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Frisches Wasser auf dem Mars?

Planetologie. – Die Diskussion um flüssiges Wasser auf dem Mars ist so eine Art Dauerbrenner speziell unter den Marsforschern in den Diensten der US-Raumfahrtagentur Nasa. Jetzt haben Bilder der inzwischen verloren gegangenen Sonde "Mars Global Surveyor" die Spekulationen über Wasser wieder angeheizt. Es soll vor wenigen Jahren erst geflossen sein.

Von Guido Meyer |
    Wasser ist nicht gleich Wasser. Auf dem Mars gibt es Wassereis; so viel war bekannt. In der Atmosphäre existiert Wasserdampf – auch das wussten die Weltraumforscher. Doch das ist wirklich neu:

    "Today we are talking about liquid water that is present on Mars right now.”"

    Heute reden wir über flüssiges Wasser, das derzeit auf dem Mars präsent ist, verkündet Kenneth Edgett vom Mars-Forschungsinstitut Malin Space Science Systems in San Diego, Kalifornien, das im Auftrag der amerikanischen Weltraumbehörde Nasa deren Mars-Sonden betreibt. Doch damit der Neuigkeiten nicht genug:

    Fünf bis zehn gefüllte Swimming-Pool-Ladungen Wasser seien es, die man in beiden Fällen entdeckt habe. Entdeckt auf Bildern der Sonde Mars Global Surveyor, die erst vor zwei Wochen das Zeitliche gesegnet hat, allerdings mit einer bemerkenswerten Hinterlassenschaft. Die Nasa-Forscher haben Fotos von 1999 und 2005 verglichen, die beide jeweils denselben Krater zeigen. In nur sieben Jahren hat sich an den Hängen eine Art Wasser-Ader aufgetan, die Geröll aufsammelt, wie ein Gletscher mitschleift und die Kraterwand hinunterrollt. Michael Malin, Chef-Wissenschaftler von Malin Space Science Systems:

    ""Dieses Material war so flüssig, dass es sich um relativ kleine Objekte herum geteilt, sie quasi umflossen hat. Dennoch muss es im Laufe des Abstiegs dickflüssiger geworden sein, da es am Ende nicht auseinander geflossen ist, wie pures, dünnflüssiges Wasser es tun würde. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um mit Sedimenten angereichertes Wasser, eine Art Schlammlawine."

    Die Rinnen erstrecken sich über etwa einen Kilometer Länge in zwei Kratern auf der Südhalbkugel des Mars. Bleibt die Frage, wie das Wasser dorthin gelangen konnte, denn an der Oberfläche kann sich flüssiges Wasser nicht lange Zeit halten, da es entweder gefrieren oder sich verflüchtigen würde. Es könnte jedoch lange genug flüssig bleiben, um etwa einen kilometerlang eine Gerölllawine mit sich zu ziehen. Michael Malin:

    "”Wir vermuten, dass sich Wasser aus dem Innern durch die Ritzen der Kraterwand einen Weg nach oben gebahnt hat. An der Oberfläche ist es dann, nach einer Weile, gefroren. Dieses Eis hat einen Damm gebildet, der das nachfließende Wasser gestaut hat. Neues Wasser steigt auf und drückt gegen den Damm, bis dieser irgendwann bricht und sich die gesamte Lawine aus Eis, Wasser und Geröll ihren Weg talwärts sucht.""

    Sind die hellen Rinnen in nur maximal sechs Jahren entstanden, ist den Nasa-Forschern jedoch nicht klar, wieso sie nicht längst wieder verschwunden sind. Auch auf dem Mars gibt es Jahreszeiten, die das zu Eis gefrorene Wasser hätten wieder schmelzen und dann verdunsten lassen. Kenneth Edgett:

    "”Zwar könnte es sich dabei um eine Form von Gletscher handeln, die aus dem ehemals flüssigen Wasser entstanden sind. Diese Rinnen sind jedoch bereits seit Jahren dort, noch immer hell und nicht verdampft. Es könnte sich um Mineralien handeln, die sich aus dem Wasser abgelagert haben, zum Beispiel Salz. Oder aber wir sehen feine Gesteinskörnchen, die aufgrund ihrer geringen Masse von der Schlammlawine während der Abstiegs nach oben getragen wurden und heute hell schimmern.""

    Die beiden Rover Spirit und Opportunity sind zu weit weg, um die Rinnen näher zu erkunden. Die Nasa plant mit dem Astrobiology Field Laboratory jedoch bereits einen größeren Rover, der nun ein erstes Ziel auf dem Mars haben dürfte.