Provokante Parolen, lange Bärte und Revolten im Hörsaal - Anfang der 70er-Jahre wehte an den bayerischen Unis wie auch anderswo in der Republik ein anderer Wind. Marxistische Rote Zellen, Spartakisten und der "Kommunistische Hochschulverband" prägten die Szene. Dann schlug das Imperium zurück: 1974 wurde das Hochschulgesetz geändert und die sich selbst organisierende Studentenschaft abgeschafft. "Um den linken Sumpf trocken zu legen", wie es der damalige Kultusminister Hans Maier genannt haben soll. Doch so leicht war der Asta in Bayern nicht auszurotten, sagt Conny Ziedler, ihres Zeichens Asta-Vorsitzende an der Münchner LMU.
Es gibt einen Asta in München. Zwar nicht offiziell, aber es gibt ein Parallelmodell zum offiziellen Modell der Studierendenvertretung, mit dem wir hier arbeiten und das nennt sich Asta, auch wenn das nicht die Bezeichnung ist, die im bayerischen Hochschulgesetz verwendet wird.
Ausgerechnet das bayerische Hochschulgesetz von 1974, das den Asta verboten hat, öffnete zugleich die Hintertür, durch den der Asta als Parallelmodell wieder hineinschlüpfen konnte. Per Gesetz erlaubt waren offizielle Modelle der Studierendenvertretungen, die sich aus einem Konvent und Fachschaftsvertretungen zusammen setzten. Dabei wählt der Konvent als höchstes Organ den Sprecherrat, der frei schalten und walten kann. Für ihr Parallelmodell schließen sich in München die Fachschaften und die Asta für die Hochschulwahlen zu einer Liste zusammen. Mittlerweile ist es an der LMU zu einer alten Tradition geworden, dass diese Liste im Konvent überwiegt und enge Vertraute zu Sprecherräten ernennt. Nach der ersten Sitzung wird der Konvent aufgelöst und die Macht der Fachschaftskonferenz übertragen, als deren ausführender Ausschuss der Asta 1989 deklariert wurde. Das Parallelmodell ist viel basisdemokratischer als die Vorgabe durch den Gesetzgeber, meint die Astavorsitzende Ziedler.
Der Unterschied liegt in der demokratischen Legitimation des Ganzen. Wir arbeiten in einem Modell das basiert auf den Fachschaften, diese wählen den Asta und kontrollieren ihn auch und wählen ihn auch wieder ab und beauftragen ihn zu bestimmten Themen zu arbeiten. also das kommt immer von der Basis. Während in dem offiziellen Modell einfach vier Leute machen können, was sie wollen.
Seit zehn Jahren funktioniert das bayerische Parallelmodell bestens. Allerdings könnten seine Tage bald gezählt sein. Die sechste Novelle des Hochschulrahmengesetzes sieht eine Wiedereinführung der verfassten Studierendenschaft in Bayern vor. Eine Vorstellung, der die Vorsitzende der Münchner Parallelaktion durchaus etwas abgewinnen kann.
Wenn die verfasste Studierendenschaft eingeführt wird, dann müssen wir neues Modell erarbeiten, in dem wir weitermachen wollen. Dann überlegen, welche Beträge man erhebt - das ist schon eine Perspektive. Dann hätte man auch die Möglichkeit, die Leute, die hier viel tun als Hilfskraft zu bezahlen. Das schreckt auch viele ab, dass das Engagement hier rein ehrenamtlich ist. Mehr Mittel kriegt man in jedem Fall mit einer VS und mehr Autorität der Uni gegenüber und auch der Öffentlichkeit gegenüber wird man mehr wahrgenommen als wenn man in so einem halboffiziellen Modell vor sich hinarbeitet.
Der bayerische Wissenschaftsminister Hans Zehetmaier kann dagegen der Wiedereinführung des Astas im Freistaat deutlich weniger abgewinnen. Er hat Verfassungsklage angekündigt. Im Asta bringt er damit noch keinen auf die Barrikaden. Conni Ziedler jedenfalls nimmt’s gelassen.
Also er hat soweit ich weiß noch nicht geklagt dagegen und die Aussichten sind auch nicht sehr hoch, weil eine ähnliche Klage in Baden-Württemberg auch abgelehnt wurde. Er argumentiert damit, dass Zwangsmitgliedschaft in der verfassten Studierendenschaft nicht verfassungskonform wäre. Das wurde aber dort auch gegenteilig beschieden. Seine Chancen sind da nicht sehr hoch, d.h. die verfasste Studierendenschaft wird höchstwahrscheinlich auch in Bayern wieder kommen.
