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Frisch vom Markt: Die Grapefruit

Ob Orangen, Mandarinen oder eben die Grapefruit - besonders jetzt bringen die gelb-rötlichen Früchte aus sonnigeren Regionen Farbe an jeden Marktstand oder in die Obstabteilung. Winterzeit ist Zitruszeit - mangels frischer Früchte aus dem Norden. Und so hat auch die Grapefruit derzeit Hochkonjunktur. In der Umgangssprache wird die Grapefruit auch oft als Pampelmuse bezeichnet - botanisch gesehen ist das aber nicht richtig. Denn die Pampelmuse ist die Urmutter der Grapefruit: saurer, weniger saftig und durch ihre Größe nicht mehr vermarktungsfähig - bis zu 6 Kilo kann eine einzelne Pampelmuse auf die Waage bringen. Grapefruits hingegen sind wesentlich kleiner, sie sind das Ergebnis einer Kreuzung zwischen Pampelmuse und Orange: Milder im Geschmack, saftiger und sehr gehaltvoll.

Von Anna Florenske |
    Die Grapefruit - ihr Name gibt einige Rätsel auf. Grape heißt englisch Traube - doch was hat die große Schwester der Apfelsine mit Trauben zu tun? Wahrscheinlich ist der Name darauf zurückzuführen, dass die ganz jungen Früchte dicht gedrängt am Baum wachsen, in trauben-ähnlichen Gruppen. Grapefruits gehören zu den Zitrusfrüchten und stammen ursprünglich aus Südostasien. Heute werden sie in fast allen subtropischen Ländern angebaut. In Deutschland gekauft stammen sie meist aus den USA, Israel, der Türkei, Südafrika oder aus Spanien, erklärt Ulrich Decker, Fruchtgroßhändler aus Köln:

    Hier haben wir Grapefrucht aus Israel, das sind weißfleischige. Da haben wir aus Florida, das sind rote. Ich schneide Ihnen die mal auf, dass sie sehen können, wie die von innen aussehen. Schneidet. Das ist eine, die kommt aus der Türkei, eine halbrote.

    Die ersten Grapefruits kamen bereits Anfang der 50er Jahre auf den deutschen Markt. Das waren damals Sorten mit weiß-gelblicher Schale und eben solchem Fruchtfleisch. Doch sie sind herber, säuerlicher im Geschmack als die rötliche Züchtungen, welche heute den Markt dominieren, erzählt Ulrich Decker. Am meisten verkauft er die Sorten "Star Ruby” und "Sunrise”:

    Sie sind beide rotfleischig und sind milder, haben nicht diese starke Säure. Und Unterschied ist: die Sunrise haben ne dünnere Schale und mehr Saft. Und die andere Sorte hat eine dickere Schale und etwas weniger Saft. Wenn die sie jetzt unten mal in die Hand nehmen, merken Sie schon: die ist viel schwerer, obwohl sie den gleichen Durchmesser hat.

    Grapefruits sind etwas größer und haben mehr Saft als Apfelsinen - sie tropfen schnell und sie lassen sich nicht so leicht schälen. Es erfordert etwas mehr Mühe, sie zu verzehren - das ist wohl der Grund für den vergleichsweise geringen Verbrauch an Grapefruits in Deutschland: laut Zahlen der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle werden hierzulande pro Kopf nur etwa 3 Stück oder knapp ein Kilo Grapefruits im Jahr verspeist. Im Vergleich dazu ist die Apfelsine wesentlich beliebter, ihr Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei 7 Kilo im Jahr. Dabei steht die säuerlichere Grapefruit inhaltlich der Apfelsine in nichts nach, sagt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, kurz DGE:

    So eine Grapefruit hat schon bis 90 Prozent Wassergehalt. Aber sie sind schon gehaltvoll, indem sie sehr viel Vitamin C enthalten; zwischen 40 und 50 mg Vitamin C pro 100 g Frucht. Das bedeutet: wenn ich jetzt ein Glas Grapefruchtsaft trinken würde, könnte ich schon quasi den Tagesbedarf, den wir von der DGE empfehlen, mit einem Glas Grapefruchtsaft decken.

    Vitamin C stärkt das Immunsystem, das ist gerade im Winter besonders wichtig. Zudem enthalten Grapefruits viel Kalium, Folsäure und viele bioaktive Stoffe, die sich gesundheitsfördernd auswirken: da wären zum Beispiel Pflanzenfarbstoffe wie die Flavonoide und das Lykopin, deren krebsvermindernde Wirkung in vielen Studien nachgewiesen wurde. Und das Pektin, ein pflanzlicher Ballaststoff, der zur besseren Verdauung beiträgt und ausgleichend auf den Cholesterinhaushalt wirken kann. Und dem nicht genug, so Ernährungswissenschaftlerin Antje Gahl:

    In den Grapefruits aber auch charakteristisch, in letzter Zeit noch einmal ein bisschen besser durch diagnostische Verfahren auch bestimmbar, sind "Monotherpene”. Das nennt sich Limonen. Und auch dieser Pflanzenstoff hat auch schon in ersten Studien gezeigt, dass er das Wachstum von Krebstumoren hemmen konnte.

    Das krebshemmende Limonen steckt in der Schale und in den Häutchen zwischen den Fruchtfleisch-Stückchen. Daher empfiehlt es sich, die Grapefruit nicht nur ausgepresst als Saft zu genießen. Wer die volle gesundheitsfördernde Wirkung der Grapefruit auskosten möchte, sollte die Segmenthäutchen mitessen! Zum Beispiel, indem er die Grapefruit halbiert, die Schale mit einem Messer abtrennt - und sich dann, in Stückchen zerlegt, der zarten, süß-sauren Frucht hingibt.