauenrugby trotz aller verbesserten Förderung und aller Aufbruchstimmung noch sehr weit am Anfang steht. Denn Melvin Smith sagt auch:
    "Es hört sich ernüchternd an. Aber wir reden hier in Deutschland vielleicht über zwölf Spielerinnen, die vielleicht auf einem internationalen Niveau mithalten können. Wir haben zwar ungefähr 25 Spielerinnen, die wir zu unseren Trainingscamps einladen. Aber zwischen zwölf und 25 müssen wir dringend viel Arbeit erledigen, denn wir müssen diese Lücke schließen",
    Ob das noch bis zu den Olympischen Sommerspielen nächstes Jahr klappt – Nationalspielerin Dana Kleine-Grefe ist sich unsicher. Den ersten Schritt zu einer Qualifikation müssen die deutschen Frauen im Juni bei der Europameisterschaft machen – und dabei besser abschneiden als bei der EM letztes Jahr. Da landete die Mannschaft ziemlich weit hinten – und wäre fast abgestiegen.
    "Wir hoffen alle, dass es dieses Jahr viel besser läuft auf der EM und wir einen guten Platz erreichen da. Das ist unser Ziel, vorerst unser Ziel!"