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Fridays for Future
"Wir streiken weiter, bis gehandelt wird"

Die Einhaltung aller Komponenten des Pariser Klimaabkommens: Dafür streiken junge Menschen jeden Freitag. In Deutschland sei die Bewegung "Fridays for Future" bereits in 160 Städten aktiv, sagte die Aktivistin Anna Prasser im Dlf - und es würden wöchentlich mehr. Kritik an den Streiks wies sie zurück.

Anna Prasser im Gespräch mit Susanne Kuhlmann |
    Kinder protestieren und halten Plakate mit Aufschriften wie "Ihr habt unsere Zukunt in euren Händen" in die Höhe.
    In Deutschland beteiligen sich Tausende an Streiks für den Klimaschutz, insbesondere Schülerinnen und Schüler (imago/Christian Mang)
    Susanne Kuhlmann: Schwänzen für einen guten Zweck. Seit die 16-jährige Schwedin Greta Thonberg vor einigen Monaten zur Klima-Aktivisten wurde, statt zur Schule zu gehen, haben sich Jugendliche in aller Welt dieser Bewegung angeschlossen – immer freitags. Auch heute also und seit einigen Wochen auch in Deutschland beteiligen sich Tausende an Streiks für den Klimaschutz. Friday for Future statt Unterricht, Vorlesung und Arbeit. "Gemeinsam gegen den Klimawandel" – die 23-jährige Anna Prasser ist Mitorganisatorin der Streiks in Stuttgart und jetzt dort am Telefon. Hallo, Anna.
    Anna Prasser: Hallo!
    Kuhlmann: Wie kamen Sie zu Friday for Future?
    Prasser: Ich habe über Social Media davon erfahren und habe dann geschaut, ob es in meiner Stadt auch einen Streik gibt, und das gab es dann schon seit einer Woche. Das war damals Ende November.
    Kuhlmann: Wie sah der genau aus?
    Prasser: Wir saßen zu fünft auf dem Schlossplatz mit unseren Plakaten und haben den Kontakt zu anderen Leuten gesucht.
    Kuhlmann: Und wie hat sich das seitdem entwickelt?
    Prasser: Mittlerweile sind wir in Stuttgart über 1.000 Streikende. Wir machen auch Laufdemos. Wir sind ganz arg gewachsen.
    Kuhlmann: Wo kann man Sie in Stuttgart und auch in den anderen Städten, die sich ja auch beteiligen, finden? An welchen Plätzen oder an welchen Orten versammeln Sie sich hauptsächlich?
    Prasser: Das ist von Stadt zu Stadt unterschiedlich. In Stuttgart treffen wir uns jeden Freitag um elf Uhr vor dem Rathaus. In anderen Städten ist es auch vor den Ministerien. Aber man findet uns auch über Social Media und da findet man auch die aktuellen Streiks.
    "Wir werden wöchentlich mehr"
    Kuhlmann: Wie läuft dieser Streiktag denn dann im Einzelnen ab bei Ihnen in Stuttgart?
    Prasser: In Stuttgart stehen wir morgens auf, gehen dann etwas früher zum Rathaus, und dort wird dann oft schon die Anlage aufgebaut. Dann müssen wir erst mal mit der Presse sprechen, wie jetzt was abläuft, müssen die Ordneraufgaben verteilen, müssen erst mal ganz oft erklären, was wir einhalten müssen, wo wir nicht hinstehen dürfen.
    Kuhlmann: Was wollen Sie mit den Streiks erreichen?
    Prasser: Wir fordern alle Komponenten des Pariser Klimaabkommens. Dazu gehört die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels, der Kohleausstieg bis 2030 und ein Ausstieg aus allen fossilen Mineralstoffen. Das möchten wir erreichen mit unseren Streiks.
    Kuhlmann: Wie groß ist die Bewegung in Deutschland denn zurzeit?
    Prasser: In Deutschland gibt es uns bereits in über 160 Städten und wir werden wöchentlich mehr, und es streiken über 1.000 Teilnehmer.
    Kuhlmann: Wie reagieren denn die Politiker in den Rathäusern und auch andere Verantwortliche auf Ihre Aktionen?
    Prasser: Die reagieren ganz unterschiedlich. Manche befürworten unser Streiken. Viele sagen, ja, super, was ihr macht, aber doch bitte nicht während der Schule. Andere sind ganz dagegen und sagen, ist doch Quatsch, was ihr macht.
    Kuhlmann: Wie soll es mit diesen Fridays for Future, mit den Aktionen weitergehen?
    Prasser: Wir streiken weiter, bis gehandelt wird.
    "Es wird immer ein Fehler gesucht"
    Kuhlmann: Die Schwedin Greta Thonberg reist mit dem Zug durch Europa, aber es gibt Kritik daran, dass zum Beispiel einige der deutschen Führungsfiguren schon eine Menge Flugreisen rund um die Welt hinter sich haben, wie Fotos in sozialen Medien zeigen. Wie passt das zu Ihrer Forderung, den persönlichen Kohlendioxid-Fußabdruck möglichst klein zu halten?
    Prasser: Ich denke, gerade mit der Luisa wird viel Wirbel um manche Sachen gemacht. Das war früher. Sie versucht mittlerweile, das zu reduzieren, und auch so versucht sie, ein klimaneutrales Leben zu führen. Das ist ganz stark von den Kritikern, die versuchen, bei allen möglichst die negativen Seiten rauszuziehen. Auch schon bei der Greta wurde bemängelt, dass sie auf der Fahrt im Zug eine in Plastik verpackte Toastbrot-Tüte hatte. Ich denke, es wird immer ein Fehler gesucht, und wir versuchen, da gegenzuargumentieren, oder wir stehen auch ein Stück weit dazu. Man kann nicht immer perfekt sein.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.