Archiv


Freiwilligendienste ohne Altersgrenze

Ein Freiwilliges Soziales oder Ökologisches Jahr ist bislang ein Angebot an jüngere Menschen bis zum 26. Lebensjahr. Für ältere gibt es ein solches Engagement in einem festen geregelten Rahmen bislang nicht. Allerdings wird es derzeit erprobt: Vor einem Jahr startete das Bundesmodellprogramm "Generationsoffene Freiwilligendienste". Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat das Programm für die Jahre 2005 bis 2008 aufgelegt. Bundesweit gibt es derzeit über 50 Projekte, die einen Freiwilligendienst für Menschen aller Alterstufen anbieten. Träger sind unter anderen die Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (IJGD) in Bonn.

Von Silke Schmidt |
    " Bei mir war das Gefühl - ich möchte eine sinnvolle Tätigkeit haben. Es wird ja immer belächelt: aber in irgendeiner Weise - ich möchte gebraucht werden - ja! Ich habe was zu geben, ich wusste nicht mehr wohin damit."

    Klara Geilenkirchen, auf der Suche nach einem neuen Engagement. Die 52-jährige selbständige Kauffrau steht noch mitten im Berufsleben, aber dennoch fehlt ihr etwas - vor allem seit die Kinder groß sind. An den neuen generationsoffenen Freiwilligendiensten schätzt sie vor allem die Betreuung und den festen geregelten Rahmen der Tätigkeit.

    " Wenn ich sage: ich versuche es erstmal auf Drei Monate hin. 20 Stunden in der Woche. Ob ich das auf Dauer einhalten kann weiß ich nicht. Aber ich habe in dieser Zeit wirklich die Möglichkeit, Rücksprache zu halten und zu sagen: es klappt oder es klappt nicht - oder wir müssen nach etwas anderem Ausschau halten oder es ist nicht das richtige. Ich muss mich nicht selber darum kümmern ein Tätigkeitsfeld zu finden."

    Denn das macht der Träger des generationsoffenen Freiwilligendienstes für sie - in ihrem Fall sind das die Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste - die IJGD. Bildungsreferentin Silke Hansen über mögliche Einsatzbereiche.

    " Es sollten gemeinnützige Einrichtungen sein - das kann der Bereich soziale, Alten-, Kinder-, Behindertenarbeit sein, es kann aber auch kulturelle Arbeit sein oder ökologische."

    Angesprochen sind im Unterschied zum Freiwilligen sozialen Jahr Menschen in allen Lebensphasen: nach dem Studium, vor dem Berufseinstieg, nach der Familienpause oder im Rentenalter. Dabei baut der Freiwilligendienst für alle Alterstufen eine Brücke zwischen den verschiedenen Formen sozialen Engagements. Silke Hansen:

    " Er versucht sich zu positionieren zwischen dem Freiwilligen Sozialen Jahr, was mit 40 Std. eine Vollzeitbeschäftigung darstellt und dem Klassischen Ehrenamt, was sich oftmals mit ein bis zwei Mal wöchentlich oder einmal monatlich ansiedelt.."

    Nicht nur die Dauer des ehrenamtlichen Engagements ist ein Unterschied zum klassischen Freiwilligen Sozialen Jahr.

    "38 ein grundlegender Unterschied ist, dass die jungen Menschen bis 26, die das FSJ machen, dass die abgesichert sind - sozial. Dass heißt, sie bekommen eine Unterkunft gestellt oder sie wohnen zu Hause, sie bekommen eine bestimmte Summe für Verpflegung und Taschengeld, darüber hinaus sind sie kranken- und sozialversichert."

    Das ist bei den generationsoffenen Freiwilligendiensten nicht so. Aber immerhin: die Freiwilligen sind haftpflicht- und unfallversichert, so dass ihnen zumindest kein Nachteil durch ihr Engagement entstehen kann. Und manche Einrichtungen zahlen auch eine kleine Aufwandsentschädigung. Klara Geilenkirchen bekommt 150 Euro im Monat - dafür will sie 20 Stunden pro Woche in einer Senioreneinrichtung arbeiten. Doch ums Geld geht es ihr sowieso nicht.

    " Es ist ein gutes Gefühl, es kommen viele interessante Gespräche auf, es interessiert mich, wie alte Menschen leben, ich profitiere von der Lebenserfahrung der anderen."

    Und vom Engagement Klara Geilenkirchens soll die Gesellschaft profitieren. Das ist auch der Grund, warum das Bundesfamilienministerium die generationsoffenen Freiwilligendienste mit 10 Millionen Euro über einen Zeitraum von drei Jahren finanziert. Angesichts der stetigen Verkürzung des Zivildienstes und der demografischen Entwicklung müsse das bürgerschaftliche Engagement gestärkt werden sagt Silke Hansen von den IJGD.

    " Wer kann sich noch freiwillig engagieren? Und das wären dann ältere Menschen. Wie können wir ältere Menschen dahin führen, sie ermutigen auch zu einem solchen Engagement, um eventuell wegfallende Zivildienstplätze durch andere Mitglieder der Gemeinschaft ersetzen zu können."

    Doch Selbstaufopferung werde von keinem verlangt, meint Silke Hansen. Vielmehr habe die freiwillige Arbeit den Menschen auch eine Menge zu bieten:

    " Zum einen, dass sie die Möglichkeit haben, ihre Kompetenzen, die sie erworben haben lebenslang, einzubringen, aber auch zu erweitern, neue Felder kennen zu lernen. Der Kontakt zu anderen Freiwilligen ist eine ganz wichtige Komponente."

    Aber auch die Fortbildungsangebote. Klara Geilenkirchen jedenfalls freut sich schon auf die Seminare, die ihr im Rahmen des Freiwilligendienstes zustehen. Denn lebenslanges Lernen ist für sie nicht nur eine Selbstverständlichkeit, sondern auch ein großes Bedürfnis.

    Wer sich wie Klara Geilenkirchen für den generationsoffenen Freiwilligendienst interessiert muss sich direkt an die jeweiligen Träger der rund 50 Modellprojekte wenden. Informationen dazu gibt es auf den Internetseiten des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Stichwort: "Freiwilligendienste für jedes Alter".