Sollte sie mit dieser Prognose Recht haben, braucht sich jedoch niemand vor dem neuen Asta zu fürchten. Mit Revolutionen auf dem Campus im Geist der 70er ist nicht wirklich zu rechnen, meint Conny Fiedler:
Das Problem sehe ich eigentlich nicht bei dem momentanen Engagement der Studierendenschaft. Aber es wäre wünschenswert.
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www.stuve.uni-muenchen.de
Es gibt einen Asta in München. Zwar nicht offiziell, aber es gibt ein Parallelmodell zum offiziellen Modell der Studierendenvertretung, mit dem wir hier arbeiten und das nennt sich Asta, auch wenn das nicht die Bezeichnung ist, die im bayerischen Hochschulgesetz verwendet wird.
Ausgerechnet das bayerische Hochschulgesetz von 1974, das den Asta verboten hat, öffnete zugleich die Hintertür, durch den der Asta als Parallelmodell wieder hineinschlüpfen konnte. Per Gesetz erlaubt waren offizielle Modelle der Studierendenvertretungen, die sich aus einem Konvent und Fachschaftsvertretungen zusammen setzten. Dabei wählt der Konvent als höchstes Organ den Sprecherrat, der frei schalten und walten kann. Für ihr Parallelmodell schließen sich in München die Fachschaften und die Asta für die Hochschulwahlen zu einer Liste zusammen. Mittlerweile ist es an der LMU zu einer alten Tradition geworden, dass diese Liste im Konvent überwiegt und enge Vertraute zu Sprecherräten ernennt. Nach der ersten Sitzung wird der Konvent aufgelöst und die Macht der Fachschaftskonferenz übertragen, als deren ausführender Ausschuss der Asta 1989 deklariert wurde. Das Parallelmodell ist viel basisdemokratischer als die Vorgabe durch den Gesetzgeber, meint die Astavorsitzende Ziedler.
Der Unterschied liegt in der demokratischen Legitimation des Ganzen. Wir arbeiten in einem Modell das basiert auf den Fachschaften, diese wählen den Asta und kontrollieren ihn auch und wählen ihn auch wieder ab und beauftragen ihn zu bestimmten Themen zu arbeiten. also das kommt immer von der Basis. Während in dem offiziellen Modell einfach vier Leute machen können, was sie wollen.
Seit zehn Jahren funktioniert das bayerische Parallelmodell bestens. Allerdings könnten seine Tage bald gezählt sein. Die sechste Novelle des Hochschulrahmengesetzes sieht eine Wiedereinführung der verfassten Studierendenschaft in Bayern vor. Eine Vorstellung, der die Vorsitzende der Münchner Parallelaktion durchaus etwas abgewinnen kann.
Wenn die verfasste Studierendenschaft eingeführt wird, dann müssen wir neues Modell erarbeiten, in dem wir weitermachen wollen. Dann überlegen, welche Beträge man erhebt - das ist schon eine Perspektive. Dann hätte man auch die Möglichkeit, die Leute, die hier viel tun als Hilfskraft zu bezahlen. Das schreckt auch viele ab, dass das Engagement hier rein ehrenamtlich ist. Mehr Mittel kriegt man in jedem Fall mit einer VS und mehr Autorität der Uni gegenüber und auch der Öffentlichkeit gegenüber wird man mehr wahrgenommen als wenn man in so einem halboffiziellen Modell vor sich hinarbeitet.
Der bayerische Wissenschaftsminister Hans Zehetmaier kann dagegen der Wiedereinführung des Astas im Freistaat deutlich weniger abgewinnen. Er hat Verfassungsklage angekündigt. Im Asta bringt er damit noch keinen auf die Barrikaden. Conni Ziedler jedenfalls nimmt’s gelassen.
Also er hat soweit ich weiß noch nicht geklagt dagegen und die Aussichten sind auch nicht sehr hoch, weil eine ähnliche Klage in Baden-Württemberg auch abgelehnt wurde. Er argumentiert damit, dass Zwangsmitgliedschaft in der verfassten Studierendenschaft nicht verfassungskonform wäre. Das wurde aber dort auch gegenteilig beschieden. Seine Chancen sind da nicht sehr hoch, d.h. die verfasste Studierendenschaft wird höchstwahrscheinlich auch in Bayern wieder kommen.
Sollte sie mit dieser Prognose Recht haben, braucht sich jedoch niemand vor dem neuen Asta zu fürchten. Mit Revolutionen auf dem Campus im Geist der 70er ist nicht wirklich zu rechnen, meint Conny Fiedler:
Das Problem sehe ich eigentlich nicht bei dem momentanen Engagement der Studierendenschaft. Aber es wäre wünschenswert.
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