Mit Blick auf Waldschlösschenbrücke, Fluss und weite Elbwiesen steht Jens Besser auf einer Art Terrasse auf der Neustädter Seite.
"Das ist eine 08/15-Brücke, von Weitem sieht es aus wie eine typische Autobahnbrücke, ist nichts Besonderes."
Überall neue Wege, neue Bäume, neue Pflastersteine, neue Sitzbänke, auf einer: gesprühte Schrift.
"Ich nenne es einfach nur Tag, da hat sich einer mit meth'l verewigt, meth'l wie Crystal Meth geschrieben."
Jens Besser ist Künstler, Kurator, Vermittler von Street Art und weltweit unterwegs. Jetzt, hier, an der Waldschlösschenbrücke steht offensichtlich ein neues Objekt der Begierde. Der Sichtbeton war kaum getrocknet, da waren schon die ersten Zeichen gesprüht: im Tunnel, auf den Pfeilern und auf der Terrasse oberhalb der neuen Brücke. Dort steht Sebastian Girbig:
"Ich finde sie relativ uninteressant. Ich hatte mir gedacht, als das aufgebaut wurde, krass, was wird das für eine fette Brücke, aber irgendwie die sieht voll unspektakulär aus."
Girbig wohnt unweit der Waldschlösschenbrücke, die ist ausgestattet mit 33 Sicherheitskameras. Sebastian Girbig:
"Es wäre schon ein bisschen eine Kamikazeaktion, sich hier direkt hinzustellen unterhalb der Kameras, aber eine nigelnagelneue graue Wand, die ist natürlich sehr einladend."
Seit 20 Jahren sprüht er Graffiti und verdient inzwischen als Workshopleiter und Auftragskünstler sein Geld. Von illegal nach legal, auch Jens Besser sind beide Lager vertraut, gerade deshalb kann er sich nur wundern:
"Gerade solche Brücken bieten besonders viel Publikum. Jetzt die Carolabrücke über die Elbe, an einer Stelle, wo aktuell die Filmnächte aufgebaut sind und täglich, keine Ahnung, wie viele Tausend Fahrradfahrer vorbeidüsen, abgesehen von den Touristen, das ist ein Riesenpublikum, die auch die Wände sehen. Ich finde es verrückt, dass bei Brücken bis heute die Seitenwände einfach grau bleiben."
Nicht einfach grau, dunkelgrau ist die Waldschlösschenbrücke, mit leichtem Glimmereffekt.
"Es wird sich nie überlegt, dass da Menschen drunter lang gehen, lang laufen, das ist ja ein monströses Bauwerk, da haben ja die Brückenpfeiler eine Höhe von ... keine Ahnung ... fast zehn Metern? Es sind real riesige Wände da."
Und auch jede Menge Sichtbeton am sogenannten Tunnelmund. Das ist dort, wo der Tunnel beginnt und dort wo er endet. Genau dort, wo Christian Höhn und Sebastian Girbig eine fast zehn Meter lange und gut ein Meter hohe Stützmauer bemalt haben.
Girbig: "Ja, ja, hier waren schon paar Sachen drauf, ein paar tags, aber das war abzusehen, dass sich das noch vermehrt."
Nun sind sie legal, im Auftrag der Stadt, beseitigt und legal von Höhn und Girbig übermalt.
"Aber im Grunde, mit Graffiti hat das nichts zu tun. Es ist eine Wandgestaltung mit Sprühdose."
Eine Illusionsmalerei von efeuumrankten Sandsteinmauern, das Brückenamt der Stadt Dresden hat sie aus seinen drei Entwürfen ausgewählt. Warum dann nicht gleich mit Sandstein bauen?
Girbig: "Das würde wiederum nicht die illegalen Sprüher abhalten, das ist bisschen ein Paradox, aber das ist halt so, dadurch, dass es gemalt ist, ist eine gewisse Achtung in der Szene da."
Davon hat auch Reinhard Koettnitz schon gehört. Der Chef des Straßen- und Tiefbauamtes in Dresden kommt auf dem Weg in sein Büro immer an legalen Graffiti vorbei:
"Eine triste Wand in einem Treppenhaus kann auch ganz interessant gestaltet werden."
Grundsätzlich hält er viel von einer gezielten und präventiven Gestaltung, vielerorts ist sie in Dresden zu finden:
"Aber es gibt auch Grenzen, wo man es nicht umsetzen kann, einerseits aus Fragen der Verkehrssicherheit, dass man nicht irgendwie in eine bunte Tunnelwand hinein fährt. Oder aus Urheberrechten und da kann die Stadt nicht einfach irgendwas anderes drüber sprühen."
"Ich glaube, dass da früher oder später doch wieder drüber gesprüht wird","
sagt Jens Besser, und Sebastian Girbig ergänzt:
""Es gibt auch Leute, denen ist das völlig egal, dass da eine Kamera ist, da wäre es natürlich grundsätzlich schön, wenn man dem vorbeugt und sagt, man gestaltet vielleicht etwas mehr."
Eine Anfrage eines Dresdner Bürgers, mehr Sichtbetonflächen für legale Gestaltung freizugeben, hat die Stadt bereits abgelehnt. Eine Freiluftgalerie? Hier an der Waldschlösschenbrücke? Ausgeschlossen. Aber, so Reinhard Koettnitz:
"An den Bogenfüßen - nur dort könnte man sich dieses oder jenes noch mal vorstellen. Aber das muss auch abgesprochen werden mit dem Architekten, denn er hat ja auch seine Vorstellungen dort entwickelt."
