Im zweiten Teil verdichtet sich die Szene mehr und mehr, wenn Kyros, der Perserkönig, nach langem Zögern doch den Angriff wagt auf die befestigte Stadt Babylon. Kyros hatte einen Traum. Darin war ihm geweissagt worden, er könne die Stadt erobern, indem er den Euphrat umlenke und das Flussbett trocken lege.
Und Kyros will den Tyrannen Belsazar - oder Belshazzár, wie er hier heißt - vernichten, das jüdische Volk aus seiner 50-jährigen babylonischen Gefangenschaft befreien. Derweil feiert der Babylonierkönig sein feuchtfröhliches "Sesach"-Fest, lässt sogar die von seinem Großvater Nebukadnezar bei der Eroberung Jerusalems geraubten heiligen Kelche und Schalen als Trinkgefäße bringen. Immer wieder, aber vergeblich, warnt ihn seine Mutter Nitocris vor dem frevlerischen Tun.
Stark ästhetisierend-minimalistisch hat Regisseur Christof Nel das auf der Bühne der Berliner Staatsoper in Szene gesetzt. Als Bühnenbild hat Roland Aeschlimann eine steile Terrasse entworfen, die an den Turmbau zu Babel oder die Gärten der Semiramis erinnert. Oben thront der geisterhafte Belshazzár, von Nel etwas eindimensional gezeichnet, ein trinkendes, mit einem Beil fuchtelndes, die Augen rollendes Monster, stets von seinen Gespielen umgeben.
Im zweiten Teil schiebt sich die Terrasse zusammen zur Menetekel-Wand, an der die roten Schriftzeichen wie ein Barcode herabtropfen. Der Chor muss in dieser Semi-Oper blitzschnell die Rollen wechseln, ist mal Fußvolk des Belsazar, mal Truppe des erobernden Kyros, mal jüdische Gemeinde der Verschleppten.
Das Stück spitzt sich zu am Schluss, wenn Kyros zu entscheiden hat, ob er den Tyrannen tötet oder nur entmachtet. Dabei bekennt Kyros sich schon als Diener des Gottes der Juden, Jehova. Die Umlenkung von Wassern zur Erreichung eines bestimmten Ziels ist ja eine starke biblische Metapher. Und einige der jüdischen Schriftgelehrten sahen in Kyros denn auch den Messias, der das Volk befreit und den Tempel neu aufbaut.
""Dass dieser Konflikt, einen Tyrannen zu töten, gleichzeitig heißt, einen Menschen zu morden, das ist ein sehr tiefgreifender Konflikt. Und dass es einem vielleicht leichter ist, mit dieser Frage umzugehen, wenn man sagt, man hat eine göttliche oder eine religiöse Instanz, die einem den Befehl gibt, das zu machen. Das ist ja auch etwas, was uns heute sehr beschäftigt","
so Regisseur Christof Nel. Das Zögern, den inneren Konflikt, zeigt er an der Mutter des Belsazar, ihrem Schwanken zwischen mütterlichen Gefühlen und neuem Glauben. Als der tote Belsazar hereingetragen wird, bettet Nitocris dessen Kopf in ihren Schoß. Die Annäherungen des Kyros mit der Bitte um Frieden und Vergebung weist sie noch scheu zurück, derweil Kyros‘ Kämpfer die Waffen nieder legen.
Exzellent sind die Sänger dieser Aufführung, insbesondere Rosemary Joshua als Belsazars Mutter Nitocris und der Counter Bejun Mehta als Kyros. Beide mit geschliffenen Koloraturen. Höchst sensibel leitet René Jacobs die Akademie für Alte Musik und den vielfältig geforderten RIAS-Kammerchor. Für sie gab es am Ende jubelnden Beifall. Nel musste für seine doch besonders im ersten Teil etwas blutleere Szene heftige Buhs kassieren.
Und Kyros will den Tyrannen Belsazar - oder Belshazzár, wie er hier heißt - vernichten, das jüdische Volk aus seiner 50-jährigen babylonischen Gefangenschaft befreien. Derweil feiert der Babylonierkönig sein feuchtfröhliches "Sesach"-Fest, lässt sogar die von seinem Großvater Nebukadnezar bei der Eroberung Jerusalems geraubten heiligen Kelche und Schalen als Trinkgefäße bringen. Immer wieder, aber vergeblich, warnt ihn seine Mutter Nitocris vor dem frevlerischen Tun.
Stark ästhetisierend-minimalistisch hat Regisseur Christof Nel das auf der Bühne der Berliner Staatsoper in Szene gesetzt. Als Bühnenbild hat Roland Aeschlimann eine steile Terrasse entworfen, die an den Turmbau zu Babel oder die Gärten der Semiramis erinnert. Oben thront der geisterhafte Belshazzár, von Nel etwas eindimensional gezeichnet, ein trinkendes, mit einem Beil fuchtelndes, die Augen rollendes Monster, stets von seinen Gespielen umgeben.
Im zweiten Teil schiebt sich die Terrasse zusammen zur Menetekel-Wand, an der die roten Schriftzeichen wie ein Barcode herabtropfen. Der Chor muss in dieser Semi-Oper blitzschnell die Rollen wechseln, ist mal Fußvolk des Belsazar, mal Truppe des erobernden Kyros, mal jüdische Gemeinde der Verschleppten.
Das Stück spitzt sich zu am Schluss, wenn Kyros zu entscheiden hat, ob er den Tyrannen tötet oder nur entmachtet. Dabei bekennt Kyros sich schon als Diener des Gottes der Juden, Jehova. Die Umlenkung von Wassern zur Erreichung eines bestimmten Ziels ist ja eine starke biblische Metapher. Und einige der jüdischen Schriftgelehrten sahen in Kyros denn auch den Messias, der das Volk befreit und den Tempel neu aufbaut.
""Dass dieser Konflikt, einen Tyrannen zu töten, gleichzeitig heißt, einen Menschen zu morden, das ist ein sehr tiefgreifender Konflikt. Und dass es einem vielleicht leichter ist, mit dieser Frage umzugehen, wenn man sagt, man hat eine göttliche oder eine religiöse Instanz, die einem den Befehl gibt, das zu machen. Das ist ja auch etwas, was uns heute sehr beschäftigt","
so Regisseur Christof Nel. Das Zögern, den inneren Konflikt, zeigt er an der Mutter des Belsazar, ihrem Schwanken zwischen mütterlichen Gefühlen und neuem Glauben. Als der tote Belsazar hereingetragen wird, bettet Nitocris dessen Kopf in ihren Schoß. Die Annäherungen des Kyros mit der Bitte um Frieden und Vergebung weist sie noch scheu zurück, derweil Kyros‘ Kämpfer die Waffen nieder legen.
Exzellent sind die Sänger dieser Aufführung, insbesondere Rosemary Joshua als Belsazars Mutter Nitocris und der Counter Bejun Mehta als Kyros. Beide mit geschliffenen Koloraturen. Höchst sensibel leitet René Jacobs die Akademie für Alte Musik und den vielfältig geforderten RIAS-Kammerchor. Für sie gab es am Ende jubelnden Beifall. Nel musste für seine doch besonders im ersten Teil etwas blutleere Szene heftige Buhs kassieren.