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Frontalzusammenstoß in der Umlaufbahn

Heute vor fünfzehn Jahren verhielt sich der französische Militärsatellit Cerise plötzlich sehr merkwürdig. Die Kommunikation brach ab und hoch auflösende Radarbeobachtungen zeigten, dass der Satellit nur noch schwer taumelnd seiner Bahn in 700 Kilometern Höhe folgte.

Von Dirk Lorenzen |
    Der Satellit, der Funkverbindungen abhören sollte, war mit einem Stück Weltraummüll kollidiert. Ein Teil einer alten Ariane-Rakete hatte den sechs Meter langen Stabilisierungsarm des Satelliten getroffen.

    Zwar war das alte Raketen-Stück kaum so groß wie eine Handtasche, aber bei einem Tempo von 50.000 Kilometern pro Stunde wurde es zum zerstörerischen Geschoss. Die Kollision des Cerise-Satelliten mit dem Ariane-Rest ist die erste belegte Kollision zweier Objekte in der Erdumlaufbahn.

    In diesem Fall hatten die Ingenieure noch Glück. Es gelang, den kleinen Satelliten mit neuer Steuerungssoftware zu programmieren und ihn wieder unter Kontrolle zu bekommen. Doch so glimpflich gehen Kollisionen im All nur selten aus.

    Vor zwei Jahren sind ein funktionstüchtiger Iridium-Kommunikationssatellit und ein ausgedienter russischer Satellit zusammengestoßen. Zurück blieben nur Trümmerwolken.

    Der Weltraummüll wird zu einem immer bedrohlicheren Problem. Um die Erde kreisen bereits gut eine halbe Million Trümmerstücke, die größer sind als ein Zentimeter. Und die Anzahl der Schrottteilchen steigt weiter schnell an.

    Kollisionen wie die von Cerise könnten bald fast täglich erfolgen. In etwa vierzig Jahren droht gar das Ende der bemannten Raumfahrt - weil die Gefahr eines tödlichen Zusammenstoßes dann viel zu groß ist.

    NASA-Informationen zum Cerise-Satelliten

    Forschung zum Weltraummüll an der TU Braunschweig