Das Thema Freud ist ja nun wirklich abgegrast, sollte man meinen. Das "Verzeichnis lieferbarer Bücher" führt allein in deutscher Sprache 267 aktuelle Titel von und über den Stammvater der Psychoanalyse. Dazu kommen Dutzende von Filmen, Dokus, Hörfunk-Features, Fernsehspielen, in denen Werk und Vita Freuds mehr oder weniger fachkundig beleuchtet werden. Vor einiger Zeit ist nun gar auch Dietmar Schönherr in die Rolle Freuds geschlüpft, in einer Ausgabe der leicht ins Bombastische hinüberspielenden ZDF-Dokureihe "Giganten".
Da darf man es als ausgesprochen mutig bezeichnen, dass sich nun auch eine junge Truppe von Theatermachern im Wiener Schauspielhaus an Freud versucht, um nicht zu sagen: vergreift. Daniela Kranz hat die Oberaufsicht über den zehnteiligen Freud-Zyklus, sie führt auch Regie beim ersten Teil. An Freud kommt bis heute niemand vorbei, meint sie.
"Er ist natürlich Kulturgeschichte, und er ist auch Theaterkulturgeschichte. Ich glaube, es gibt niemanden, der das Theater des 20. Jahrhunderts so sehr beeinflusst hat wie Freud. Auch dafür wollen wir sensibilisieren. Und wir wollen wissen: Ist Freud überhaupt eine Theaterfigur? Darf der auftreten oder nicht? Wer ist Freud? Also, das sind Fragen in dem Freud-Universum, die uns beschäftigen werden."
Szenen aus "Kokain":
"Wir alle sprechen Freud. Wir alle haben Freud im Mund. Ob wir's wissen oder nicht. Die psychoanalytische Lehre, oder der psychoanalytische Jargon, ist unaustilgbarer Bestandteil unserer Welt geworden. Wir alle sprechen von Sublimierung, Penisneid, Ambivalenz oder von Ödipuskomplex, ohne wirklich zu wissen, woher diese Worte wirklich stammen. Kurzum: Freud ist berühmt. Berühmt und berüchtigt."
Es ist eine Mischung aus tiefenpsychologischer Revue und biederem Volkshochschulkurs, was da im Wiener Schauspielhaus geboten wird. Vier Schauspieler schlüpfen in die Rolle Freuds, zwei Männlein und zwei Weiblein, brav rezitieren sie Text- und Briefzitate des selbsternannten "Cortez der Seele", furchtlos arbeiten sie auch Peter Gays Freud-Biographie mit ein in ihre Text-Collage. Das alles vollzieht sich auf gleichsam historiengeschwängertem Boden. Denn nur zweihundert Meter Luftlinie vom Wiener Schauspielhaus entfernt, liegt Freuds einstige Wohnung in der Berggasse. Und während die Premiere von "Freud und die Folgen" im Großen Saal des Schauspielhauses gegeben wurde, werden alle weiteren Produktionen in der sogenannten "Schneiderei" statthaben, einer wohnzimmergroßen Spielstätte im ersten Stock des Schauspielhauses.
Szenen aus "Kokain":
"Nur wenige Lichtsekunden von der Berggasse entfernt dringt die Schneiderei zu Komplexen vor, die kein Analytiker zuvor erahnt oder beschrieben hat. JETZT ENTERPRISE-MUSIK."
In ihren weniger geglückten Momenten erinnert Daniela Kranz' Freud-Versuch an den Bunten Abend einer psychoanalytischen Ausbildungsgruppe in einem Seminarhotel irgendwo im Odenwald. Es wirkt wie hastig hingenudeltes Instant-Theater, was da geboten wird, unbefriedigend und billig wie eine Kurzzeit-Therapie. Freud erscheint als linkischer junger Arzt, der auch beim Kokaingenuss eine eher tölpelhafte Figur macht.
Szenen aus "Kokain":
"Im Ganzen sind die toxischen Erscheinungen der Kokain-Einnahme von kurzer Dauer und weniger intensiv als die durch wirksame Dosen von Chinin bedingten und scheinen sich bei weiterem Gebrauch von Kokain auch noch mehr abzuschwächen. Also insgesamt eine äußerst harmlose Angelegenheit."
