"Sie sehen hier ungefähr zwölf Druckmaschinen. Und man kann davon ausgehen, dass man pro Anlage pro Tag mit Sicherheit vier, fünf verschiedene Aufträge fertigt. Und wenn man das dann hochrechnet, kommt man im Schnitt auf 60 Aufträge oder Etiketten, die wir pro Tag produzieren."
Michael Limmer ist Produktionsleiter bei der Schreiner Group. Das mittelständische Unternehmen versteht sich als Technologieführer für alle Formen von Kennzeichnungen wie Etiketten, fälschungssichere Produktsiegel oder High-Tech-Folien.
"Dies ist ein Etikett, hier sieht man das geht zu BMW. Und da werden Daten für die Reifen eingetragen. Das hat die besondere Anforderung, dass es sehr stark kleben muss. Weil im Automobilbereich hat man immer auch sehr schnell ölverschmiert. Und da brauchen Sie einen ganz speziellen Klebstoff, der auch hier haftet."
"Das ist ein Etikett für einen japanischen Kunden. Was für uns die besondere Herausforderung ist, weil wir auch selber nicht lesen können, was da drauf steht."
Aufträge flattern den Bayern aus allen Teilen der Welt auf den Tisch. Aus Asien, Amerika und Europa. Dabei hat man ganz klein angefangen, damals 1951:
"Begonnen haben wir in einem Keller, mit einer Garage zusammen,..."
... erinnert sich Helmut Schreiner. Sein Vater gründete den Betrieb in München - und druckte zunächst ...
"... Gebrauchsanleitungen für Haarwasser, Honiganwendungen, und viele Produkte in der Textilindustrie - Strumpfnummern, Perlonzeichen, dann Anhänger später. Wunderbare Anhänger für Nachtwäsche und Kleider."
Längst werden keine Strumpfnummern und Perlonzeichen mehr hergestellt - und längst ist die Schreiner Group kein kleiner Familienbetrieb mehr:
"Wir machen 50 Prozent unseres Umsatzes aus dem Export. Wir sind in 33 Ländern der Erde aktiv..."
…und aus der Manufaktur wurde innerhalb von fünf Jahrzehnten die Schreiner Group: ein hochtechnologisierter, global agierender Mittelständler mit einem Jahresumsatz von rund 100 Millionen Euro.
Durch Sicherheitstüren sind die einzelnen Werkshallen voneinander getrennt. Im weißen Linoleum-Fußboden spiegelt sich das Licht der Neonröhren, die von der Decke strahlen. Alles erinnert an ein Krankenhaus - wirkt steril. Die Mitarbeiter tragen weiße Kittel, eine Haube und dünnen, blauen Plastikschutz über ihren Schuhen. Gerade Etiketten für die Pharmaindustrie bedürfen besonderer Sicherheitsstandards, erklärt Dieter Eckardt. Seit zehn Jahren Mitarbeiter bei Schreiner:
"So ein Etikett kommt zum Beispiel auf eine Infusionsflasche. Sie müssen natürlich die Informationen, die diese Infusionsflasche, Spritze etcetera hat, eben so wiedergeben, dass der Anwender keine Probleme damit hat. Ohne gesundheitliche Gefahren dabei zu erzeugen. Schiefgehen kann zum Beispiel, wenn sie im Krankenhaus liegen, und sie kriegen: Wenn drauf steht 50 Milligramm, das Komma ist weg: Sie kriegen 500 Milligramm, zum Beispiel."
Jedes Etikett wird per computergesteuertem Lasersystem noch einmal nachgeprüft. Ein Komma zuwenig, ein Punkt zuviel könnte lebensgefährlich sein. Ob beim Druck, dem Ausstanzen oder gar dem Verpacken der riesigen Etikettenrollen. Auch, wenn diese für die Autobranche bestimmt sind: Schutzkleidung ist Pflicht. Immer!
Gleich am Ende des Ganges von Dieter Eckard hat Bernhard Hoffmann sein Büro: Der blonde Enddreißiger war schon als Lehrling bei Schreiner - mittlerweile leitet er die Logistik des Unternehmens. Nach all den Jahren kennt er sich aus mit dem Portfolio der Firma. Sein liebstes Produkt: Vario Light. Das Geheimnis hier: Elektrolumineszenz. Was das ist?
"Es werden mehrere Schichten, 16 Schichten Farben übereinander gedruckt, in großen Flächen. Und dazwischen sind eben leitenden Schichten aus Metall. Wo eine ganz geringe Stromzufuhr dafür sorgt, dass bestimmte Elemente auf dieser Fläche leuchten. Da ist keine LED, da ist keine Birne dahinter. Es leuchtet dann wirklich nur die verdruckte Paste auf einer zusammenrollbaren Folie, die sie in beliebiger Größe dann entsprechend montieren können."
