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Friedensforschungsinstitut Sipri
Weltweite Rüstungsausgaben steigen

Vier Jahre lang haben die schwedischen Friedensforscher einen Rückgang der Rüstungsausgaben beobachtet. 2015 sind diese Ausgaben wieder gestiegen. Um etwa ein Prozent auf umgerechnet rund 1,5 Billionen Euro. Deutlich zugenommen haben die Waffenkäufe in Asien, Zentral- und Osteuropa sowie in einigen Staaten des Nahen Ostens.

Von Carsten Schmiester | 05.04.2016
    Venezolanische Soldaten stehen mit russischen Gewehren in der Hand nebeinander während einer Militärparade.
    Vier Jahre lang hatten die schwedischen Friedensforscher einen Rückgang der Rüstungsausgaben beobachtet. 2015 sind diese Ausgaben wieder gestiegen. (picture alliance / dpa / Carlos Hernandez)
    Ob es eine bedenkliche Trendumkehr ist, das lässt sich noch nicht sagen, aber der Rückgang aller weltweiten Rüstungsausgaben ist zumindest gestoppt. Vier Jahre lang hatten die schwedischen Friedensforscher diesen Rückgang beobachtet. 2015 sind die Ausgaben aber wieder – leicht - gestiegen. Um etwa ein Prozent auf 1,676 Milliarden Dollar, umgerechnet etwa 1,5 Billionen Euro.
    Diese Zunahme begründet das SIPRI-Institut vor allem mit teils deutlich verstärkten Waffenkäufen in Asien, Zentral- und Osteuropa und in einigen Staaten des Nahen Ostens. Dort hat vor allem ein Land die Forscher überrascht, sagt SIPRI-Projektleiter Sam Perlo-Freeman: "Saudi Arabien liegt jetzt auf dem dritten Platz der weltweit größten Waffenkäufer nach den USA und nach China. Das ist schon sehr außergewöhnlich. Und die Saudis setzen diese Waffen im Jemen oder in Syrien auch ein. Das Land will damit ganz klar seine Macht und seinen Status in der Region behaupten und ausbauen."
    Ukraine-Konflikt Ursache für erhöhte Rüstungsausgaben
    Gut 87 Milliarden Dollar haben die Saudis im vergangenen Jahr für Rüstungsprojekte ausgegeben, über 20 Milliarden Dollar mehr als Russland, das laut SIPRI mit 66,4 Milliarden Dollar der weltweit viertgrößte Waffenkäufer der Welt ist, gefolgt von Großbritannien mit 55,5 Milliarden. Deutschland liegt dem Bericht zufolge mit 39,4 Milliarden Dollar auf dem neunten Platz. Die USA an der Spitze der Tabelle haben ihre Rüstungsausgaben 2015 zwar etwas zurückgefahren, aber immer noch mehr als zehn Mal so viel ausgegeben wie ihre britischen Verbündeten, nämlich 596 Milliarden Dollar.
    Die Rüstungsausgaben von China werden in dem Bericht mit 215 Milliarden Dollar beziffert, knapp 7,5 Prozent mehr als im Vorjahr und damit mit dem russischen Plus vergleichbar. Das wiederum führen die Stockholmer Forscher unter anderem auf den weiterhin schwelenden Ukraine-Konflikt zurück, der natürlich auch die Ukraine sowie andere Länder dazu gebracht hat, ihre Rüstungsausgaben deutlich zu erhöhen: Litauen plus 33 Prozent, Polen plus 22 oder die Slowakei plus 13 Prozent.
    Größte Rüstungsbremse der niedrige Ölpreis
    Im Westen Europas gingen die Rüstungsausgaben dagegen zurück, wenn auch nur leicht um 1,3 Prozent. Aber auch das könnte sich laut SIPRI schnell wieder ändern. Frankreich sowie Großbritannien und Deutschland planen, angesichts der zunehmenden Bedrohung durch internationale Terrororganisationen und angesichts des gespannten Verhältnisses zu Russland, wieder mehr Geld für Rüstung auszugeben.
    Dass der weltweite Waffenhandel nicht noch deutlicher gewachsen ist, führt Perlo-Freeman auf Faktoren zurück, aufgrund derer einige Staaten schlicht nicht in der Lage waren, wie gewünscht einzukaufen. Als größte Rüstungsbremse hat sich dabei der niedrige Ölpreis entpuppt: "Wir sehen da ein sehr gemischtes Bild in 2016. Der Fall des Ölpreises steht ganz klar gegen die Krisen und Spannungen. In einigen ölproduzierenden Ländern sind die Rüstungsausgaben deshalb zurückgegangen. Aber nicht in allen. Allgemein kann man sagen, dass die Erhöhungen der Ausgaben in einigen Regionen der Welt größer waren als die Verringerungen in anderen."
    Ob es so weiter geht? Das wissen auch die Stockholmer Wissenschaftler nicht. Für eine seriöse Prognose seien die Schwankungen in der Weltwirtschaft und in der internationalen wie auch regionalen Politik zu stark. Aber allein diese Erkenntnis lässt aller Erfahrung nach auf wenig Gutes hoffen.