Neun weitere Freud-Produktionen stehen in den nächsten Wochen auf dem Spielplan des Wiener Schauspielhauses. Vielleicht wird's ja noch besser. In Anbetracht der ersten Folge allerdings muss man sagen: Dann schon lieber Dietmar Schönherr.
Da darf man es als ausgesprochen mutig bezeichnen, dass sich nun auch eine junge Truppe von Theatermachern im Wiener Schauspielhaus an Freud versucht, um nicht zu sagen: vergreift. Daniela Kranz hat die Oberaufsicht über den zehnteiligen Freud-Zyklus, sie führt auch Regie beim ersten Teil. An Freud kommt bis heute niemand vorbei, meint sie.
"Er ist natürlich Kulturgeschichte, und er ist auch Theaterkulturgeschichte. Ich glaube, es gibt niemanden, der das Theater des 20. Jahrhunderts so sehr beeinflusst hat wie Freud. Auch dafür wollen wir sensibilisieren. Und wir wollen wissen: Ist Freud überhaupt eine Theaterfigur? Darf der auftreten oder nicht? Wer ist Freud? Also, das sind Fragen in dem Freud-Universum, die uns beschäftigen werden."
Szenen aus "Kokain":
"Wir alle sprechen Freud. Wir alle haben Freud im Mund. Ob wir's wissen oder nicht. Die psychoanalytische Lehre, oder der psychoanalytische Jargon, ist unaustilgbarer Bestandteil unserer Welt geworden. Wir alle sprechen von Sublimierung, Penisneid, Ambivalenz oder von Ödipuskomplex, ohne wirklich zu wissen, woher diese Worte wirklich stammen. Kurzum: Freud ist berühmt. Berühmt und berüchtigt."
Es ist eine Mischung aus tiefenpsychologischer Revue und biederem Volkshochschulkurs, was da im Wiener Schauspielhaus geboten wird. Vier Schauspieler schlüpfen in die Rolle Freuds, zwei Männlein und zwei Weiblein, brav rezitieren sie Text- und Briefzitate des selbsternannten "Cortez der Seele", furchtlos arbeiten sie auch Peter Gays Freud-Biographie mit ein in ihre Text-Collage. Das alles vollzieht sich auf gleichsam historiengeschwängertem Boden. Denn nur zweihundert Meter Luftlinie vom Wiener Schauspielhaus entfernt, liegt Freuds einstige Wohnung in der Berggasse. Und während die Premiere von "Freud und die Folgen" im Großen Saal des Schauspielhauses gegeben wurde, werden alle weiteren Produktionen in der sogenannten "Schneiderei" statthaben, einer wohnzimmergroßen Spielstätte im ersten Stock des Schauspielhauses.
Szenen aus "Kokain":
"Nur wenige Lichtsekunden von der Berggasse entfernt dringt die Schneiderei zu Komplexen vor, die kein Analytiker zuvor erahnt oder beschrieben hat. JETZT ENTERPRISE-MUSIK."
In ihren weniger geglückten Momenten erinnert Daniela Kranz' Freud-Versuch an den Bunten Abend einer psychoanalytischen Ausbildungsgruppe in einem Seminarhotel irgendwo im Odenwald. Es wirkt wie hastig hingenudeltes Instant-Theater, was da geboten wird, unbefriedigend und billig wie eine Kurzzeit-Therapie. Freud erscheint als linkischer junger Arzt, der auch beim Kokaingenuss eine eher tölpelhafte Figur macht.
Szenen aus "Kokain":
"Im Ganzen sind die toxischen Erscheinungen der Kokain-Einnahme von kurzer Dauer und weniger intensiv als die durch wirksame Dosen von Chinin bedingten und scheinen sich bei weiterem Gebrauch von Kokain auch noch mehr abzuschwächen. Also insgesamt eine äußerst harmlose Angelegenheit."
Neun weitere Freud-Produktionen stehen in den nächsten Wochen auf dem Spielplan des Wiener Schauspielhauses. Vielleicht wird's ja noch besser. In Anbetracht der ersten Folge allerdings muss man sagen: Dann schon lieber Dietmar Schönherr.