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Freies Wissen für das Web

Mit der Online-Datenbank "Wikipedia" wächst im Internet rasant eine Konkurrenz zu etablierten Lexika heran, die sich immer größerer Beliebtheit erfreut. In Frankfurt am Main trafen sich jetzt die Macher des Internetlexikons zur ersten "Wikimania"-Konferenz.

[Achim Killer im Gespräch mit Jim Wales] |
    Bislang kannten sie sich überwiegend nur aus Chaträumen, Diskussionsforen und Emails. Doch am vergangenen Wochenende hatten die Anhänger des freien Wissens erstmals Gelegenheit, sich in Frankfurt am Main auch ganz persönlich kennen zu lernen. Denn im Haus der Jugend fand vom 4. bis 8. August 2005 die erste Wikimania-Konferenz rund um die freie Online-Enzyklopädie Wikipedia statt. Unter den rund 400 Teilnehmern aus aller Welt war dabei auch der Gründer des Projektes, Jim Wales, der 2001 mit den ersten Arbeiten für die englische Version der heute bereits in rund 100 verschiedenen Sprachen verfügbaren Datenbank begonnen hatte. Sein erster Ansatz, das Internetlexikon Nupedia, zeitigte indes weit weniger Erfolg:

    "Der wesentliche Unterschied zwischen Nupedia und Wikipedia ist, das Nupedia sehr hierarchisch organisiert war. Was wir damals außer Acht gelassen haben, war der Spaßfaktor. Viele Leute waren begeistert, aber es hat nicht sonderlich viel Spaß gemacht, daran mitzuarbeiten. Für Wikipedia haben wir den Weg, auf dem Artikel entstehen, radikal vereinfacht. Den Leuten, die Beiträge erstellen, macht es Spaß, zu schreiben und miteinander zu diskutieren."

    Bislang galten Lexika bislang als eher dröge Wissensspeicher, und so verblüffte der gewaltige Erfolg von Wikipedia selbst ihre Macher. Heute stehen in etwa 60 Sprachen bereits jeweils mehr als 1000 Artikel zur Verfügung. Diese Zahl gilt Wales als Indikator für eine lokale Gemeinschaft, die eine Sprachversion der Enzyklopädie stabil trägt und weiter entwickelt.

    "Wikipedia ist definitiv das größte englischsprachige Lexikon. In Deutschland gibt es da noch den Brockhaus. Ich glaube, dessen Umfang haben wir inzwischen ebenfalls erreicht. Wichtig aber ist vor allem: Etliche Entwicklungsländer hatten vor Wikipedia nie ein eigenes Lexikonprojekt. Hier stellen wir selbstverständlich die größten Lexika."

    Ein Online-Projekt wie dieses scheint als ewige Baustelle, die niemals fertig wird. Ständig werden neue Artikel eingefügt, andere erweitert, korrigiert und aktualisiert. Dem gegenüber habe auch ein konventionelles Lexikon seine Vorteile, betont Wales. Denn eine abgeschlossene Auflage unterliege dann eben nicht mehr ständigen Veränderungen. Er selbst schreibe indes nur noch wenige Beiträge, vielmehr widme er sich jetzt vor allem der Organisation der Heerschar an Wikipedia-Autoren aus aller Welt und der Ausrichtung von Wikipedia:

    "Ich berate die Administratoren, schlichte Streit, reise umher und treffe mich mit Autoren und ich verbringe viel Zeit mit der Presse."