Man kann sich fragen, warum eine junge österreichische Regisseurin zunächst einen Film über ein Mädchen dreht, das seine Eltern umbringt, dann einen Horrorfilm über ein Hotel in den Alpen – und jetzt einen Film über den Wallfahrtsort Lourdes.
Wagen wir die These, dass es sich in allen drei Fällen um einen Blick auf Irrsinswelten handelt, die ihrer ganz eigenen Normalität gehorchen. Zentrum von Jessica Hausners neuem Spielfilm "Lourdes" sind die Augen ihrer ganz körpergelähmten Heldin. Christine, gespielt von Sylvie Testud, fährt nach Lourdes, wohl weniger, weil sie auf Heilung hofft, sondern weil es für eine junge Frau im Rollstuhl nicht allzu viele Reisemöglichkeiten gibt. Lourdes, das ist ein Ziel unter anderen. Und hin und wieder eine Möglichkeit, mit den adretten Helfern des Malteserordens zu flirten.
Stoischen Blickes erduldet und betrachtet Christine die Pauschalreise der Versehrten, den Ausflug zur heiligen Grotte, die Wunder- und Marienmaschinerie, in der den Pilgern im Fließbandrhythmus heiliges Wasser übers Haupt geschüttet wird. Und so fährt die Kamera die langen Schlangen vor der Mariengrotte ab, steigt mit den Pilgern auf ein nahes Hügelchen und wieder hinab zur Beichte und allabendlichen Fürbitte. All dies fügt sich zum großen Rhythmus des Religionstourismus.
Seine Kraft zieht der Film aus einer stilisierten Wirklichkeit, aus der Spannung zwischen Pilgerrummel und sorgsam komponierten Szenen. Dabei entwirft Jessica Hausner exemplarische Figuren, die sich zu einer Art absurdem Theaterstück zusammen finden. Die Mutter, die alljährlich mit ihrer schwer kranken Tochter nach Lourdes kommt. Die junge Betreuerin, für die die Pilgerreise in erster Linie Kontaktbörse ist. Die knorrrige Alte, die so zuvorkommend Christines Rollstuhl schiebt, nicht zuletzt weil sie so beim Gottesdienst nach vorne gelangt, zur günstigeren Startposition für den Segen. Und die zwei lästernden Damen, die die Wallfahrt mit spitzen Kommentaren überziehen. Sie alle stehen im gnadenlosen Wettkampf um die Heilkraft der Mutter Gottes. Die Wettbewerbsvorteile sucht man hin und wieder beim Pfarrer.
Tatsächlich wird das Wunder eintreten, Lourdes und den Film aber nicht weiter aus dem Takt bringen. Es trifft ausgerechnet die gelähmte Christine, die eigentlich nur zu einer Art Beschäftigungstherapie an den Wallfahrtsort gereist ist. Plötzlich kann sie sich auf Krücken fort bewegen, sogar an einer Wanderung teilnehmen. Aber, wie sollte es auch anders sein, auch in Lourdes ist sich jeder selbst der nächste.
Ganz allmählich entsteht aus den Massengottesdiensten und dem Gerede und dem Lästern der Pilger, aus all’ den Neon-Heiligenscheinen und bunten Marienfigürchen eine leise Farce. "Lourdes" zeigt das große kitschige Geschäft mit der Hoffnung, das am Ende mit dem Preis für die beste Pilgerin des Jahres lockt.
Wagen wir die These, dass es sich in allen drei Fällen um einen Blick auf Irrsinswelten handelt, die ihrer ganz eigenen Normalität gehorchen. Zentrum von Jessica Hausners neuem Spielfilm "Lourdes" sind die Augen ihrer ganz körpergelähmten Heldin. Christine, gespielt von Sylvie Testud, fährt nach Lourdes, wohl weniger, weil sie auf Heilung hofft, sondern weil es für eine junge Frau im Rollstuhl nicht allzu viele Reisemöglichkeiten gibt. Lourdes, das ist ein Ziel unter anderen. Und hin und wieder eine Möglichkeit, mit den adretten Helfern des Malteserordens zu flirten.
Stoischen Blickes erduldet und betrachtet Christine die Pauschalreise der Versehrten, den Ausflug zur heiligen Grotte, die Wunder- und Marienmaschinerie, in der den Pilgern im Fließbandrhythmus heiliges Wasser übers Haupt geschüttet wird. Und so fährt die Kamera die langen Schlangen vor der Mariengrotte ab, steigt mit den Pilgern auf ein nahes Hügelchen und wieder hinab zur Beichte und allabendlichen Fürbitte. All dies fügt sich zum großen Rhythmus des Religionstourismus.
Seine Kraft zieht der Film aus einer stilisierten Wirklichkeit, aus der Spannung zwischen Pilgerrummel und sorgsam komponierten Szenen. Dabei entwirft Jessica Hausner exemplarische Figuren, die sich zu einer Art absurdem Theaterstück zusammen finden. Die Mutter, die alljährlich mit ihrer schwer kranken Tochter nach Lourdes kommt. Die junge Betreuerin, für die die Pilgerreise in erster Linie Kontaktbörse ist. Die knorrrige Alte, die so zuvorkommend Christines Rollstuhl schiebt, nicht zuletzt weil sie so beim Gottesdienst nach vorne gelangt, zur günstigeren Startposition für den Segen. Und die zwei lästernden Damen, die die Wallfahrt mit spitzen Kommentaren überziehen. Sie alle stehen im gnadenlosen Wettkampf um die Heilkraft der Mutter Gottes. Die Wettbewerbsvorteile sucht man hin und wieder beim Pfarrer.
Tatsächlich wird das Wunder eintreten, Lourdes und den Film aber nicht weiter aus dem Takt bringen. Es trifft ausgerechnet die gelähmte Christine, die eigentlich nur zu einer Art Beschäftigungstherapie an den Wallfahrtsort gereist ist. Plötzlich kann sie sich auf Krücken fort bewegen, sogar an einer Wanderung teilnehmen. Aber, wie sollte es auch anders sein, auch in Lourdes ist sich jeder selbst der nächste.
Ganz allmählich entsteht aus den Massengottesdiensten und dem Gerede und dem Lästern der Pilger, aus all’ den Neon-Heiligenscheinen und bunten Marienfigürchen eine leise Farce. "Lourdes" zeigt das große kitschige Geschäft mit der Hoffnung, das am Ende mit dem Preis für die beste Pilgerin des Jahres lockt.