"Seit kurzem ward so viel über die weibliche Bestimmung geschrieben. Männer wagten es, unserm Geiste die Linie vorzuziehen, über welche im Felde des Wissens er nicht hinüber schreiten dürfe."
"Wozu sollen dem Weibe überhaupt wissenschaftliche Kenntnisse, die sie weder in der Küche und in der Vorrathskammer noch auf irgend einem Standorte in der bürgerlichen Welt anwenden, ja nicht einmahl, ohne sich lächerlich zu machen, zeigen darf? Wozu?"
"Im Namen unsers ganzen Geschlechts fordere ich die Männer auf, uns die Rechte zu beweisen, deren sie sich anmaßen, die eine ganze Hälfte des Menschengeschlechts zurückzusetzen, ihnen die Quelle der Wissenschaften zu versagen, nur höchstens von ihrer Oberfläche abzuschöpfen erlauben wollen."
Die energische Verteidigerin des Rechts auf Bildung war Amalia Holst, ihr Buch "Über die Bestimmung des Weibes zur höhern Geistesbildung" erschien 1802. Mit spitzer Feder stritt sie wider den Geist der Zeit, dem gelehrte Frauen ridiküle Figuren waren, Anomalien der Natur. Frauen frönten der Wissenschaft heimlich und verbargen ihre Bildung, um der Häme zu entgehen.
"Solche Weiber, den Kopf voll Gas aus Strohfeuer erzeugt..."
"Warum eifert man so sehr über die Gelehrsamkeit der Weiber?"
Im Urteil über die "gelehrten Weiber" war die Uhr rückwärts gelaufen. Als Amalia Holst geboren wurde, bewunderte man kluge Frauen noch. Am 10. Februar 1758 - zur Zeit der Aufklärung - kam sie zur Welt. Damals konnten Mädchen Vorbilder in allen Bereichen der Wissenschaft finden: Astronominnen und Chemikerinnen, Philosophinnen und Naturforscherinnen.
An der Universität Bologna unterrichteten Laura Bassi Physik, Maria Agnesi Mathematik und Anna Manzolini Anatomie. In St. Petersburg war Katharina Daschkowa Präsidentin der Akademie, in Quedlinburg praktizierte die promovierte Ärztin Dorothea Erxleben. Amalias Vater, ein preußischer Staatsbeamter, erklärte öffentlich:
"daß es ungemein nützlich und heilsam seyn würde, wenn man sich eine vernünftige Erziehung des weiblichen Geschlechts mehr angelegen seyn ließe, und eine gewiße Art von höhern Schulen und Akademien vor dasselbe errichtete."
Er starb, als Amalia dreizehn Jahre alt war. Die Familie blieb mittellos zurück, Amalia musste sich früh selbst ernähren:
"Nach der jetzigen Lage der Dinge, wo die Männer alle einträglichen Ämter und Gewerbe für sich genommen haben, bleiben dem unverehelichten und unbegüterten Weibe nur wenige Nahrungszweige übrig."
Amalia Holst wurde Erzieherin, und in diesem Beruf blieb sie auch, als sie heiratete. Mit ihrem Ehemann führte sie eine Schule in Hamburg. Später lebte sie von ihm getrennt und leitete Mädchenschulen. Pädagogik und Bildung waren Modethemen:
"Nach Basedow wimmelte es auf einmal von Pädagogen. Überall sah man Institute entstehen, Schulverbesserungen machen. Schriften erschienen in Menge. Gelehrte Männer hörten eine Zeitlang auf, in den Alterthümern zu graben und über die Zukunft zu grübeln, um ihre Nachtwachen der ihnen nun auf Einmal wichtig gewordenen Jugend zu widmen."
Ein kritischer Kommentar zu den neuen Theorien war das erste Buch von Amalia Holst. Zwischen Jungen- und Mädchenerziehung unterschied sie darin nicht. Umso schärfer taten dies Autoren wie Joachim Heinrich Campe. Dessen "Väterlicher Rath für meine Tochter" war vierzig Jahre lang ein Bestseller. Campe fand, der Bestimmung des Weibes - zur Gattin, Hausfrau und Mutter - sei Bildung nur schädlich.
"Glaubst du, daß ihr Gatte für die versalzenen, angebrannten Gerichte, für die Vernachlässigung seiner Wäsche, für die dem Gesinde überlassenen Kinder sich durch ein gelehrtes Tischgespräch werde entschädigt halten?"
"Der wichtigste Vorwurf, welchen man gegen die höhere Ausbildung des Weibes macht, ist dieser: sie sind nicht mehr die sanften, gefälligen Geschöpfe, sie fühlen ihre eigenen Kräfte lebhafter und der Männer ihre weniger, kurz sie verlieren ihre Weiblichkeit, wie man dies zu nennen pflegt."
Beharrlich bestand Amalia Holst auf den Ideen der Aufklärung. Die Entwicklung seiner Fähigkeiten durch Bildung sei das Recht des Menschen, und dies gelte für Frauen in ganz gleichem Maß.
"Die Bildung des Weibes muss völlig frei sein; wohin nur unser Genius uns leitet, da müssen wir wandeln können auf dem Felde des Wissens. Diese Bildung werde uns gründlich und aus den echten Quellen, so wie den Männern, gegeben, nicht aus den Büchern, die für Damen geschrieben sind, worin wir eigentlich nur wie große Kinder behandelt werden."
