Die Theatergruppe Ngala zieht im südlichen Afrika von Dorf zu Dorf. Die Darsteller singen und tanzen. Mal sind sie Löwe und mal Mensch. Weiße Touristen treffen auf schwarze Farmer - und sie reden miteinander über ein Thema: über den geplanten Peace Park, den "Great-Limpopo-Park" zwischen Südafrika, Mosambik und Simbabwe. Es geht dabei um ein Gebiet so groß wie Portugal. Die Artenvielfalt in der Region ist immens. Die Armut der Bevölkerung ebenfalls. Der Park bedeutet deshalb eine große Chance, sagt Willem van Riet von der Peace Park Foundation.
Unser Ziel sind grenzüberschreitende Nationalparks. Sie können die wirtschaftliche Entwicklung ankurbeln und bedrohte Arten schützen. Außerdem fördern sie Frieden und Stabilität. Es spielt dann keine Rolle mehr, wo genau eine Staatsgrenze liegt, denn das ganze Gebiet dient dem Naturschutz. Allerdings sind dabei etliche Hürden zu überwinden. Eine komplette Infrastruktur muss aufgebaut werden. Wir müssen die Wilderei bekämpfen und uns um Migrationsfragen kümmern. Die Idee ist, dass jeder den Park betreten und die Staatsgrenze überschreiten kann. Nur wer den Park im anderen Land verlässt, braucht ein Visum.
Für das kriegsgeschüttelte Afrika eine geradezu revolutionäre Idee. Und dennoch kein Einzelfall. In der Kalahari - zwischen Namibia und Südafrika - wurde vor zwei Jahren der erste afrikanische Friedenspark eingeweiht. Ein voller Erfolg. Die Touristenzahlen haben sich seitdem verdreifacht. Auf eine ähnliche Entwicklung hofft die Bevölkerung auch für den Limpopo-Parks. Allerdings sind die Voraussetzungen diesseits und jenseits der Grenze sehr unterschiedlich. In Südafrika ist der Kruger-Park gut erschlossen. Giraffen, Elefanten und Löwen konnten sich ungestört vermehren. Ganz anders in Mosambik: Im jahrzehntelangen Bürgerkrieg sind auch die Tierbestände zusammengebrochen. Touristische Infrastruktur gibt es kaum. In der ersten Euphorie wollten die Staatschefs den Zaun zwischen ihren Ländern einfach einreißen. Doch ganz so einfach ist das nicht, sagt Arrie von Wyk von der Nationalparkverwaltung in Mozambique.
Wir müssen uns zunächst um die betroffenen Dörfer kümmern. Rund 20.000 Menschen leben innerhalb des Parks. Es geht um ihre Zukunft. Wenn wir einfach 300 Kilometer Zaun einreißen, stehen plötzlich Löwen und Elefanten in ihren Feldern. Die Konflikte sind absehbar. Ich glaube, dass wir noch zwei Jahre brauchen. Bis dahin wissen die Menschen, was auf sie zukommt und wie sie vom Park profitieren können. Dann reißen wir die Zäune ein und lassen dem Wild freien Lauf.
Die Theatergruppe arbeitet im Auftrag der Nationalparkverwaltung. Nach der Vorstellung diskutieren die Dorfbewohner mit Vertretern der Peace Park Foundation. Es gibt Sorgen, aber die Hoffnung ist größer. Die Hoffnung auf Touristen, die Geld in der Region lassen, und vor allem die Hoffnung auf Jobs. Entscheidend ist, dass es uns gelingt, die schwarze Bevölkerung einzubeziehen, sagt Wesna Middleton vom South African Wildlife College.
Der Prozess hat gerade erst begonnen. In der Vergangenheit haben die Menschen hier kaum vom Tourismus profitiert - wegen der politischen Situation und der Apartheid. Die meisten waren auch selber nie Touristen. Sie müssen das ganze Konzept zunächst kennen lernen.
