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FRIAS darf nicht sterben

Die Freiburger Hochschule trug bis vor kurzem das Label "Elite-Uni" und wurde von Bundesregierung und Bundesländern gefördert. Diesen Status hat Freiburg nun verloren. Besonders beim Elite-Forschungsinstitut FRIAS bangt man nun um die finanziellen Fördermittel.

Von Thomas Wagner | 10.08.2012
    Ein großes, zweckfunktionales Gebäude am Rande der Freiburger Innenstadt, gerade mal fünf Gehminuten vom Rektorat der Uni entfernt: Die große Aufschrift über dem Eingang klingt geheimnisvoll: "FRIAS".

    "FRIAS ist die Abkürzung für 'Freiburg Institute of Advanced Studies'. Damit stellt sich das FRIAS in eine Tradition, die ursprünglich aus dem angelsächsischen Raum kommt, ihren Ursprung hat in dem ursprünglich 1930 gegründeten 'Institute of Advanced Studies' in Princeton."

    Der Literaturwissenschaftler Professor Werner Frick ist Sprecher des FRIAS-Direktoriums in Freiburg – eine Art Elite-Forschungszentrum. Die Struktur lehnt sich an das US-amerikanische Original an: Der Forschungsbetrieb ist untergliedert in vier sogenannte Schools. Zwei davon sind technisch-naturwissenschaftlich, zwei geistes- und sozialwissenschaftlich ausgerichtet. Die Wissenschaftler, die dort arbeiten, nennen sich Fellows. Sie setzen sich aus angesehenen Experten der Freiburger Uni, hochbegabten Nachwuchsforschern und Spitzenwissenschaftlern zusammen, die von anderen Instituten und Hochschulen in aller Welt ans FRIAS nach Freiburg berufen wurden.

    "Die größte einzelne Zahl sind 149 internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 34 Ländern. Das hat die Internationalisierung und die internationale Sichtbarmachung unserer Universität sehr maßgeblich befördert."

    Doch der Wissenschaftsrat übte Kritik an diesem Konzept: In seiner Beurteilung darüber, ob die Exzellenz-Förderung fortgesetzt werden soll, bemängelte er, FRIAS sei viel zu losgelöst von der Freiburger Uni. Und zum anderen bildeten die vier Schools nicht einmal annäherungsweise die Vielfalt der Forschung an der Universität Freiburg ab.

    Aus diesen Gründen, schrieben die Vertreter des Wissenschaftsrates nach Freiburg, sei FRIAS im Sinne der Exzellenzinitiative nicht mehr förderungswürdig – mit gravierenden Folgen: Das Elf-Millionen-Euro Budget, das bislang ausschließlich über die Exzellenzinitiative finanziert wird, fällt komplett weg. Werner Frick, Sprecher des FRIAS-Direktoriums:

    "Das ist ein schmerzhafter Einschnitt. Daran kann man überhaupt nicht zweifeln. Das wird zu Konsequenz haben, dass wir über Form und Struktur des FRIAS neu werden nachdenken müssen und sicher werden wir das Instrument verkleinern müssen. Daran führt kein Weg vorbei."

    "FRIAS darf nicht sterben" – darin sind sich die Leitung des Institutes mit dem Rektor der Universität Freiburg einig. Sie glauben fest daran, statt bisher mit zehn Millionen auch mit vier Millionen Euro pro Jahr auskommen zu können. Anstatt mit vier Schools lasse sich auch mit zwei Schools sinnvoll arbeiten. Weil die Gelder aus der Exzellenzinitiative wegfallen, werde die Uni Freiburg mit ihrem eigenen Budget einspringen müssen. Im Übrigen hoffe man auf finanzielle Hilfe vom Land Baden-Württemberg – eine Hoffnung, die nicht unberechtigt ist, bestätigt die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer:

    "Das Kabinett hat einen Beschluss getroffen, dass wir ab dem nächsten Jahr nach dem Auslaufen der Exzellenzinitiative diejenigen Projekte und Anteile, die sich unter Qualitätsgesichtspunkten bewährt haben, auf die Unterstützung des Landes setzen werden."

    Gerade FRIAS habe die Qualitätskriterien exzellenter Forschung mehr als erfüllt, bekräftigt Theresia Bauer. Allerdings müsse man sich auch mit den kritischen Einwänden des Wissenschaftsrates auseinandersetzen.

    "Ich glaube, es lohnt sich, über diesen Einwand nachzudenken. Das ist weniger die Kritik am FRIAS selbst, die er Wissenschaftsrat da vorträgt. Die Kritik besteht vielmehr in der Frage: Verändert diese Einrichtung die Universität Freiburg als Ganzes? Diese Rückmeldung lohnt sich anzuschauen. Man muss überlegen, wie man die Verbindungen, die Verstrebungen in die Universität Freiburg hinein verstärkt."

    Professor Werner Frick als Sprecher des FRIAS-Direktoriums kann den Einwand des Wissenschaftsrates dagegen nicht so recht verstehen:

    "Man soll ja mit Kritik an seinen Gutachtern sehr vorsichtig sein. Aber diese Kritik können wir nicht vollziehen. Richtig ist allerdings, dass die Universität Freiburg nicht in ihrer gesamten Breite vertreten ist. Das war aber nie Ziel und Aufgabe des FRIAS."

    Hier, glaubt Werner Frick, habe wohl ein Paradigmenwechsel bei den Evaluierungskriterien des Wissenschaftsrates stattgefunden. Doch nun sei die FRIAS-Leitung bereit, über eine engere Verzahnung mit dem übrigen Unibetrieb nachzudenken. Weitergehen soll es aber auf jeden Fall – allerdings in abgespeckter Form – und mit einem Finanzierungskonzept, das auch, aber nicht nur auf die Förderung durch das Land setzt.

    "Wenn dann noch eines Tages der große Sponsor daherkommt, der uns zu unterstützen bereit ist, werden wir nicht Nein sagen."

    Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer hat den großen Sponsor bereits ausgemacht:

    "Wir werden auch in Zukunft die Verantwortung des Bundes für die Finanzierung exzellenter Forschung und Nachwuchswissenschaft brauchen. Wir können als Länder diese Aufgabe nicht alleine stemmen. Deshalb brauchen wir zukünftig dringend die Beteiligung des Bundes an der universitären Forschungsförderung."