Erfolg war ihr nicht beschieden. Hundert Jahre dauerte es noch, bis der Weg in höhere Schulen und Universitäten frei war. Amalia Holst, 1829 gestorben, war ganz vergessen.
"Wozu sollen dem Weibe überhaupt wissenschaftliche Kenntnisse, die sie weder in der Küche und in der Vorrathskammer noch auf irgend einem Standorte in der bürgerlichen Welt anwenden, ja nicht einmahl, ohne sich lächerlich zu machen, zeigen darf? Wozu?"
"Im Namen unsers ganzen Geschlechts fordere ich die Männer auf, uns die Rechte zu beweisen, deren sie sich anmaßen, die eine ganze Hälfte des Menschengeschlechts zurückzusetzen, ihnen die Quelle der Wissenschaften zu versagen, nur höchstens von ihrer Oberfläche abzuschöpfen erlauben wollen."
Die energische Verteidigerin des Rechts auf Bildung war Amalia Holst, ihr Buch "Über die Bestimmung des Weibes zur höhern Geistesbildung" erschien 1802. Mit spitzer Feder stritt sie wider den Geist der Zeit, dem gelehrte Frauen ridiküle Figuren waren, Anomalien der Natur. Frauen frönten der Wissenschaft heimlich und verbargen ihre Bildung, um der Häme zu entgehen.
"Solche Weiber, den Kopf voll Gas aus Strohfeuer erzeugt..."
"Warum eifert man so sehr über die Gelehrsamkeit der Weiber?"
Im Urteil über die "gelehrten Weiber" war die Uhr rückwärts gelaufen. Als Amalia Holst geboren wurde, bewunderte man kluge Frauen noch. Am 10. Februar 1758 - zur Zeit der Aufklärung - kam sie zur Welt. Damals konnten Mädchen Vorbilder in allen Bereichen der Wissenschaft finden: Astronominnen und Chemikerinnen, Philosophinnen und Naturforscherinnen.
An der Universität Bologna unterrichteten Laura Bassi Physik, Maria Agnesi Mathematik und Anna Manzolini Anatomie. In St. Petersburg war Katharina Daschkowa Präsidentin der Akademie, in Quedlinburg praktizierte die promovierte Ärztin Dorothea Erxleben. Amalias Vater, ein preußischer Staatsbeamter, erklärte öffentlich:
"daß es ungemein nützlich und heilsam seyn würde, wenn man sich eine vernünftige Erziehung des weiblichen Geschlechts mehr angelegen seyn ließe, und eine gewiße Art von höhern Schulen und Akademien vor dasselbe errichtete."
Er starb, als Amalia dreizehn Jahre alt war. Die Familie blieb mittellos zurück, Amalia musste sich früh selbst ernähren:
"Nach der jetzigen Lage der Dinge, wo die Männer alle einträglichen Ämter und Gewerbe für sich genommen haben, bleiben dem unverehelichten und unbegüterten Weibe nur wenige Nahrungszweige übrig."
Amalia Holst wurde Erzieherin, und in diesem Beruf blieb sie auch, als sie heiratete. Mit ihrem Ehemann führte sie eine Schule in Hamburg. Später lebte sie von ihm getrennt und leitete Mädchenschulen. Pädagogik und Bildung waren Modethemen:
"Nach Basedow wimmelte es auf einmal von Pädagogen. Überall sah man Institute entstehen, Schulverbesserungen machen. Schriften erschienen in Menge. Gelehrte Männer hörten eine Zeitlang auf, in den Alterthümern zu graben und über die Zukunft zu grübeln, um ihre Nachtwachen der ihnen nun auf Einmal wichtig gewordenen Jugend zu widmen."
Ein kritischer Kommentar zu den neuen Theorien war das erste Buch von Amalia Holst. Zwischen Jungen- und Mädchenerziehung unterschied sie darin nicht. Umso schärfer taten dies Autoren wie Joachim Heinrich Campe. Dessen "Väterlicher Rath für meine Tochter" war vierzig Jahre lang ein Bestseller. Campe fand, der Bestimmung des Weibes - zur Gattin, Hausfrau und Mutter - sei Bildung nur schädlich.
"Glaubst du, daß ihr Gatte für die versalzenen, angebrannten Gerichte, für die Vernachlässigung seiner Wäsche, für die dem Gesinde überlassenen Kinder sich durch ein gelehrtes Tischgespräch werde entschädigt halten?"
"Der wichtigste Vorwurf, welchen man gegen die höhere Ausbildung des Weibes macht, ist dieser: sie sind nicht mehr die sanften, gefälligen Geschöpfe, sie fühlen ihre eigenen Kräfte lebhafter und der Männer ihre weniger, kurz sie verlieren ihre Weiblichkeit, wie man dies zu nennen pflegt."
Beharrlich bestand Amalia Holst auf den Ideen der Aufklärung. Die Entwicklung seiner Fähigkeiten durch Bildung sei das Recht des Menschen, und dies gelte für Frauen in ganz gleichem Maß.
"Die Bildung des Weibes muss völlig frei sein; wohin nur unser Genius uns leitet, da müssen wir wandeln können auf dem Felde des Wissens. Diese Bildung werde uns gründlich und aus den echten Quellen, so wie den Männern, gegeben, nicht aus den Büchern, die für Damen geschrieben sind, worin wir eigentlich nur wie große Kinder behandelt werden."
Erfolg war ihr nicht beschieden. Hundert Jahre dauerte es noch, bis der Weg in höhere Schulen und Universitäten frei war. Amalia Holst, 1829 gestorben, war ganz vergessen.