So geschehen am Holocaust Mahnmal in Berlin. Dort leuchtet der Boden der Hauptstadt dank Schreiners Technologie. Ebenso wie die Tachoanzeige im Auto, oder Lichtleisten im Flugzeug. Über 600 Mitarbeiter arbeiten bei der Schreiner Group im beschaulichen Oberschleißheim bei München. Die modernen Werksgebäude sind alle per gläsernem Übergang miteinander verbunden. Außerhalb der Produktions- und Verladestätten ist der klinische Linoleumbelag durch matt-schwarzen Granitboden ersetzt worden. An den weißen Wänden im Treppenhaus hängen farbenfrohe, großformatige Gemälde. Dann auf den Gängen zu den Büros immer wieder die Worte: Innovation, Qualität, Leistung und Freude - einzeln in gläsernen Bilderrahmen erinnern sie an die Werte des Unternehmens, und das Credo des Firmenchefs:
"Wir brauchen das gute Miteinander."
Zahlreiche Auszeichnungen schmücken den Konferenzraum, gleich neben dem Büro von Helmut Schreiner. Preise für umweltfreundliches Unternehmertum, Qualitäts- und Innovationspreise. Es passt in das Selbstverständnis des Unternehmens: Die 37.000 Quadratmeter Firmenfläche sollen "Raum für frohes Schaffen" geben. Was auch zu gelingen scheint, denn 2004 wurde die Firma zum Arbeitsgeber des Jahres gewählt. Doch Schreiner möchte bescheiden bleiben - auch wenn es ihm nicht so ganz gelingen mag. Sein Stolz ist ihm anzusehen…
"Jedes Ziel verträgt noch Schwung…"
…zitiert der End-Sechziger gern seine selbst geschriebenen Gedichte.
"Neues Denken, Fühlen, Tun - Action gilt, statt auszuruhen…"
Und so komme er jeden Morgen voller Elan in die Firma, sein Terminplan sei eng, die Zeit knapp. Selbst am Wochenende nehme er sich Unterlagen mit nach Hause. Loszulassen scheint ihm schwer zu fallen. Dabei steht sein Sohn Roland schon in den Startlöchern, hat bereits für zwei Firmenbereiche die Verantwortung übernommen. Denn Schreiner soll ein familiengeführtes Unternehmen bleiben. Angebote fremder Finanzinvestoren wurden bisher dankend abgelehnt:
"Natürlich könnte man mit mehr Geld an vielen Orten der Welt schneller tätig werden. Wir wissen aber auch, wenn wir die Unabhängigkeit verlieren, dann verlieren wir auch die Unabhängigkeit, alles ins Unternehmen zu investieren. Das macht ein anderer nicht lange mit. Der will Profit haben."
Den will die Schreiner Group natürlich auch erwirtschaften - aber ohne dabei die ihr so wichtigen Werte aus den Augen zu verlieren.
"Wir haben als vierten Unternehmenswert die Freude."
http://www.schreinergroup.de
Michael Limmer ist Produktionsleiter bei der Schreiner Group. Das mittelständische Unternehmen versteht sich als Technologieführer für alle Formen von Kennzeichnungen wie Etiketten, fälschungssichere Produktsiegel oder High-Tech-Folien.
"Dies ist ein Etikett, hier sieht man das geht zu BMW. Und da werden Daten für die Reifen eingetragen. Das hat die besondere Anforderung, dass es sehr stark kleben muss. Weil im Automobilbereich hat man immer auch sehr schnell ölverschmiert. Und da brauchen Sie einen ganz speziellen Klebstoff, der auch hier haftet."
"Das ist ein Etikett für einen japanischen Kunden. Was für uns die besondere Herausforderung ist, weil wir auch selber nicht lesen können, was da drauf steht."
Aufträge flattern den Bayern aus allen Teilen der Welt auf den Tisch. Aus Asien, Amerika und Europa. Dabei hat man ganz klein angefangen, damals 1951:
"Begonnen haben wir in einem Keller, mit einer Garage zusammen,..."
... erinnert sich Helmut Schreiner. Sein Vater gründete den Betrieb in München - und druckte zunächst ...
"... Gebrauchsanleitungen für Haarwasser, Honiganwendungen, und viele Produkte in der Textilindustrie - Strumpfnummern, Perlonzeichen, dann Anhänger später. Wunderbare Anhänger für Nachtwäsche und Kleider."
Längst werden keine Strumpfnummern und Perlonzeichen mehr hergestellt - und längst ist die Schreiner Group kein kleiner Familienbetrieb mehr:
"Wir machen 50 Prozent unseres Umsatzes aus dem Export. Wir sind in 33 Ländern der Erde aktiv..."
…und aus der Manufaktur wurde innerhalb von fünf Jahrzehnten die Schreiner Group: ein hochtechnologisierter, global agierender Mittelständler mit einem Jahresumsatz von rund 100 Millionen Euro.
