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Freiheit von Forschung und Lehre in Gefahr?

In Würzburg unterzeichneten die Universität und die Gmünder Ersatzkasse GEK am Mittwoch einen umstrittenen Partnerschaftsvertrag. Danach richtet die Hochschule eine C3-Professur Sportwissenschaften im Bereich Gesundheitssport ein, auf fünf Jahre befristet. Die Krankenkasse GEK finanziert die jährlichen Verwaltungs- und Materialkosten in Höhe von rund 10.000 Euro und übernimmt als den weit größeren Posten auch die Personalkosten - insgesamt also deutlich über 50.000 Euro. In der Professur soll unter anderem die Methodenentwicklung und die Evaluation gesundheitlicher Maßnahmen wie Sport und Bewegung untersucht werden. Dieter Hebel, Vorstandsvorsitzender der GEK, sieht die Partnerschaft als gute Möglichkeit für kleinere Krankenkassen, an der Methodenentwicklung im Bereich Prävention teil zu haben: "Wir hätten die Kosten sowieso. Ich möchte sogar sagen, dass es für uns wesentlich wirtschaftlicher ist, das Know-how woanders einzukaufen. Das bedeutet, dass wir mit unseren Partnern unsere Probleme besprechen, die gesundheitlichen Probleme unserer Versicherten." Bei dieser engen Vernetzung von Forschung und Finanzier stellt sich die Frage, ob der Lehrstuhl unabhängig arbeiten kann. Der Leiter des Lehrstuhls für Sportwissenschaft in Würzburg Peter Kapustin weist die Bedenken zurück: "Die Drittmittelfinanzierung ist ja fast immer so, seien wir doch mal ehrlich. Die Mittel, die wir an den Instituten zur Verfügung haben, reichen doch gerade aus, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Wir können keine Forschungsprojekte damit finanzieren." Verschiedene Krankenkassen greifen seit Jahren auf die Würzburger Sportwissenschaft zur Erstellung von Gutachten zurück. Nur mit derartigen Drittmitteln, wie sie bisher über die Gutachten geflossen sind, konnte das Forschungsumfeld der Sportwissenschaft in Würzburg überhaupt geschaffen werden, betont Kapustin.

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    Institut für Sportwissenschaft an der Uni Würzburg