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Friedrich Merz' Tätigkeit in der Wirtschaft
Kaum nachhaltige Geldanlagen bei Blackrock

Zur Karriere des CDU-Politikers Friedrich Merz gehört der Aufsichtsratsvorsitz bei Blackrock Deutschland. Ein Blick auf die Anlagestrategie des Vermögensverwalters zeigt: Ökologische Nachhaltigkeit spielt dort nur ein untergeordnete Rolle.

Von Mischa Ehrhardt | 06.12.2018
    Am Haupteingang der Niederlassung in München steht der Schriftzug Blackrock
    Blackrock, der größte Vermögensverwalter der Welt, achte zu wenig auf ökologische Nachhaltigkeit, kritisiert eine NGO (imago)
    Wer sich auf der Internetseite von Blackrock umschaut, wird zum Thema Nachhaltigkeit schnell fündig: "Wir glauben an nachhaltige Unternehmen", ist dort ziemlich präsent zu lesen. Allerdings kann das auch heißen: Unternehmen, die langfristig wirtschaften und überleben werden. Für nachhaltige Anlagen im Sinne von ökologisch oder sozial nachhaltig jedenfalls ist Carlo Funk erster Ansprechpartner bei Blackrock:
    "Momentan haben wir mit knapp unter 500 Milliarden US-Dollar Assets under Management einen recht großen Teil unserer insgesamten Assets under Management in einer Form der Nachhaltigkeit angelegt. Das sind allerdings in erster Linie Spezialmandate."
    Wirtschaftlich nachhaltig - nicht ökologisch
    Spezialmandate: Das sind maßgeschneiderte Anlagelösungen für Großkunden, die spezielle Wünsche haben. Wenn beispielsweise ein Pensionsfonds wünscht, Gelder in einem bestimmten Bereich nicht anlegen zu wollen oder in einem anderem Bereich vermehrt. Im engeren Sinne aber sind das eben Speziallösungen. Sie fallen in der Regel nicht unter das, was man unter "nachhaltige" Anlagen im ökologisch-sozialen Sinn versteht: Das Volumen dieser im engeren Sinne nachhaltigen Investments liegt bei Blackrock weitaus niedriger.
    "Im passiven Bereich haben wir weltweit siebeneinhalb Milliarden im ETF-Bereich angelegt. Das macht also einen signifikant geringeren Teil der gesamten Assets under Management aus".
    Auch in umstrittene Waffenexporteure wird investiert
    Sieben Milliarden – gemessen an rund 6.500 Milliarden – sind ein verschwindend geringer Anteil von 0,1 Prozent. Zwar liegt auch allgemein – also wenn man die Finanzmärkte im Ganzen betrachtet – der Anteil an nachhaltigen Anlagen in einem überschaubaren Bereich von je nach Abgrenzung zwei bis drei Prozent hierzulande. Das allerdings ist offenbar ein Mehrfaches vom Blackrock-Engagement in diesem Bereich. So sehen auch Vertreter der Nichtregierungsorganisation FacingFinance viele Anlagen von Blackrock in einem kritischen Licht. Die Nichtregierungsorganisation setzt sich dafür ein, dass finanzielle Ressourcen ökologisch und sozial nachhaltig zum Einsatz kommen.
    "Wir haben uns mal zum Beispiel angeschaut, in welchem Umfang Blackrock in ausgewählte Waffenexporteure investiert ist, die derzeit den Krieg in den Jemen befeuern mit ihren Lieferungen. Da geht es dann um Summen von 35-40 Milliarden US-Dollar. Also ich glaube nicht, dass man Blackrock als Vorzeige-Vermögensverwalter in Bezug auf nachhaltiges Investment bezeichnen kann", sagt Thomas Küchenmeister von Facing Finance.
    Nur Treuhänder ohne Verantwortung?
    Der internationale Vermögensverwaltungs-Gigant beruft sich in der Auswahl seiner Anlagen und Fonds vor allem auf seine treuhänderische Funktion, vereinfacht gesagt: nur die Anlagewünsche seiner Kunden auszuführen. Und darauf hatte auch Friedrich Merz als Aufsichtsratsvorsitzender von Blackrock in Deutschland im Rahmen einer Pressekonferenz kürzlich verwiesen.
    "Das ist ein Vermögensverwalter. Diese Firma verwaltet das Vermögen von hunderttausenden privaten Kunden, treuhänderisch; und sie vertrauen uns das Geld an."
    NGO: Nachhaltigkeit offenbar kein Top-Thema
    Allerdings kann man natürlich als Vermögensverwalter durchaus entscheiden, bestimmte Anlagen einfach nicht in seinem Schaufenster anzubieten – bestimmte Wünsche von Kunden also nicht zu erfüllen. Daher sieht Thomas Küchenmeister auch den Aufsichtsratsvorsitz von Friedrich Merz bei Blackrock zumindest nicht als Ausweisschild in Sachen Nachhaltigkeit.
    "Als Chefaufseher ist er natürlich dann dazu da, die Investments- und Beteiligungsstrategien zu kontrollieren. Und wenn es nun so ist, dass Blackrock eben in sehr viel schädliche und wenig verantwortungsbewusste Unternehmen investiert, dann kann ich nur zu dem Schluss kommen, dass Nachhaltigkeit zum Beispiel für ihn kein Top-Thema ist. Also wenn der Merz jetzt in politische Verantwortung kommt, dann muss natürlich Nachhaltigkeit eine Rolle spielen."