Durch Sicherheitstüren sind die einzelnen Werkshallen voneinander getrennt. Im weißen Linoleum-Fußboden spiegelt sich das Licht der Neonröhren, die von der Decke strahlen. Alles erinnert an ein Krankenhaus - wirkt steril. Die Mitarbeiter tragen weiße Kittel, eine Haube und dünnen, blauen Plastikschutz über ihren Schuhen. Gerade Etiketten für die Pharmaindustrie bedürfen besonderer Sicherheitsstandards, erklärt Dieter Eckardt. Seit zehn Jahren Mitarbeiter bei Schreiner:
"So ein Etikett kommt zum Beispiel auf eine Infusionsflasche. Sie müssen natürlich die Informationen, die diese Infusionsflasche, Spritze etcetera hat, eben so wiedergeben, dass der Anwender keine Probleme damit hat. Ohne gesundheitliche Gefahren dabei zu erzeugen. Schiefgehen kann zum Beispiel, wenn sie im Krankenhaus liegen, und sie kriegen: Wenn drauf steht 50 Milligramm, das Komma ist weg: Sie kriegen 500 Milligramm, zum Beispiel."
Jedes Etikett wird per computergesteuertem Lasersystem noch einmal nachgeprüft. Ein Komma zuwenig, ein Punkt zuviel könnte lebensgefährlich sein. Ob beim Druck, dem Ausstanzen oder gar dem Verpacken der riesigen Etikettenrollen. Auch, wenn diese für die Autobranche bestimmt sind: Schutzkleidung ist Pflicht. Immer!
Gleich am Ende des Ganges von Dieter Eckard hat Bernhard Hoffmann sein Büro: Der blonde Enddreißiger war schon als Lehrling bei Schreiner - mittlerweile leitet er die Logistik des Unternehmens. Nach all den Jahren kennt er sich aus mit dem Portfolio der Firma. Sein liebstes Produkt: Vario Light. Das Geheimnis hier: Elektrolumineszenz. Was das ist?
"Es werden mehrere Schichten, 16 Schichten Farben übereinander gedruckt, in großen Flächen. Und dazwischen sind eben leitenden Schichten aus Metall. Wo eine ganz geringe Stromzufuhr dafür sorgt, dass bestimmte Elemente auf dieser Fläche leuchten. Da ist keine LED, da ist keine Birne dahinter. Es leuchtet dann wirklich nur die verdruckte Paste auf einer zusammenrollbaren Folie, die sie in beliebiger Größe dann entsprechend montieren können."
So geschehen am Holocaust Mahnmal in Berlin. Dort leuchtet der Boden der Hauptstadt dank Schreiners Technologie. Ebenso wie die Tachoanzeige im Auto, oder Lichtleisten im Flugzeug. Über 600 Mitarbeiter arbeiten bei der Schreiner Group im beschaulichen Oberschleißheim bei München. Die modernen Werksgebäude sind alle per gläsernem Übergang miteinander verbunden. Außerhalb der Produktions- und Verladestätten ist der klinische Linoleumbelag durch matt-schwarzen Granitboden ersetzt worden. An den weißen Wänden im Treppenhaus hängen farbenfrohe, großformatige Gemälde. Dann auf den Gängen zu den Büros immer wieder die Worte: Innovation, Qualität, Leistung und Freude - einzeln in gläsernen Bilderrahmen erinnern sie an die Werte des Unternehmens, und das Credo des Firmenchefs:
"Wir brauchen das gute Miteinander."
Zahlreiche Auszeichnungen schmücken den Konferenzraum, gleich neben dem Büro von Helmut Schreiner. Preise für umweltfreundliches Unternehmertum, Qualitäts- und Innovationspreise. Es passt in das Selbstverständnis des Unternehmens: Die 37.000 Quadratmeter Firmenfläche sollen "Raum für frohes Schaffen" geben. Was auch zu gelingen scheint, denn 2004 wurde die Firma zum Arbeitsgeber des Jahres gewählt. Doch Schreiner möchte bescheiden bleiben - auch wenn es ihm nicht so ganz gelingen mag. Sein Stolz ist ihm anzusehen…
"Jedes Ziel verträgt noch Schwung…"
…zitiert der End-Sechziger gern seine selbst geschriebenen Gedichte.
"Neues Denken, Fühlen, Tun - Action gilt, statt auszuruhen…"
Und so komme er jeden Morgen voller Elan in die Firma, sein Terminplan sei eng, die Zeit knapp. Selbst am Wochenende nehme er sich Unterlagen mit nach Hause. Loszulassen scheint ihm schwer zu fallen. Dabei steht sein Sohn Roland schon in den Startlöchern, hat bereits für zwei Firmenbereiche die Verantwortung übernommen. Denn Schreiner soll ein familiengeführtes Unternehmen bleiben. Angebote fremder Finanzinvestoren wurden bisher dankend abgelehnt:
"Natürlich könnte man mit mehr Geld an vielen Orten der Welt schneller tätig werden. Wir wissen aber auch, wenn wir die Unabhängigkeit verlieren, dann verlieren wir auch die Unabhängigkeit, alles ins Unternehmen zu investieren. Das macht ein anderer nicht lange mit. Der will Profit haben."
Den will die Schreiner Group natürlich auch erwirtschaften - aber ohne dabei die ihr so wichtigen Werte aus den Augen zu verlieren.
"Wir haben als vierten Unternehmenswert die Freude."
http://www.schreinergroup.de