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Fristsache Magister

Trotz Bachelor und Master sind noch mehrere Tausend Studierende in Magisterstudiengängen eingeschrieben, werden aber unterschiedlich behandelt: So exmatrikuliert zum Beispiel die Uni Köln Studierende, die sich noch im Grundstudium befinden - ein Fristsache.

Von Martin Schütz | 09.05.2011
    Im Sommer 2007 konnten sich Studierende an der Kölner Universität letztmals in einen Magisterstudiengang einschreiben. Ihnen wurde eine Übergangsfrist eingeräumt, damit sie ihr Grundstudium erfolgreich abschließen können. Jeder Magister hatte die doppelte Semesterzahl Zeit. Diese Frist ist nun abgelaufen, wer sich noch immer im Grundstudium befindet, muss sein Magisterstudium nun beenden. Rund 50 der verblieben 1700 Magisterstudierenden droht die Exmatrikulation. Ein logischer Schritt, so der Pressesprecher der Kölner Universität Patrick Honecker. Schließlich seien die Betroffenen seit Langem darüber informiert:

    "Jeder Einzelne ist angeschrieben worden. Wir wissen, dass sich hinter jedem einzelnen eine Biografie verbirgt, die man auch abfragen muss und jeder einzelne hat auch die Möglichkeit gehabt an einem Beratungsgespräch teilzunehmen. Diese Angebote sind nicht immer wahrgenommen worden, aber Angebote bestanden."

    So wie die Kölner Uni verhalten sich auch andere Universitäten vor, zum Beispiel die Uni Münster. An der LMU in München dagegen ist die Studienzeit maximal begrenzt, während an der Tübinger Uni die restlichen Magisterstudierenden in Ruhe einen Abschluss machen können. Deutschlandweit gibt es also kein einheitliches Verfahren, wie mit den verbliebenen gut 65.000 Magisterstudierenden umgegangen wird. Der AStA der Kölner Uni ist über die drohenden Exmatrikulationen enttäuscht. Die Informationspolitik der Hochschule sei über die Jahre hinweg dürftig gewesen und das Prozedere taktlos, sagt der AStA-Vorsitzende Jonas Thiele:

    "Ich sehe die Vorbereitungen relativ schlecht. Es gab sehr wenige Informationen, dann folgten irgendwann Briefe: `Sie haben jetzt noch so und so viel Zeit`. Da hätte man sehr viel offensiver rangehen müssen und das bewusst machen müssen, durch Aushänge, durch Veranstaltungen usw. und hätte da wesentlich sensibler mit umgehen müssen, als wenige Wochen vor einer Zwischenprüfung zu schreiben: Wenn sie die nicht besehen sind sie raus."

    Neben Briefen und Beratungsangeboten sind die verbliebenen Magister auch auf einen Wechsel in einen Bachelorstudiengang hingewiesen worden. Nach Angaben der Uni haben diese Möglichkeit in den vergangenen Semestern mehr als 400 Studierende in Anspruch genommen. Auch wenn mache Studienfächer, wie zum Beispiel Russisch oder Politik, nicht mehr studiert werden können. Zudem konnte jeder, der nun vor der Exmatrikulation steht einen Härtefallantrag stellen, sagt Patrick Honecker:

    "In der Philosophischen Fakultät gab es 30 Härtefallanträge, davon sind 20 positiv beschieden worden, da hat man gesagt es gibt eine schwierige Situation, weil jemand krank geworden ist, weil das private Umfeld nicht adäquat gewesen ist. Wir versuchen da schon so weiche Lösungen wie möglich zu finden."

    Ihnen wird die Frist nun individuell verlängert, um das Grundstudium noch erfolgreich abzuschließen. Damit will sich der AStA nicht zufriedengeben. Die Studentenvertretung wird die Klage einer Studierenden unterstützen, deren Härtefallantrag abgelehnt wurde:

    "Wir unterstützen tatsächlich eine Klage. Da haben wir eine Person, die eine relativ verallgemeinbare Situation durchgemacht hat, sie ist nicht unbedingt ein typischer Härtefall. Ihr fehlen einige Scheine, und da wird ihr nicht die Chance gegeben, die zu machen."

    Auf diesem Weg hofft der AStA, dass alle Studierenden wieder in den Magister zurück können. Auch wenn sich Jonas Thiele keine großen Hoffnungen auf ein positiven Ausgang für die 50 Studierenden macht.

    "Trotzdem sehen wir es natürlich so, dass die Studierenden ein Recht haben, den Studiengang den sie angefangen haben auch zu Ende studieren zu können und sich einfach die Zeit zu nehmen, um ein erfolgreiches Studium durchzuführen."

    Die Kölner Universität sieht der Klage gelassen entgegen. Schließlich sieht sie sich nicht nur juristisch im Recht, sondern auch die Mehrheit der 40.000 Studierenden hinter sich:

    "Die Zahlen sprechen hier ja für sich. Wie haben insgesamt 39.950 Studierende, die die Angebote wahrnehmen, und 50, die die Angebote jetzt nicht wahrnehmen wollen. Dementsprechend gibt es da ja eine Abstimmung mit den Füßen, und da wir ja so demokratisch wie möglich agieren, richten wir uns natürlich nach der Mehrheit."

    Da ein Urteilsspruch noch fern ist, werden in naher Zukunft die ersten Exmatrikulationsbescheide verschickt. Die jeweiligen Prüfungsausschüsse der Fakultäten bereiten diese derzeit vor.

    Nur noch eine Minderheit: Magisterstudierende an deutschen Unis