Das Wildlife College, direkt an der Grenze des Nationalparks, bildet Menschen für die Arbeit im Naturschutz aus. Allein Mozambique will 150 Ranger einstellen. Die Erwartungen sind groß: Die Touristenzahlen sollen sich mehr als verzehnfachen. Dass das nicht unrealistisch ist, zeigt der Nachbar Südafrika. Über eine Million Menschen besuchen jedes Jahr den Kruger Park. Und im Umfeld verdienen private Farmer gutes Geld mit einheimischen Wildtieren. Längst haben sie ihre Rinder abgeschafft und bieten statt dessen Safaris an. In der afrikanischen Baumsavanne folgt der Ranger Mike kaum sichtbaren Spuren im Gelände. Plötzlich stoppt der Jeep - vier Meter neben einem ruhenden Löwen.
Das ist einer der dominanten Löwen hier. Zusammen mit seinem Bruder hat er das Rudel vor kurzem übernommen. Der Bruder liegt dort drüben. Beide sind etwa sieben Jahre alt. Vorher waren hier zwei ältere Löwen Rudelführer. Aber einer von ihnen wurde im letzten Dezember von einem Büffel getötet. Und alleine konnte sich der andere gegen diese beiden jungen Männer nicht verteidigen. Deshalb hat er die Gegend verlassen. Und diese beiden hier haben das Rudel übernommen.
Im Jeep wird fotografiert und geflüstert. Die Löwen nehmen davon keine Notiz.
Sie werden schon über ihre Mütter an die Jeeps gewohnt. Und die wiederum über ihre Mutter und so weiter. Wenn eine Löwin Junge hat und wir kommen zum ersten Mal mit dem Auto an, laufen die Löwenbabys meistens weg. Aber dann parken wir direkt daneben. Die Mutter bleibt liegen, und die Jungen werden neugierig. Irgendwann kommen sie zurück, und nach einer Weile interessieren sie sich nicht mehr für das Fahrzeug.
Gut zwei Stunden dauert die Tour. Zwar gibt es keine Garantie, aber an guten Tagen haben die Touristen am Ende die "Big Five" gesehen: Löwe, Nashorn, Elefant, Büffel und Leopard. Ein einmaliges Erlebnis. Im südafrikanischen Teil des künftigen Peace Parks gibt es mittlerweile eher zu viel als zu wenig Wildtiere. Die Erweiterung nach Mozambique und im zweiten Schritt auch nach Simbabwe ist deshalb eine echte Chance - für Tier und Mensch.
Unser Ziel sind grenzüberschreitende Nationalparks. Sie können die wirtschaftliche Entwicklung ankurbeln und bedrohte Arten schützen. Außerdem fördern sie Frieden und Stabilität. Es spielt dann keine Rolle mehr, wo genau eine Staatsgrenze liegt, denn das ganze Gebiet dient dem Naturschutz. Allerdings sind dabei etliche Hürden zu überwinden. Eine komplette Infrastruktur muss aufgebaut werden. Wir müssen die Wilderei bekämpfen und uns um Migrationsfragen kümmern. Die Idee ist, dass jeder den Park betreten und die Staatsgrenze überschreiten kann. Nur wer den Park im anderen Land verlässt, braucht ein Visum.
Für das kriegsgeschüttelte Afrika eine geradezu revolutionäre Idee. Und dennoch kein Einzelfall. In der Kalahari - zwischen Namibia und Südafrika - wurde vor zwei Jahren der erste afrikanische Friedenspark eingeweiht. Ein voller Erfolg. Die Touristenzahlen haben sich seitdem verdreifacht. Auf eine ähnliche Entwicklung hofft die Bevölkerung auch für den Limpopo-Parks. Allerdings sind die Voraussetzungen diesseits und jenseits der Grenze sehr unterschiedlich. In Südafrika ist der Kruger-Park gut erschlossen. Giraffen, Elefanten und Löwen konnten sich ungestört vermehren. Ganz anders in Mosambik: Im jahrzehntelangen Bürgerkrieg sind auch die Tierbestände zusammengebrochen. Touristische Infrastruktur gibt es kaum. In der ersten Euphorie wollten die Staatschefs den Zaun zwischen ihren Ländern einfach einreißen. Doch ganz so einfach ist das nicht, sagt Arrie von Wyk von der Nationalparkverwaltung in Mozambique.
