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Fristversäumnis bei Gravitationswellen
Noch kein Nobelpreis für die Jahrhundert-Entdeckung

Heute vor einem Jahr wurde der erste direkte Nachweis von Gravitationswellen bekannt gegeben. Die beiden LIGO-Detektoren in den USA hatten das minimale Erzittern von Raum und Zeit gemessen, das vom Verschmelzen zweier Schwarzer Löcher verursacht worden war.

Von Dirk Lorenzen | 11.02.2017
    Zwei Schwarze Löcher kurz vor dem Verschmelzen (Simulation)
    Vor einem Jahr wurde die Entdeckung der Gravitationswellen verkündet, die vom Verschmelzen zwei Schwarzer Löcher stammen. (SXS/LIGO)
    Damit wurde die Gravitationswellenforschung von einem physikalischen Experiment zu einem Teil der Astronomie. Denn nun beobachten die Forscher auch mit Hilfe der Gravitationswellen die Vorgänge im Kosmos.
    Laut dem Testament von Alfred Nobel soll der von ihm gestiftete Preis an diejenigen gehen, die der Menschheit im verflossenen Jahr den größten Nutzen geleistet haben. Im Bereich der Physik seien die wichtigste Entdeckung oder Erfindung auszuzeichnen.
    Die Entdeckung gelang mit den beiden LIGO-Detektoren in den USA, die sehr viel Technik von GEO600 bei Hannover nutzen
    Die Entdeckung gelang mit den beiden LIGO-Detektoren in den USA, die sehr viel Technik von GEO600 bei Hannover nutzen (LIGO)
    Im vergangenen Jahr hätte das Nobel-Komitee erstmals seit langer Zeit wieder den Willen Alfred Nobels exakt erfüllen können. Doch es wurde kein Gravitationswellenforscher geehrt. Vielmehr ging der Nobelpreis an drei Forscher für Entdeckungen, die Jahrzehnte zurückliegen.
    Den Gravitationswellenforschern wurde ihre wissenschaftliche Gründlichkeit zum Verhängnis. Denn Vorschläge für den Nobelpreis des Jahres müssen bis zum einunddreißigsten Januar eingehen – die Verkündung der Gravitationswellenbeobachtung war elf Tage später. Die Analyse der Daten hatte etwas zu lange gedauert.
    Die Frist war versäumt und das Nobel-Komitee hat die Wellen ignoriert. Ein Verhalten irgendwo zwischen selbstverliebt und ahistorisch, wie manche Experten kritisiert haben
    Ob die Gravitationswellenforscher in diesem Jahr ausgezeichnet werden, erfahren wir am 3. Oktober.