"Das ist eine 08/15-Brücke, von Weitem sieht es aus wie eine typische Autobahnbrücke, ist nichts Besonderes."
Überall neue Wege, neue Bäume, neue Pflastersteine, neue Sitzbänke, auf einer: gesprühte Schrift.
"Ich nenne es einfach nur Tag, da hat sich einer mit meth'l verewigt, meth'l wie Crystal Meth geschrieben."
Jens Besser ist Künstler, Kurator, Vermittler von Street Art und weltweit unterwegs. Jetzt, hier, an der Waldschlösschenbrücke steht offensichtlich ein neues Objekt der Begierde. Der Sichtbeton war kaum getrocknet, da waren schon die ersten Zeichen gesprüht: im Tunnel, auf den Pfeilern und auf der Terrasse oberhalb der neuen Brücke. Dort steht Sebastian Girbig:
"Ich finde sie relativ uninteressant. Ich hatte mir gedacht, als das aufgebaut wurde, krass, was wird das für eine fette Brücke, aber irgendwie die sieht voll unspektakulär aus."
Girbig wohnt unweit der Waldschlösschenbrücke, die ist ausgestattet mit 33 Sicherheitskameras. Sebastian Girbig:
"Es wäre schon ein bisschen eine Kamikazeaktion, sich hier direkt hinzustellen unterhalb der Kameras, aber eine nigelnagelneue graue Wand, die ist natürlich sehr einladend."
Seit 20 Jahren sprüht er Graffiti und verdient inzwischen als Workshopleiter und Auftragskünstler sein Geld. Von illegal nach legal, auch Jens Besser sind beide Lager vertraut, gerade deshalb kann er sich nur wundern:
"Gerade solche Brücken bieten besonders viel Publikum. Jetzt die Carolabrücke über die Elbe, an einer Stelle, wo aktuell die Filmnächte aufgebaut sind und täglich, keine Ahnung, wie viele Tausend Fahrradfahrer vorbeidüsen, abgesehen von den Touristen, das ist ein Riesenpublikum, die auch die Wände sehen. Ich finde es verrückt, dass bei Brücken bis heute die Seitenwände einfach grau bleiben."
Nicht einfach grau, dunkelgrau ist die Waldschlösschenbrücke, mit leichtem Glimmereffekt.
"Es wird sich nie überlegt, dass da Menschen drunter lang gehen, lang laufen, das ist ja ein monströses Bauwerk, da haben ja die Brückenpfeiler eine Höhe von ... keine Ahnung ... fast zehn Metern? Es sind real riesige Wände da."
Und auch jede Menge Sichtbeton am sogenannten Tunnelmund. Das ist dort, wo der Tunnel beginnt und dort wo er endet. Genau dort, wo Christian Höhn und Sebastian Girbig eine fast zehn Meter lange und gut ein Meter hohe Stützmauer bemalt haben.
Girbig: "Ja, ja, hier waren schon paar Sachen drauf, ein paar tags, aber das war abzusehen, dass sich das noch vermehrt."
Nun sind sie legal, im Auftrag der Stadt, beseitigt und legal von Höhn und Girbig übermalt.
"Aber im Grunde, mit Graffiti hat das nichts zu tun. Es ist eine Wandgestaltung mit Sprühdose."
Eine Illusionsmalerei von efeuumrankten Sandsteinmauern, das Brückenamt der Stadt Dresden hat sie aus seinen drei Entwürfen ausgewählt. Warum dann nicht gleich mit Sandstein bauen?
Girbig: "Das würde wiederum nicht die illegalen Sprüher abhalten, das ist bisschen ein Paradox, aber das ist halt so, dadurch, dass es gemalt ist, ist eine gewisse Achtung in der Szene da."
Davon hat auch Reinhard Koettnitz schon gehört. Der Chef des Straßen- und Tiefbauamtes in Dresden kommt auf dem Weg in sein Büro immer an legalen Graffiti vorbei:
"Eine triste Wand in einem Treppenhaus kann auch ganz interessant gestaltet werden."
Grundsätzlich hält er viel von einer gezielten und präventiven Gestaltung, vielerorts ist sie in Dresden zu finden:
"Aber es gibt auch Grenzen, wo man es nicht umsetzen kann, einerseits aus Fragen der Verkehrssicherheit, dass man nicht irgendwie in eine bunte Tunnelwand hinein fährt. Oder aus Urheberrechten und da kann die Stadt nicht einfach irgendwas anderes drüber sprühen."
"Ich glaube, dass da früher oder später doch wieder drüber gesprüht wird","
sagt Jens Besser, und Sebastian Girbig ergänzt:
""Es gibt auch Leute, denen ist das völlig egal, dass da eine Kamera ist, da wäre es natürlich grundsätzlich schön, wenn man dem vorbeugt und sagt, man gestaltet vielleicht etwas mehr."
Eine Anfrage eines Dresdner Bürgers, mehr Sichtbetonflächen für legale Gestaltung freizugeben, hat die Stadt bereits abgelehnt. Eine Freiluftgalerie? Hier an der Waldschlösschenbrücke? Ausgeschlossen. Aber, so Reinhard Koettnitz:
"An den Bogenfüßen - nur dort könnte man sich dieses oder jenes noch mal vorstellen. Aber das muss auch abgesprochen werden mit dem Architekten, denn er hat ja auch seine Vorstellungen dort entwickelt."