Wir müssen uns zunächst um die betroffenen Dörfer kümmern. Rund 20.000 Menschen leben innerhalb des Parks. Es geht um ihre Zukunft. Wenn wir einfach 300 Kilometer Zaun einreißen, stehen plötzlich Löwen und Elefanten in ihren Feldern. Die Konflikte sind absehbar. Ich glaube, dass wir noch zwei Jahre brauchen. Bis dahin wissen die Menschen, was auf sie zukommt und wie sie vom Park profitieren können. Dann reißen wir die Zäune ein und lassen dem Wild freien Lauf.
Die Theatergruppe arbeitet im Auftrag der Nationalparkverwaltung. Nach der Vorstellung diskutieren die Dorfbewohner mit Vertretern der Peace Park Foundation. Es gibt Sorgen, aber die Hoffnung ist größer. Die Hoffnung auf Touristen, die Geld in der Region lassen, und vor allem die Hoffnung auf Jobs. Entscheidend ist, dass es uns gelingt, die schwarze Bevölkerung einzubeziehen, sagt Wesna Middleton vom South African Wildlife College.
Der Prozess hat gerade erst begonnen. In der Vergangenheit haben die Menschen hier kaum vom Tourismus profitiert - wegen der politischen Situation und der Apartheid. Die meisten waren auch selber nie Touristen. Sie müssen das ganze Konzept zunächst kennen lernen.
Das Wildlife College, direkt an der Grenze des Nationalparks, bildet Menschen für die Arbeit im Naturschutz aus. Allein Mozambique will 150 Ranger einstellen. Die Erwartungen sind groß: Die Touristenzahlen sollen sich mehr als verzehnfachen. Dass das nicht unrealistisch ist, zeigt der Nachbar Südafrika. Über eine Million Menschen besuchen jedes Jahr den Kruger Park. Und im Umfeld verdienen private Farmer gutes Geld mit einheimischen Wildtieren. Längst haben sie ihre Rinder abgeschafft und bieten statt dessen Safaris an. In der afrikanischen Baumsavanne folgt der Ranger Mike kaum sichtbaren Spuren im Gelände. Plötzlich stoppt der Jeep - vier Meter neben einem ruhenden Löwen.
Das ist einer der dominanten Löwen hier. Zusammen mit seinem Bruder hat er das Rudel vor kurzem übernommen. Der Bruder liegt dort drüben. Beide sind etwa sieben Jahre alt. Vorher waren hier zwei ältere Löwen Rudelführer. Aber einer von ihnen wurde im letzten Dezember von einem Büffel getötet. Und alleine konnte sich der andere gegen diese beiden jungen Männer nicht verteidigen. Deshalb hat er die Gegend verlassen. Und diese beiden hier haben das Rudel übernommen.
Im Jeep wird fotografiert und geflüstert. Die Löwen nehmen davon keine Notiz.
Sie werden schon über ihre Mütter an die Jeeps gewohnt. Und die wiederum über ihre Mutter und so weiter. Wenn eine Löwin Junge hat und wir kommen zum ersten Mal mit dem Auto an, laufen die Löwenbabys meistens weg. Aber dann parken wir direkt daneben. Die Mutter bleibt liegen, und die Jungen werden neugierig. Irgendwann kommen sie zurück, und nach einer Weile interessieren sie sich nicht mehr für das Fahrzeug.
Gut zwei Stunden dauert die Tour. Zwar gibt es keine Garantie, aber an guten Tagen haben die Touristen am Ende die "Big Five" gesehen: Löwe, Nashorn, Elefant, Büffel und Leopard. Ein einmaliges Erlebnis. Im südafrikanischen Teil des künftigen Peace Parks gibt es mittlerweile eher zu viel als zu wenig Wildtiere. Die Erweiterung nach Mozambique und im zweiten Schritt auch nach Simbabwe ist deshalb eine echte Chance - für Tier und Mensch.